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Hebelprodukte: Wie Anleger Bewegungen nutzen

27.10.16 09:30 Uhr

Hebelprodukte: Wie Anleger Bewegungen nutzen | finanzen.net

Warum sich Faktor-Zertifikate nicht für Seitwärtsmärkte eignen und Knock-out-Papiere die bessere Wahl sind.

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von Gian Hessami, Euro am Sonntag

Nach dem ständigen Auf und Ab befindet sich der DAX wieder in etwa auf dem Niveau vom Jahresanfang. Von kurzen Auf- oder Abwärtsbewegungen können spekulativ eingestellte Anleger mit Hebelprodukten profitieren. Mit Long-Posi­tionen setzen sie auf steigende und mit Short-Positionen auf ­fallende Kurse eines Basiswerts. Eine beliebte Produktkategorie dafür sind Faktorzertifikate.

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Diese Papiere sind einfach zu verstehen und verfügen über ­einen konstanten Hebel. Steigt beispielsweise der DAX an einem Tag um ein Prozent, legt der Kurs des zugehörigen Long-Zertifikats, das einen Faktor von vier hat, um vier Prozent zu. Der Hebel wirkt aber auch umgekehrt: Läuft der DAX in die falsche Richtung, verliert das Zertifikat überproportional an Wert.

Es gibt noch einen anderen Haken: In Seitwärtsmärkten kann es passieren, dass Anleger mit Faktorzertifikaten in die roten Zahlen geraten. Schuld daran sind die Tücken der Prozentrechnung. Um den Hebel kon­stant zu halten, wird dieser an ­jedem Handelstag neu justiert, auf Basis des Schlusskurses des Basiswerts vom vorherigen Tag.

Steigt der Basiswert an einem Tag um ein Prozent, legt das Zertifikat mit dem Faktor vier um vier Prozent zu, zum Beispiel von 100 auf 104 Euro. Fällt nun der Basiswert am nächsten Tag um ein Prozent, sinkt der Zertifikatekurs um vier Prozent von 104 auf 99,84 Euro.

Deutliche Einbußen möglich

In trendstarken Phasen führt diese Art der Berechnung zu ­einem positiven Effekt. In Seitwärtsmärkten kann es jedoch zu bösen Überraschungen kommen, weil der Zertifikatekurs an Wert verliert. Das gilt besonders für Papiere mit großem Hebel. So hat das DAX-Long-Zertifikat von Vontobel mit dem Faktor zehn (ISIN: DE 000 VZ9 L10 2) in diesem Jahr fast 90 Prozent an Wert verloren.
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Dieses Problem können An­leger umgehen, indem sie auf Knock-out-Produkte setzen. Sie bilden die Entwicklung des Basiswerts stets eins zu eins ab, durch den geringeren Kapitaleinsatz im Vergleich zum direkten Kauf des Basiswerts entsteht die Hebelwirkung. Allerdings bleibt der Hebel während der Laufzeit nicht konstant. So sinkt der Hebel eines Long-Knock-outs beim Anstieg des Basiswerts. Und: Geht die Wette nicht auf, droht der Totalverlust.

Ein Long-Knock-out-Papier von HSBC (DE 000 TD6 CMV 7) könnte sich für all diejenigen eignen, die davon ausgehen, dass sich der DAX bis Anfang des kommenden Jahres nach oben bewegt. Das Papier hat derzeit einen Hebel von 4,4. Die Knock-out-Schwelle liegt bei 8.300 Punkten. Rutscht der DAX auf diese Kursmarke, verfällt das Papier wertlos.

Noch größere Renditechancen bietet das DAX-Long-Knock-out von HSBC mit einem Hebel von 9,1 (DE 000 TD6 CVL 9). Auch hier gibt es einen Haken: Die Knock-out-Barriere liegt bereits bei 9.540 Zählern - berührt der DAX diese Schwelle, ist der Kapitaleinsatz verloren.

Bildquellen: Garsya / Shutterstock.com, Zadorozhnyi Viktor / Shutterstock.com