Tipp des Tages: Knock-out-Call auf Wirecard

von Petra Maier, Euro am Sonntag

Es war ein Überraschungscoup der besonderen Art: Am 8. November erklärte die indische Regierung die 500er- und 1000er-­Rupien-Scheine für ungültig. Mit der Aktion will Ministerpräsident ­Narendra Modi drei Probleme angehen: Korruption, Steuerbetrug und Schattenwirtschaft. Während die Inder in langen Schlangen vor den Banken anstehen, um die alten Scheine zu wechseln, ist Modi schon einen Schritt weiter in Richtung ­"Digital India". Bis 2024 soll Bargeld gar keine Rolle mehr spielen.

Mittendrin mischt Wirecard mit. 2015 kauften die Aschheimer das Payment-Geschäft der Great Indian Retail Group. Bei den mittlerweile zehn Millionen ICashCard-Inhabern wird es nicht bleiben. Indien könnte sich angesichts der großen Bevölkerung zum Wachstumsturbo entwickeln. Schon 2016 wird sich das Betriebsergebnis in dem Land mehr als verdoppeln. Am Ende könnten bis zu 18 Millionen Euro herausspringen. Und das ist nur der Anfang. ­Wirecard wird 2017 eine Prepaid-­Kreditkarte herausbringen.

Was Inder noch lernen sollen, ist für Chinesen alltäglich. Mit 450 Millionen Nutzern ist Alipay der Platzhirsch in China. Seit einem halben Jahr können die Chinesen auch in Europa die Alipay-App nutzen. Für alle ein Gewinn: Für die Reisenden ist es bequem, die teilnehmenden Händler verzeichnen einen hohen Umsatzanstieg, und als Zahlungsabwickler verdient Wirecard an jeder Transaktion mit. Alipay soll bald in ganz Europa verfügbar sein.

Das Wachstum macht sich in den Zahlen bemerkbar. Wirecard hat vor Kurzem das Ziel für das laufende Jahr angehoben und rechnet mit ­einem Betriebsergebnis von bis zu 312 Millionen Euro nach 227 Millionen im Vorjahr. Für 2017 stellt ­Wirecard ein Ergebnis von bis zu 400 Millionen Euro in Aussicht.

Trotz des Gewinnwachstums verlor die Aktie in den vergangenen Wochen rund acht Prozent. Das weckt Erinnerungen: Der Titel geriet ­Anfang des Jahres unter Druck, als Hedgefonds die Aktie im großen Stil leer verkauften und auf fallende Kurse spekulierten. Die Vorwürfe der anonymen Studie entpuppten sich aber als haltlos. Die Aktie konnte den Einbruch aufholen.

Wie das aktuelle Kursbild zeigt, scheinen sich die Leerverkäufer ­wieder zu positionieren. Dieses Mal wird es für die Hedgefonds aber viel riskanter werden. Denn mit dem Wandel des indischen Bezahlsystems ist für Wirecard ein neuer milliardenschwerer Markt entstanden. Mutige Anleger positionieren sich mit einem Knock-out-Call.

Knock-out-Call
Wirecard

Emittent: Citigroup
ISIN: DE 000 CX1 PB6 9
Laufzeit: Endlos
Bezugsverhältnis: 0,1
Kurs K.-o.-Call 12.12.2016: 1,20 €
Basispreis variabel: 30,30 €
K.-o.-Schwelle variabel: 32,09 €
Hebel: 3,5
Aufgeld in %: 0,39
Abstand zum Knock-out: 24 %
Spread absolut: 0,01 €