ROUNDUP: Japans Notenbank bestätigt Leitzins und beginnt mit Verkauf von ETFs

19.09.25 10:16 Uhr

TOKIO (dpa-AFX) - Japans Zentralbank hat den Leitzins wie erwartet nicht verändert und mit dem geplanten Verkauf von börsengehandelten Fonds (ETF) für eine Überraschung an den Finanzmärkten gesorgt. Die Bank of Japan (BoJ) wolle mit dem Verkauf ihrer seit der Corona-Pandemie massiv angehäuften ETF-Bestände beginnen, teilte die Notenbank am Freitag in Tokio mit. Damit kündigten sie einen weiteren Schritt zur Abkehr von ihrer über Jahre hinweg extrem expansiven Geldpolitik an.

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An den Finanzmärkten kam es aber nur kurzzeitig zu deutlichen Kursreaktionen. Am Aktienmarkt fiel der Leitindex Nikkei 225 zeitweise um rund eineinhalb Prozent. Zum Handelsschluss reduzierten sich die Verluste allerdings auf nur noch etwa ein halbes Prozent. Der japanische Yen legte ebenso wie die Renditen von japanischen Staatsanleihen zu.

Nach Einschätzung des Analysten Michael Pfister von der Commerzbank ist der angekündigte Verkauf der ETFs ein weiterer Schritt in Richtung der Normalisierung der Geldpolitik. Er schränkte aber ein, dass dieser Prozess eher langsam verlaufe.

Beim Leitzins haben die Notenbanker hingegen auf Überraschungen verzichtet. Den haben die Notenbanker wie von Analysten erwartet weiter auf 0,50 Prozent festgesetzt. Im vergangenen Jahr hatte die Bank of Japan (BoJ) ihre jahrelange Negativzinspolitik beendet und den Leitzins wieder ins positive Terrain gebracht. Zuletzt hatte sie den Leitzins im Januar um 0,25 Prozentpunkte angehoben und seitdem keine Änderung mehr vorgenommen.

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Im Anschluss an die Zinsentscheidung sagte der Präsident der Notenbank, Kazuo Ueda, dass sich die Inflation in Japan dem anvisierten Ziel von zwei Prozent annähere. Allerdings sei das Ziel noch nicht ganz erreicht. Es gebe weiterhin Preisrisiken in beide Richtungen, schränkte der Notenbankchef ein.

Kurz vor der Zinsentscheidung veröffentlichte die Regierung in Tokio am frühen Morgen die Inflationsdaten für August. Demnach ist die Inflation in Japan weiter auf dem Rückzug. Die Verbraucherpreise ohne Berücksichtigung von frischen Lebensmitteln sind im August um 2,7 Prozent im Jahresvergleich gestiegen. Damit hat sich die Teuerung den dritten Monat in Folge abgeschwächt. Im Juli hatte die Inflationsrate noch bei 3,1 Prozent gelegen, im Juni bei 3,3 Prozent und im Mai bei 3,7 Prozent.

Nach Einschätzung von Experten der Dekabank haben sich mit den aktuellen Beschlüssen und Aussagen die Hinweise auf eine weitere Leitzinserhöhung im Oktober verstärkt. Commerzbank-Experte Pfister erwartet in diesem Jahr nur eine weitere Zinserhöhung. "Alles, was darüber hinausgeht, dürfte eher unwahrscheinlich sein", sagte der Analyst./jkr/jsl/stk