Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Krisensymptome

08.04.10 10:44 Uhr

Krisensymptome | finanzen.net

Nach der Rekordjagd, die den DAX innerhalb weniger Wochen um über 800 Punkte in die Höhe hievte, ...

... lässt sich ein für die Börsen typisches Phänomen beobachten. Nachrichten werden fast nur noch positiv interpretiert. Die Risiken, die nach einem solchen Aufschwung naturgemäß zugenommen haben, dagegen fast völlig ausgeblendet. Dabei gibt es überhaupt keinen Grund zur Euphorie: Auch wenn es derzeit kaum jemand wahrhaben will, die Krisensymptome sind nach wie vor vorhanden. So spitzt sich die Lage um Griechenland weiter zu. Die Angst vor einer Pleite des EU-Mitglieds hat zugenommen und entsprechend zu einem deutlichen Anstieg der Zinsen geführt. Die Finanzierung des gigantischen Etatlochs wird damit - sofern sie überhaupt gelingt - teuer und verschlimmert die desolate finanzielle Lage des Landes. Mit Portugal, Spanien und Großbritannien stehen drei weitere Wackelkandidaten bereit.

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Erstaunlich positiv wurden auch die Aussagen der US-Notenbank aufgenommen. Dass die Zinsen für eine längere Zeit auf dem niedrigen Niveau bleiben sollen, hält die Liquiditätsversorgung der Märkte zwar aufrecht, spricht aber auch für eine anhaltend schwierige Wirtschaftslage. Ohne eine Konjunkturerholung sind die ehrgeizigen Prognosen der Analysten aber nicht zu schaffen: So haben die DAX-Unternehmen in den zurück liegenden vier Quartalen gerade einmal einen Nettogewinn von 28 Milliarden Euro erzielt. Glaubt man den Experten, sollen es 2010 rund 47 Milliarden Euro werden. Selbst nach diesem Gewinnsprung von 70 Prozent ergibt sich aber noch ein Index-KGV von 15. Das entspricht etwa dem historischen Mittelwert und lässt keinen Platz für Enttäuschungen.

Für 2011 kalkulieren die Analysten noch einmal mit einem Gewinnzuwachs für den DAX von knapp 30 Prozent. Eine Krise ist in solchen Schätzungen definitiv nicht enthalten. Bleibt zu hoffen, dass der US-Ökonom Robert Shiller dieses Mal daneben liegt: Er hält die Lage für labil und befürwortet ein weiteres Stimulierungsprogramm der US-Regierung. Ansonsten drohten fünf weitere schwierige Jahre. Shiller hatte nicht nur die Immobilienkrise, sondern auch das Platzen der Internetbubble um die Jahrtausendwende korrekt vorhergesagt.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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