KB-Assets Strategie-Kolumne

Der Ball bleibt im Bullenlager

23.07.10 14:39 Uhr

Der Ball bleibt im Bullenlager | finanzen.net

Vergangenen Freitag war es wieder einmal so weit.

Werte in diesem Artikel
Indizes

23.345,4 PKT 37,1 PKT 0,16%

Die zunächst durch die positive Berichtssaison bedingte gute Stimmung an den Märkten kippte plötzlich um und der zarte Erholungsversuch der Vortage wurde neutralisiert. Auslöser des negativen Kursimpulses waren schwache Daten des Einzelhandels und ein scharfer Rückgang des Verbrauchervertrauens. Bekanntlich sind dies für Aktionäre sehr heikle Daten, da etwa zwei Drittel der US-Wirtschaftskraft vom Konsum abhängen. Natürlich ist es müßig, über die Ursachen des Angebotsüberhanges nachzudenken. Gründe lassen sich in der Presse immer finden – meist aber keine logischen. Trotzdem habe ich mich etwas über den plötzlichen Kursimpuls gewundert, da die veröffentlichten Daten erstens vergangenheitsbezogen und zweitens nicht überraschend kamen. Nach den monatelangen sehr negativen und traurigen Nachrichten über die Ölkatastrophe im Golf von Mexico und die schnell wachsende Angst um die konjunkturelle Erholung ist es doch kein Wunder, dass sogar die konsumwütigen Amerikaner verstärkt auf ihr Geld achten und ihre Einkäufe einschränken. Der zweite Stimmungsumschwung binnen fünf Handelstagen ereignete sich dann am Donnerstag, als die Investoren plötzlich eine völlig unterschiedliche Schlussfolgerung aus der Rede von Bernanke vor dem Senat zogen als am Vortag.

Wer­bung

Märkte von Unsicherheit geprägt

Daher vermute ich ganz andere Gründe hinter den Verlusten der vergangenen Tage. Wahrscheinlich verbirgt sich eine große Portion Unsicherheit darin, die hinter den Kulissen von der starken Bankenlobby im Umfeld der Finanzreform geschürt wird. Auch der beginnende Wahlkampf für Kongresswahl im November und die möglichen Auswirkungen des europäischen „Bankenstresstests“ schaffen kein sicheres Umfeld, welches zu Investitionen reizt. An den mehrheitlich sehr guten Quartalszahlen liegt die Kursschwäche sicherlich nicht. Aber speziell die Tatsache, dass gute Geschäftsberichte zu Verkäufen motivieren, ist natürlich kein Zeichen eines intakten Marktes. Auch von FED Präsident Bernanke höchstpersönlich wurde die Unsicherheit der Anleger geschürt. Dieser sagte im Rahmen seiner halbjährlichen Rede vor dem US-Senat, die weitere Konjunkturentwicklung in den USA sei von einer "außergewöhnlich hohen Unsicherheit" geprägt. Prompt reagierten die Anleger am späten Mittwoch Abend nervös und schickten die Kurse binnen Minuten um mehr als ein Prozent nach Süden. Außerdem waren die Verkäufer enttäuscht, dass sich die FED nicht konkret zu neuen Stützungsaktionen für die Wirtschaft oder sogar einer Verlängerung der expansiven Fiskalpolitik geäußert hat. Nicht zu unterschätzen ist auch das dünne Handelsvolumen während der Sommerferien, welches den Markt noch anfälliger für Kursschwankungen in Folge der einprasselnden Nachrichten macht.

Die Bullen bleiben im Vorteil

In der aktuellen Berichtssaison kommt es wieder einmal weniger auf die vergangenheitsbezogenen Ergebnisse an, sondern vielmehr auf die Erwartungen der Investoren an die konjunkturelle Zukunft. Gemessen an dem nervigen Seitwärtstrend der vergangenen Monate können die Erwartungen eigentlich nicht besonders hoch sein. Trotzdem fielen die Kurse aber tendenziell in den vergangenen Tagen, vom sehr festen Donnerstag einmal abgesehen, trotz guter Bilanzdaten. Dies deutet auf nach wie vor hohe Erwartungen und große Unsicherheit. Da es charttechnisch betrachtet kaum Kaufgründe gibt, lohnt sich ganz besonders ein Blick unter die Oberfläche der Indizes. Da in intakten Märkten der Nasdaq 100 weltweit eine Leitfunktion zukommt, werfen wir heute einen Blick auf den „Bullish Percent“ Index der 100 wichtigsten US-Wachstumswerte. Hier wird der Prozentsatz der Aktien der Nasdaq 100 gezählt, die auf einem objektiven Kaufsignal der P & F Technik handeln. Es handelt sich hierbei um einen Risiko- und nicht um einen Timing-Indikator. Dieser gibt Hinweise darauf, ob die offensive oder defensive Mannschaft aufs Spielfeld darf, um in der Sprache des American Football zu sprechen.

Unterhalb der Oberfläche der Technologietitel wird deutlich, dass auch an den schwachen Tagen der vergangenen Woche kaum Kapital aus dem Markt geflossen ist. Die vorher gebildete positive X-Säule blieb trotz des Kursrückschlags erhalten und zeigt den Vorteil der Bullen im „inneren“ Markt, was nicht unbedingt zu erwarten war. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich die starken Hände an schwachen Tagen eindecken, bzw. keine besonders ausgeprägte Abgabebereitschaft mehr zeigen. Ein Vorteil der Bullen ist auch die Tatsache, dass sich die aktuelle positive X-Spalte in einem relativ überverkauften und keines falls überhitzten Marktzustand aufbaut. In Zeiten, in denen der Bullish Percent in einer positiven X-Spalte handelt, sind in den meisten Fällen keine größeren Störfeuer zu erwarten. Deswegen konnten sich die Kurse in den vergangenen Tagen auch relativ schnell wieder von ihren Tiefstkursen lösen. Möglicherweise haben jetzt die Käufer bereits genügend Kraft geschöpft, um die drohende Gipfelbildung in den wichtigsten Indizes abzuwenden und die Kurse sogar aus den aktuellen Chartmustern nach oben ausbrechen zu lassen. Frisches Kaufsignal an der Nasdaq

Wer­bung

Deutlich zeigt der Chart der Technologietitel, dass die Marktteilnehmer nach einer ersten negativen Reaktion der kurzfristig orientierten Trader sehr schnell ins Bullenlager wechselten. Auf die trotz der drei negativen Handelstage knapp verteidigte X-Spalte wurden zwei Kästchen neu aufgesetzt.

Dabei bildete sich endlich das von den Bullen ersehnte Kaufsignal. Die aktuelle X-Spalte, die den Nachfrageüberhang verdeutlicht, überstieg die vorhergehende X-Spalte von Anfang Juli. Auch am ungewöhnlich häufigen Spaltenwechsel erkennen Sie die Ungewissheit der Händler und die raschen Richtungswechsel der Kurse. Allerdings handelt die Nasdaq nach wie vor unterhalb der seit Ende April fallenden negativen Widerstandslinie. Diese zu knacken, wird die Bullen noch einigen Schweiß kosten. Da aber jüngst die wichtigen 50- und 200-Tage-Linien positiv getestet und bestätigt wurden, kann ich mir nach wie vor eine Sommerrallye gut vorstellen. Wie oben gezeigt, wird dieses positive Szenario auch vom wichtigen „inneren“ Markt gestützt.

Die Tausend Dollar Frage

In den vergangenen Wochen und Monaten wurden auf der einen Seite die Einschätzungen für die konjunkturelle Entwicklung und die Dynamik der wirtschaftlichen Erholung laufend nach oben angepasst. Auf der anderen Seite aber verschlechterten sich die für die Börsianer so wichtigen Frühindikatoren fast kontinuierlich. Da die kursbewegenden institutionellen Anleger aber wichtige Zahlen nicht isoliert, sondern im Zeitablauf betrachten, ist die latente Kursschwäche keine Überraschung. Höchstens eine Schlagzeile der „Main-Stream-Presse“ im aktuellen Sommerloch. Immerhin hatte das „Smart-Money“ wochenlang Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, dass irgendwann die staatliche Stimulation endet und der Aufschwung in einen selbsttragenden einmünden muss. Auch die Tatsache, dass die chinesische Konjunktur durch staatliche Lenkung künstlich gebremst wird, hat die Anleger nicht erst gestern erreicht. Daher drängt sich immer stärker die Frage auf, wer noch das Zeug zur Lokomotive in den westlichen Volkswirtschaften hat, falls Chinesen und Asiaten jetzt ernsthaft eine Kreditrückführung im industriellen Sektor beginnen würden. Dann müsste fast zwangsläufig die Sparrate weltweit steigen und der Konsum sinken, da in den Industrieländern sowohl der private als auch der öffentliche Sektor überschuldet ist. Deflatorische Befürchtungen sind aber das Allerletzte, was die Aktienmärkte jetzt gebrauchen können. Daher lautet die Tausend Dollar Frage natürlich: wieviel Ungewissheit steckt heute bereits in den Kursen?

Wer­bung

DAX verteidigt sein Kaufsignal

In den vergangenen Monaten etablierte sich der DAX zu einem wichtigen „Leithammel“ unter den internationalen Indizes, was sicherlich der exportlastigen deutschen Wirtschaft geschuldet ist. Daher könnten die ernsten Worte von Bernanke im Senat speziell die deutschen Aktien stützen. Da die US-Zinsen länger als erwartet eingefroren bleiben, und weitere fiskalische Anreize zu erwarten sind, sollte der Euro wieder gegen den US-Dollar aufwerten. Die Hoffnung auf Währungsgewinne hat jüngst ausländische Anleger stärker angelockt als die „Subventionierung“ deutscher Exporte durch einen schwachen Euro.

Der DAX reagierte sehr positiv und ging in eine X-Spalte über. Gleich drei Kästchen, die jeweils 50 Punkte repräsentieren, konnten an einem einzigen Handelstag gefüllt werden. Typischerweise geschah dies wiederum exakt auf der positiven Unterstützungslinie, auf der die Kurse häufig neuen Schwung suchen. Übrigens blieb das deutliche Kaufsignal von Ende Juni unangefochten intakt und lässt den Bullen weiterhin eine Kurszielprojektion von kaum vorstellbaren 7.000 Punkten. Typischerweise wurden die Marktberichte in den vergangenen Tagen mit leicht fallenden Kursen beständig pessimistischer, obwohl sich gar nicht so viel getan hat und auch der innere Markt kaum Boden preisgab. Der DAX pendelt weiterhin innerhalb seines sehr breiten Bandes zwischen etwa 5.700 und 6.250 Punkten. Erneut wurde die bei 5.900 Punkten verlaufende sehr wichtige 200-Tage-Linie positiv getestet. Ebenfalls erwies sich die steigende positive Unterstützungslinie als resistent gegenüber den Angriffen der Bären. Bezeichnenderweise wurde kein Verkaufssignal ausgelöst, da der Kursverlust der vergangenen Tage dazu noch nicht genügend aussagekräftig war. Erst unterhalb von 5.900 Punkten kommen die Bullen wieder deutlicher in Bedrängnis. Ebenfalls bei einem Unterschreiten der aufsteigenden positiven Unterstützungslinie. Die Stabilisierung des Euro und einiger Rohstoffe deutet auf den Vorteil der Bullen. Genauso wie der weitverbreitete Pessimismus und die starke Absicherung der Marktteilnehmer, abzulesen an der hohen Put/Call-Ratio an den Terminmärkten.

Klaus Buhl hat die Motivation, Ihnen auf seiner Website keine langen Geschichten zu erzählen sondern Lösungen zu zeigen, wie man durch die Vermeidung von Investmentfehlern sein Kapital auch in angeblich "schwierigen" Märkten beschützt. Auf seiner Seite libra-invest.de können Sie sich ebenfalls für den Erhalt des kostenlosen Newsletters anmelden, der Ihnen etwa alle 10 Tage eine ungewöhnliche Perspektive auf die Märkte bietet.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Mehr zum Thema NASDAQ 100

mehr