KB-Assets Strategie-Kolumne

Die Bullen bleiben am Drücker

16.07.10 11:39 Uhr

Die Bullen bleiben am Drücker | finanzen.net

Für viele Investoren verlief die vergangene Woche, wie das an der Börse eben so üblich ist, ...

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Indizes

24.234,3 PKT -27,9 PKT -0,11%

6.362,9 PKT -8,0 PKT -0,12%

... wieder einmal ganz anders als gedacht. Den meisten Lesern kommt das aber bestimmt sehr gelegen, denn immerhin habe ich vergangenen Freitag hier bereits darauf hingewiesen, dass einige der schnellen Indikatoren des „inneren Marktes“ auf eine gute Kaufgelegenheit deuten, die sich mindestens für die Trader als lukrativ erweisen könnte. Kaum waren für die Mehrheit der Analysten die Würfel gefallen und ein Bärenmarkt nicht mehr abzuwenden, schon besannen sich die Kurse eines Besseren und drehten nach oben. Typisch eben für die wechselhafte Laune von „Miss Börse“! Dadurch hat sich aber (bisher) noch nichts am etablierten Seitwärtstrend der weltweit führenden Indizes getan, der ohne Zweifel intakt ist. Möglicherweise wurde die Kurserholung von Anlegern ausgelöst, die bereits vor Beginn der US-Quartalssaison auf gute Ergebnisse spekulierten und für ihren Mut belohnt wurden. Denn immerhin überraschten die ersten eintreffenden Ergebnisse des zweiten Quartals positiv und auch die wichtigen Ausblicke auf das beginnende Quartal machten den Bullen Mut. Vor allem Intel berichtete so positiv, dass man sich schon fast wieder Sorgen um das zwangsläufige Ende des berüchtigten „Schweinezyklusses“ innerhalb der Chip-Branche machen muss. Aber die Berichtssaison ist noch jung und jetzt müssen die für den Trend sehr wichtigen US-Banken Farbe bekennen. Der Auftakt mit den Zahlen von JP Morgan war erfolgreich, aber die Reaktion der Anleger war verhalten. Bisher hält der positive Trend des Bankensektors, den ich vergangene Woche hier beleuchtet habe an, und der Sektor legte auf beiden Seiten des Atlantiks binnen zehn Tagen etwa 13 Prozent zu. Nun aber gilt es genau zu beobachten, wie die Akteure auf die Zahlen der Banken reagieren und ob es sogar zu einem „Sell on Good News“ kommen wird. Da müssen die Ergebnisse und Ausblicke schon excellent sein, um weitere Käufer anzulocken, oder wenigstens keine Gewinnmitnahmen der frühen Investoren zu provozieren. Zu einem warnenden Beispiel könnte sich die angesprochene Intel entwickeln, die trotz überraschend guter Zahlen verkauft wurde und im kurzfristigen Chart eine negative Formation bildete. Allerdings ist das Verhalten der Akteure bei den Banken auch sehr stark von der nun endlich beschlossenen großen US-Finanzmarktreform abhängig. Lange belastete diese den gesamten Sektor im Vorfeld, als die Bosse der Wall Street ihre Muskeln spielen ließen.

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Sehr volatiler Seitwärtstrend weiter intakt

Trotz und wegen der Atempause der vergangenen beiden Handelssitzungen muss bedacht werden, dass die wichtigsten internationalen Indizes 7 positive Tage in Folge aufweisen. Dadurch wurde die drohende obere Wendeformation der Schulter-Kopf-Schulter-Formation im führenden S & P 500 Index erst einmal verhindert. Die Kurse, die in den von mir wenig geliebten „äußeren Charts“ schon unter ihre wichtigen Unterstützungen gefallen waren, drehten abrupt nach oben und zwangen die Leerverkäufer zum Eindecken ihrer Positionen. Dieser „Short-Squeeze“ könnte nun sogar ein von mir aufmerksam beachtetes Kursmuster wieder neutralisieren. Ich spreche von dem auch hier (im Eurostoxx) beschriebenen „Kiss of Death“, auch unter dem Namen „Death Cross“ bekannt: der Überkreuzung der gleitenden 50-Tage-Linie unter die 200-Tage-Linie. Dieser Schnittpunkt ereignete sich ebenfalls im weltweit wichtigen S & P 500 Index, könnte nun aber durch das Gegenteil wieder aufgehoben werden, falls der Index rasch auf etwa 1.130 Punkte ansteigen würde. Aktuell kämpft der Index an der Unterseite der kurzfristigen 50-Tage-Linie. Würde diese „geknackt“, wäre die 50-er auf dem besten Wege, die strategisch wichtige 200-Tage-Linie zurück zu erobern. Diese positive Überkreuzung heißt übrigens „Kiss of Gold“ und der Name ist Programm. Am ungewöhnlich schnellen Wechsel dieser Formationen und der Vielzahl der (Fehl) Signale erkennen Sie übrigens auch die Zähigkeit des Seitwärtstrends in den wichtigsten Märkten. Daher hier der Blick auf den wichtigen S & P 500 Index.

Das Positivste Attribut des Charts bleibt die nach wie vor seit dem April 2009 intakte positive Aufwärtstrendgerade – trotz des seit Monaten anhaltenden nervigen Kurs-Jojos. Beachten sollten Sie aber dennoch die seit Mai (Ziffer 5) auftretenden langen O-Spalten. Das Risiko einer Gipfelbildung ist also noch nicht vom Tisch, auch wenn es kleiner wird, was man aber eher im „inneren Markt“ erkennt, auf den ich weiter unten eingehen werde. Die mittelfristigen Chancen der Bären zeigen die nach wie vor intakten Verkaufssignale der Monate Mai und jüngst noch aus dem Juli (Ziffer 7). Aktuell und bisher kurzfristig überwiegt natürlich die Nachfrage, zu erkennen an der positiven X-Spalte ganz rechts. Diese konnte aber trotz der positiven jüngsten Handelstage noch kein Kaufsignal auslösen. Dies wäre erst am Juni-Zwischenhoch bei 1.130 der Fall, wo übrigens auch die wichtige 200-Tage-Linie verläuft. Deren Überwindung wird wieder weitere Käufer anlocken, leider aber wahrscheinlich zum verkehrten Zeitpunkt, falls der Seitwärtstrend bestehen bleibt. Immerhin wurde in den gestrigen Handelsstunden die ebenfalls wichtige 50-Tage-Linie überwunden, was Ihren Long-Postionen eine große Portion Sicherheit zurückgibt. Daher bleibe ich auch mittelfristig recht zuverlässig für die internationalen Aktienmärkte und rechne nicht mit einem neuen Bärenmarkt. Über das Ende des nervigen Seitwärtstrends kann aber natürlich noch nicht spekuliert werden. Dazu müsste erst erfolgreich das bisherige Hochs bei 1.210 geknackt werden, welches auch technisch noch etwas entfernt ist. Bis dahin muss man eben versuchen, die oberen und unteren Wendepunkte zu erkennen, wobei der „innere Markt“ weiterhin gute Signale liefern wird.

Bullish Percent Noch im Risiko-Modus

Trotz der oben beschriebenen Kursgewinne von fast sieben Prozent vom Zwischentief binnen 9 Handelstagen haben sich bisher nur geringfügige Verbesserungen im Bullish Percent Index des S & P 500 ergeben. Dieser Indikator ist, wie schon mehrfach betont, kein Trading-, sondern ein Risiko-Indikator. An dessen Verbesserungen oder Verschlechterungen kann man speziell im gegenwärtigen Seitwärtstrend recht gut erkennen, wo sich die potentiellen Wendepunkte des Marktes befinden. Der Indikator hat vor allem den Vorteil, Ihnen unabhängig vom Sperrfeuer der einprasselnden Nachrichten eine strategische Richtung zu geben. Denn aktuell wird wieder einmal mehr als deutlich, dass Kurse Nachrichten erzeugen und nicht umgekehrt. Trotz der vergangenen positiven Handelstage gab es nämlich deutlich mehr negative als positive konjunkturelle Informationen. Die leichte Verbesserung im US-Arbeitsmarkt ist die Ausnahme, während die Abschwächung der konjunkturellen Erholung weltweit bestätigt wurde. Dieser Verlust an Dynamik hat die Kursschwäche der vergangenen Monate ausgelöst. Jetzt aber, nach der offiziellen Bestätigung, richten sich die Blicke der Akteure wieder weit in die Zukunft. Und dort ist nach wie vor kein Weltuntergang zu erkennen. Ganz im Gegenteil könnte die Schuldenkrise sogar einen positiven Effekt haben und die Anstrengungen der Staaten bei der Haushaltskonsolidierung unterstützen.

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Nach wie vor verharrt der Index in einer 0-Spalte und signalisiert, dass die Bullen noch längst keinen „Home-Run“ auf ihrem Konto verbuchen können. Die Kapitalzuflüsse der letzten Tage waren geringer als erahnt und noch nicht ausreichend, um eine positive X-Spalte zu erzeugen. Dafür werden mindestens sechs Prozent „frische“ Kaufsignale benötigt. Erst dann könnte man von einem signifikanten Umkehrpunkt im Markt sprechen und die Absicherungen weiter abbauen. Aktuell steht der Index bei 43,6 %. Erst oberhalb von 46 % würde sich das Blatt objektiv zu Gunsten der Bullen wenden und den Risiko-Modus beenden, also eine neue X-Spalte erzeugen. Da sich aber der vergangene Woche hier beschriebene „kleine, aber dynamische Bruder“ des Bullish Percent (die Anzahl der Aktien, die oberhalb ihrer 50-Tage-Linie handeln) weiterhin verbessert, gehe ich davon aus, dass der S & P 500 bald seinen Risikozustand beenden wird. Erst dann werden die Bullen wieder eindeutiger am Ball sein.

DAX bleibt im Niemandsland

Speziell in der von mir favorisierten Point & Figure Technik erkennt man, dass die Aufregung in den vergangen zwei Wochen nicht unberechtigt, aber verfrüht war. Auf jeden Fall für die mittel- bis langfristig orientierten Investoren unter Ihnen.

Immerhin blieb die jüngste steigende Trendlinie leidlich intakt. Vor allem die wichtigen Unterstützungen bei 5.650 bis 5.700 Punkten wurden weder unterschritten noch ernsthaft getestet, was ich als positives Zeichen bewerte. Vielmehr senkten die Bären bereits exakt auf der wichtigen 200-Tage-Linie bei 5.850 ihre Tatzen und räumten die Koppel für die Bullen. Dadurch wurde ein erneutes und wahrscheinlich schwerwiegendes Verkaufssignal verhindert und das Kaufsignal der positiven X-Säule aus dem Monat Juni blieb gültig, da die 0-Säule des Juli (Ziffer 7) die vorherige nicht unterschritt. Hier erkennt man übrigens auch die Outperformance des DAX gegenüber den US-Indizes, die noch auf „Verkauf“ stehen. Derzeit bildet sich eine dynamische X-Säule zwischen 5.900 und 6.200 Punkten, die die Überlegenheit der Bullen verdeutlicht. Leider ist aber auch ebenso gut der hartnäckige Widerstand oberhalb von 6.200 bis 6.300 Punkten zu erkennen. Erst bei 6.300 werden die Bullen richtig gefordert und erst ab diesem Niveau wird sich zeigen, wie groß die überraschende Kraft der Nachfrage wirklich ist. Bis zu dieser Entscheidung halte ich kurzfristige Positionen für riskant und würde davon Abstand halten – auch auf die Gefahr hin „etwas zu verpassen“. Wegen der Verbesserungen im inneren Markt und nicht zuletzt der kontinuierlich sinkenden Volatilität, aber auch wegen der positiven Markttechnik, halte ich positive Überraschungen weiterhin für wahrscheinlich.

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Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und viel Glück mit Ihren Positionen.

Mit herzlichen Grüßen

Klaus Buhl hat die Motivation, Ihnen auf seiner Website keine langen Geschichten zu erzählen sondern Lösungen zu zeigen, wie man durch die Vermeidung von Investmentfehlern sein Kapital auch in angeblich "schwierigen" Märkten beschützt. Auf seiner Seite libra-invest.de können Sie sich ebenfalls für den Erhalt des kostenlosen Newsletters anmelden, der Ihnen etwa alle 10 Tage eine ungewöhnliche Perspektive auf die Märkte bietet.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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