Warum die Trump-Rally eigentlich gar keine ist

Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten erreichen die Weltbörsen einen Rekordstand nach dem anderen. Doch liegt dies wirklich am Wahlsieg des Ex-Immobilienmoguls?
Am 8. November 2016 stand es fest: Donald Trump zieht als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ins Weiße Haus ein. Fast gleichzeitig zogen die Börsen kräftig an. Der Dow Jones überstieg Anfang März dieses Jahres erstmals in seiner Börsengeschichte die Marke von 21.000 Punkten und auch der Nasdaq 100 erreichte einen neuen Rekordstand. Auch die deutschen Indizes kletterten gewaltig. Als "Trump-Rally" wird dieser Anstieg wohl in die Börsengeschichte eingehen. Doch die Hausse der Weltbörsen gründet nicht alleinig auf dem Wahlsieg des Donald Trump.
Donald Trump und die Wirtschaft
Vor allem mit seinen Versprechungen zur amerikanischen Wirtschaft hat sich der US-Präsident im Wahlkampf weit aus dem Fenster gelehnt. Sein Vorhaben der drastischen Steuersenkungen und der damit einhergehenden Stärkung der heimischen Wirtschaft hat er aber bisher noch nicht weiter ausgeführt. In seiner ersten Rede vor dem Kongress gab er keine Details seiner Steuerpläne preis. Dennoch - den aktuellen Aufschwung an den Weltbörsen mit den in den Sternen stehenden Ankündigungen Donald Trumps zu erklären, wäre doch zu einfach gestrickt.
Gibt es überhaupt eine Trump-Rally?
Die als Trump-Rally bezeichnete Hausse an den Märkten scheint doch weniger auf Donald Trump zurückzugehen, als zunächst angenommen. Sicherlich haben die Versprechungen des 70-Jährigen und dessen Wahlsieg den Börsen einen gewissen Aufschwung gegeben. Doch auf lange Sicht hält sich eine Rally auf puren Versprechungen nicht. Die amerikanische Wirtschaft befand sich bereits vor der US-Wahl im Aufschwung, aktuell befindet sie sich in einer derart guten Verfassung, wie seit Jahrzehnten nicht. Die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten brummt, die Stimmung der US-Verbraucher ist bestens. Auch einer der wichtigsten Konjunkturindikatoren der USA, die Arbeitslosigkeit, befindet sich derzeit auf niedrigstem Niveau. Einige Fachkräfte sprachen auch schon vor der Präsidentschaftswahl von einer "Vollbeschäftigung". Nicht zuletzt darauf gegründet, hob die US-Notenbank nun jüngst den Leitzins an. Die amerikanische Wirtschaft boomt, auch ohne die Ankündigungen Donald Trumps - die bis auf weiteres nur Versprechungen sind. Darauf vertrauen auch Anleger, die vermehrt in den Aktienmarkt investieren. Die Aussicht auf weiter steigende Gewinne der großen US-Firmen lassen Anleger verstärkt an der Börse investieren.
Auch in Deutschland geht es aufwärts
Nicht nur in den Vereinigten Staaten, auch in Deutschland macht sich die gute wirtschaftliche Verfassung bemerkbar. Vor allem die Gewinnentwicklung der großen Konzerne zog in den vergangenen Tagen im Zuge der Berichtsaison die Aufmerksamkeit der deutschen Anleger auf sich. Auch hier ließen sich überwiegend positive Nachrichten verzeichnen. So zeigt eine Studie der Beratungsfirma Ernst&Young, dass mehr als zwei Drittel der DAX-Konzerne ihre Gewinne im vergangenen Jahr steigern konnten. Ihr operativer Gewinn erhöhte sich auf insgesamt 114,2 Milliarden Euro. Das ist ein neuer Rekordwert. So wurde das vergangene Jahr um satte 25 Prozent übertroffen. Ihre Gewinnmarge steigerte sich auf 9 Prozent, so die Analyse. Diese Tatsache, gepaart mit einem bestehenden Anlagenotstand durch die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, geben den Börsen Aufschwung.
Redaktion finanzen.net
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