25 Jahre Mauerfall

Aktien aus dem Osten: Wo ein Einstieg lohnt

aktualisiert 11.11.14 21:59 Uhr

Aktien aus dem Osten: Wo ein Einstieg lohnt | finanzen.net

Die Wirtschaft Ostdeutschlands ist längst noch nicht auf Westniveau, doch sie holt auf - dank Innovationsgeist und Förderung.

Werte in diesem Artikel
Aktien

60,90 EUR -1,10 EUR -1,77%

3,10 EUR 0,06 EUR 1,97%

19,46 EUR -0,03 EUR -0,15%

17,62 EUR 0,02 EUR 0,11%

Indizes

23.767,4 PKT 71,8 PKT 0,30%

29.887,7 PKT 61,3 PKT 0,21%

3.842,7 PKT 23,0 PKT 0,60%

von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag

Weihnachten ist in Halle an der Saale schon lange vorbei - zumindest in der Schoko­laden­fabrik des Süßwarenherstellers Halloren. Dort startet dieser Tage die Produktion für Ostern. Statt Schokoreliefs von lachenden Ren­tieren laufen nun gefüllte Ostereier vom Band. Parallel werden die Klassiker des Unternehmens - die mit ­einer Sahne-Kakao-Mischung gefüllten Halloren-Kugeln - weiterproduziert.

Wer­bung

Das ostdeutsche Unternehmen hat gut zu tun: Die Umsätze sind im ersten Halbjahr 2014 um mehr als 20  Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Mit eigenen Shops, internationalen Kooperationen und der Erweiterung der Produktpalette will das Unternehmen nun auch das Ausland erobern.

Halloren ist eine Ausnahme. Nur wenigen DDR-Marken ist es nach der Wende gelungen, sich zu etablieren und sogar in den Westen zu expandieren. Für viele Firmen kam das Aus. Arbeitsplätze fielen weg, und über zwei Millionen Menschen wanderten nach 1989 in den Westen ab. Aus dem "Aufschwung Ost" drohte Stillstand zu werden.

Heute stehen die neuen Bundesländer besser da denn je. Die einst von Helmut Kohl versprochenen blühenden Landschaften gibt es mittlerweile, auch wenn sich die Aufholjagd des Ostens verlangsamt hat. Obwohl die Arbeitslosigkeit sinkt, der jahrelange Abwanderungstrend gestoppt werden konnte und die Infrastruktur sehr gut ausgebaut ist, ­nähert sich der Osten nur langsam an die alten Bundesländer an: Die Wirtschaftsleistung pro Person liegt lediglich auf Zwei-Drittel-Niveau des Westens. Das verfügbare Einkommen stagniert seit Jahren bei 80 Prozent des Westdurchschnitts. Und die Investitionen pro Kopf sind gemessen am Niveau in Westdeutschland seit 2005 von 77 auf 75 Prozent ge­fallen.

Wer­bung

Für viele Ökonomen ist die Entwicklung nicht überraschend. "Die einzelnen Regionen in Ostdeutschland sind strukturell sehr unterschiedlich", sagt Michael Hüther, Chef des arbeitgebernahen Wirtschaftsforschungsinstituts IW Köln. In boomenden Regionen wie Berlin oder Leipzig sei die Wirtschaftskraft viel höher als beispielsweise in der Uckermark, wo bis heute große wirtschaftliche Probleme bestehen. Dass sich der Lebensstandard in Ost und West irgendwann ganz angleicht, sei darum schwer vorstellbar.

Dabei sind gigantische Summen in den Aufbau Ost geflossen - aus verschiedenen Wirtschaftsförder­töpfen, den Solidarpakten I und II, dem Länderfinanzausgleich und aus Transfers über die Sozialsysteme. Veranschlagt wurden einst 100 Milliarden D-Mark. Wie viel es bis heute genau sind, darüber gehen die Schätzungen auseinander. Fest steht, dass die Marke von einer Billion Euro überschritten wurde. Das IW Köln geht in seinen Berechnungen von ­1,5  Billionen Euro aus. Andere Schätzungen liegen noch deutlich höher.

Verlängerte Werkbank
"Die Volkswirtschaft der DDR war in einem katastrophaleren Zustand als gedacht", rechtfertigt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Kostenexplosion und fügt hinzu: "Vielleicht ist das auch gut so." Womöglich wäre sonst einiges anders gelaufen. Fakt ist, dass die DDR-Wirtschaft quasi bei null beginnen musste.

Wer­bung

Die Treuhandanstalt wurde geschaffen, um das Volkseigentum der DDR abzuwickeln: Ineffiziente Betriebe wurden geschlossen, der Rest wurde privatisiert mit dem Ziel, die Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen und Arbeitsplätze zu sichern. Rund 80 Prozent der Objekte gingen auf mittelständische Erwerber über. Noch heute ist die Wirtschaftsstruktur im Osten daher viel kleinteiliger als im Westen. Was fehlt, sind finanzstarke Großunternehmen mit ihren Entwicklungs- und Forschungsaktivitäten.

Zwar nutzen deutsche Konzerne, allen voran die Autohersteller, den Osten wegen des günstigeren Lohnniveaus gern als verlängerte Werkbank. Aber ihre Zentralen befinden sich in den alten Bundesländern. Kein einziges DAX-Unternehmen hat seinen Sitz in Ostdeutschland. Mit Jenoptik, Carl Zeiss Meditec, Nordex und Axel Springer gibt es immerhin vier Unternehmen, die im TecDAX und im MDAX vertreten sind, wobei Springer eigentlich ein Westberliner Unternehmen ist.

Es geht nicht um die Quantität an Arbeitsplätzen, die Großunternehmen bieten und die dem Osten fehlen, es ist die Qualität dieser Jobs: Die Gehälter bei Konzernen sind in der Regel höher als in kleineren Firmen. Das stärkt die Kaufkraft der Menschen und fördert die Wirtschaft rund um den Standort. Zudem siedeln sich Zulieferer an, und es entwickeln sich produktionsnahe Dienstleistungen, was wiederum Arbeitsplätze schafft.

"Bei vielen Firmen reicht außerdem die Größe und die Kapitalausstattung nicht aus, um Forschung und Entwicklung zu betreiben", nennt Michael Hüther einen weiteren Nachteil. Auch hier liege der Osten zurück - zumindest im bundesweiten Pro-Kopf-Vergleich.

Denn geforscht und erfolgreich entwickelt wird auch in den neuen Bundesländern, vor allem in Berlin, Thüringen und Sachsen. Dort sitzen Unternehmen, die sich auf ihrem ­Gebiet bis an die Weltspitze vorgearbeitet haben. Zu den bekanntesten zählen die beiden Jenaer TecDAX-­Firmen Carl Zeiss Meditec und Jen­optik. Während Erstere Lasersysteme zur Behandlung von Augenkrankheiten herstellt, produziert Letztere vor allem Lasertechnik.

Ihren Ursprung haben beide Firmen in der Optik - eine Branche, die schon seit dem 19. Jahrhundert in der Region beheimatet ist. Heute sind in Jena und Umgebung 100 Unternehmen der optischen Industrie angesiedelt, die jedes Jahr zusammen mehr als 1,32 Milliarden Euro umsetzen.

Clusterbildung als Chance
"Die Bildung von Clustern ist ein Segen für Ostdeutschland", sagt IW-Chef Hüther und verweist auf andere Beispiele wie Berlin als Zentrum für Medizintechnik oder Leipzig als ­Logistik-Hub. Die Vorteile einer solchen Konzentration von Firmen in einer Region liegen auf der Hand: Durch überbetriebliche Kooperationen kann gemeinsam geforscht, entwickelt und ausgebildet werden. Auch Großaufträge, die ein Unternehmen unmöglich allein erledigen könnte, kann die Gemeinschaft ­annehmen.

Das schafft Arbeitsplätze und führt in einigen Regionen schon zum Mangel an Fachkräften. Ganze Ministerien überlegen mittlerweile, wie das zu lösen sei. In einigen Bundesländern gibt es inzwischen so­genannte Rückholagenturen, die mit Jobangeboten und Umzugsunterstützung einst abgewanderte Bürger wieder in die Heimat locken sollen.

Vielleicht regelt es der Markt am Ende aber auch ganz allein. Denn die Gehälter steigen - vor allem in den Ballungszentren. Während die Löhne in den vergangenen 20 Jahren ­einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zufolge im Osten im Durchschnitt um 43,9  Prozent (im Westen: 36,4 Prozent) gestiegen sind, waren es beispielsweise in Jena 64,9 Prozent.

In Halle war der Lohnzuwachs ähnlich. Die Stadt, einst ein Zentrum der Chemieindustrie, profitiert heute vor allem von der Ansiedlung von Elektronikunternehmen und Forschungseinrichtungen. Und natürlich von seinen Schokokugeln, die einst in der DDR als sogenannte Bückware nur schwer zu kriegen waren. Dass die Zeiten sich gebessert haben, daran erinnert Halloren mit einem Schokoladen-Gedenkmünzenset aus je einer Ost-Mark, einer D-Mark und einem Euro - zum Umtauschkurs von drei Euro.

Investor-Info

Aktien aus dem Osten
Rendite aus Thüringen

Der Anteil ostdeutscher Firmen an der Gesamtzahl aller deutschen börsennotierten Unternehmen liegt gerade mal im einstelligen Bereich. Darunter sind ­jedoch lukrative Titel wie der Süßwarenhersteller Halloren, der seinen Jahresumsatz bis 2018 von 120  Millionen auf 300 Millionen Euro steigern will. Auch die TecDAX-Werte Carl Zeiss Meditec sowie Jenoptik waren lange Zeit lukrative Investments, blieben zuletzt aber hinter den Erwartungen zurück. Dort heißt es darum erst mal abwarten. ­Favorit der Redaktion ist das ebenfalls thüringische Medizintechnikunternehmen Geratherm Medical, das sich auf die Herstellung von Fieberthermometern ­spezialisiert hat. Die Aktie ist zwar nicht ganz billig, doch die Aussichten sind gut. Im nächsten Jahr will das Unternehmen seine Gewinne um fast 30 Prozent steigern. Zudem lockt womöglich eine kleine Sonder­konjunktur durch das Ebola-Virus.

Firma ISIN KGV (2014) Empfehlung
Geratherm DE0005495626 29,2 Kaufen
Halloren DE000A0LR5T0 15,0 Kaufen
Carl Zeiss DE0005313704 21,0 Halten
Jenoptik DE0006229107 12,9 Halten

Quelle: Finanzen.net

Ausgewählte Hebelprodukte auf Axel Springer

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Axel Springer

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: S.Borinov / Shutterstock.com, telesniuk / Shutterstock.com

Nachrichten zu Nordex AG

Wer­bung

Analysen zu Nordex AG

DatumRatingAnalyst
01.05.2025Nordex BuyGoldman Sachs Group Inc.
29.04.2025Nordex BuyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
28.04.2025Nordex BuyDeutsche Bank AG
25.04.2025Nordex BuyJefferies & Company Inc.
25.04.2025Nordex BuyJefferies & Company Inc.
DatumRatingAnalyst
01.05.2025Nordex BuyGoldman Sachs Group Inc.
29.04.2025Nordex BuyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
28.04.2025Nordex BuyDeutsche Bank AG
25.04.2025Nordex BuyJefferies & Company Inc.
25.04.2025Nordex BuyJefferies & Company Inc.
DatumRatingAnalyst
08.11.2024Nordex Equal WeightBarclays Capital
29.10.2024Nordex Equal WeightBarclays Capital
15.01.2024Nordex NeutralGoldman Sachs Group Inc.
14.11.2023Nordex NeutralGoldman Sachs Group Inc.
03.10.2023Nordex NeutralGoldman Sachs Group Inc.
DatumRatingAnalyst
06.09.2019Nordex UnderperformMerrill Lynch & Co., Inc.
15.08.2019Nordex verkaufenIndependent Research GmbH
17.07.2019Nordex ReduceHSBC
22.05.2019Nordex VerkaufenIndependent Research GmbH
14.05.2019Nordex ReduceKepler Cheuvreux

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Nordex AG nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"
mehr Analysen