Innerer Markt trotzt den Gewinnmitnahmen

Zum Glück für die daheimgebliebenen ist die aktuelle Börsensituation viel spannender, ...
... als man es in der sprichwörtlichen Sommerflaute erwarten dürfte. In den vergangenen Tagen wurde in den Medien viel über den angeblichen Stresstest der Banken diskutiert. Wegen der nur sehr geringen Anforderungen des Tests an die Banken, bezeichne ich diesen eher als einen verzweifelten Versuch der Bürokraten, mit allen Mitteln das Vertrauen der Marktteilnehmer in den Bankensektor zu erhöhen. Folgerichtig zeigten sich die Banktitel schon einige Tage vor der Veröffentlichung, und sogar gegen den damals noch schwachen Markt, überraschend fest. Die „starken Hände“ im Markt erkannten also frühzeitig, dass der Test nach zahlreichen Interventionen und Verwässerungen seitens der nach wie vor starken Bankenlobby ein „Non-Ereignis“ ist, und griffen beherzt bei den zuvor verprügelten Bankaktien zu. Die relative Stärke der konjunktursensiblen Banken ist fundamental schwer zu begründen, da deren Quartalszahlen sehr durchwachsen waren und keinesfalls positiv überraschten. Vor allem die Zurückhaltung in der Kreditvergabe enttäuschte erneut, aber offenbar wurde seitens der Marktteilnehmer schlimmeres erwartet.
Konjunkturelle Daten bleiben widersprüchlich
Obwohl es grundsätzlich fragwürdig ist, nach den Motiven der Käufer zu fahnden, ist dies aktuell spannender als in vielen anderen Börsenphasen. Immerhin warnte erst vor einer Woche kein geringerer als der US-Notenbankchef Bernanke vor den außergewöhnlich hohen konjunkturellen Risiken. Konkret sprach er den darniederliegenden Immobilien- und den Arbeitsmarkt an. In beiden Märkten sei keine nennenswerte Erholung zu beobachten. Obwohl es sich verrückt anhört, waren diese kritischen Worte von Bernanke der Katalysator für die folgenden freundlichen Handelstage. Es wurde deutlich, dass die FED für einen noch viel längeren Zeitraum als ursprünglich geplant die Märkte sehr liquide halten wird und mit weiteren ungewöhnlichen fiskalen Stützungsaktionen zu rechnen ist. Dadurch wurde einigen Händlern die Angst vor einer „Double-Dip-Rezession“ genommen und auch das Schreckgespenst der drohenden Deflation verblasste etwas. Man kann also davon ausgehen, dass die jüngsten Kurssteigerungen nicht nur von notorischen Optimisten verursacht worden sind, die die stark eingetrübten US-Frühindikatoren übersehen haben. Vielmehr steigen aktuell die Kurse, da das „Smart-Money“ auf eine nur vorrübergehende Abkühlung spekuliert, die durch die außergewöhnlichen Maßnahmen der Notenbanken bald wieder auf einen steileren Erholungspfad befördert wird. Auf dieses Szenario deuten zumindest die freundlichen Kurse der Bankaktien, die stark von der hohen Menge an Notenbankgeld profitieren. Denn je billiger sich die Banken refinanzieren können, gleichzeitig aber kaum Kredite an die Wirtschaftssubjekte ausgeben, desto höher sind die Summen die im Eigenhandel eingesetzt werden können. Es darf also damit gerechnet werden, dass langfristig eine neue Blase aufgepumpt wird, mittelfristig aber eine irrsinnige Geldmenge auf die Spieltische der Wall Street schwappt.
Die Offensive bleibt auf dem Feld
Vergangenen Freitag habe ich Ihnen hier den positiven Bullish Percent Index für die Nasdaq gezeigt, die meist die Führungsrolle in Erholungsphasen übernimmt. Auch diesmal war es wieder so. Nach Handelsschluss der US-Börsen am vergangenen Freitag war es dann wieder so weit und auch der wichtige NYSE Bullish Percent wechselte in eine X-Spalte, die uns das systematische Übergewicht der Nachfrageseite anzeigt. Nach dem langen und nervigen Seitwärtstrend der meisten Indizes in den vergangenen 10 Monaten fragt man sich aber natürlich jetzt, ob dieses Kaufsignal nicht wiederum ein Fehlsignal sein könnte. Ähnlich wie das Fehlsignal des Risikoindikators im Juni. Natürlich kann Ihnen kein Mensch prognostizieren, wie weit die aktuelle Kurserholung fortschreiten wird. Wegen der traditionell sehr hohen Präzision dieses Risiko-Indikators würde ich nicht gegen ihn handeln und keine ungesicherten Short-Positionen halten – obwohl die fundamentale Lage unsicher bleibt. Immerhin wird an der Börse die Zukunft und nicht die Vergangenheit gehandelt. Erlauben Sie mir bitte nochmals einige Erklärungen zum Indikator, da ich häufig danach gefragt werde. Der NYSE BPI zeigt Ihnen den Prozentsatz der an der NYSE gehandelten Werte, die auf einem systematischen Kaufsignal der P & F Technik handeln. Bildet sich eine positive X-Spalte möglichst in der Gegend von 30 % oder tiefer, ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass wieder verstärkt Kapital in den Markt zurückkehrt und sich das Risiko für Long-Positionen stark vermindert. Der Indikator soll Ihnen einfach und objektiv zeigen, ob die offensive oder die defensive Mannschaft auf das Feld gehört und vor allem, wo wir uns gerade auf dem Spielfeld bewegen. Befindet sich der Index in einer O-Spalte, die den Angebotsüberhang visualisiert, sollten Sie vornehmlich Ihr Kapital beschützen. Tendiert der Markt aber wie aktuell in einer positiven X-Spalte „dürfen“ Sie aggressiver investieren und versuchen, möglichst viele Punkte gegen „Mr. Market“ zu machen. Der Index ist bemerkenswert, da er die Zeitpunkte zeigt, in welcher ein Börsenplatz oder ein Sektor trotz großem Optimismus nicht mehr höher zu steigen vermag und umgekehrt. Man erkennt also den Risikograd seiner gehaltenen Positionen, bzw. den Standpunkt auf dem Spielfeld.

In der vergangenen Woche hat der Index also wieder den Wechsel in eine positive X-Spalte geschafft und das abnehmende Risiko im Markt angezeigt. Die Situation ist positiver als im Juni zu sehen, da sich nun ein doppelter Boden auf dem Niveau von 38 % gebildet hat. Betrachtet man die Historie erkennt man, dass Kaufsignale auf diesem Niveau meist erfolgreich verlaufen sind. Die aktuelle positive X-Spalte ist insofern bemerkenswert, da momentan keine neuen überzeugenden Nachrichten im Markt sind und die Frühindikatoren für die US-Konjunktur bereits seit Wochen nach unten zeigen. Offenbar ist also eine gewisse Abkühlung der Konjunktur nun eingepreist und die Akteure richten ihre Blicke nach vorne, während die Medien noch die Vergangenheit diskutieren.
DAX kämpft erneut in bekannter Widerstandszone

Nach vier freundlichen Handelstagen in Folge ist der deutsche Aktienindex wieder in seine altbekannte Widerstandszone vorgestoßen, zieht sich nun aber ehrfürchtig an der Marke von 6.250 Punkten zurück. Am Donnerstag schloss der Index nach Gewinnmitnahmen bei 6.137 Punkten und konnte nur knapp eine neue O-Spalte verhindern. Diese wäre aber auch kein Beinbruch, da ein frisches Verkaufssignal erst unterhalb von 5.950 aktiviert würde. Das doppelte Kaufsignal aus dem vergangenen Monat bleibt bis auf weiteres erhalten. Es gibt also keinen systematischen Grund, wegen der aktuellen leichten und gewöhnlichen Gewinnmitnahmen frühzeitig Positionen aufzulösen. Diesen gäbe es unterhalb von 5.950 Punkten, wo nicht nur die steigende positive Unterstützungslinie den möglichen Kursrutsch bremsen würde, sondern auch die wichtige 200-Tage-Linie. Um sich nicht zu sehr von den kleinen und per Saldo unwichtigen Bewegungen verwirren zu lassen, sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit primär auf die steigende positive Unterstützungsgerade legen. Von wenigen Tagen im Frühsommer einmal abgesehen, ist diese seit dem April 2009 intakt. Ebenfalls beachtenswert ist das frische Kaufsignal des DAX. Mit der Überwindung des Niveaus von 6.200 Punkten wurde im Point & Figure Chart ein dreifaches Top überwunden. Diese Formation könnte den DAX, falls er es schafft die bekannten Widerstände bei 6.300 zu überwinden, bis in die Gegend von 7.000 Punkten befördern. Auch und obwohl dies heute noch sehr utopisch klingen mag. Für das positive Szenario spricht die große Skepsis der Marktteilnehmer, die sich in der hohen Put-Call-Ratio ausdrückt. Möglicherweise kriechen die Kurse nun also an der sprichwörtlichen „Mauer der Angst nach oben“.
Volatilität und Gold im Rückwärtsgang
Auch die abnehmende Volatilität in den großen Indizes, die das Risiko eines Engagements ausdrückt, stützt das positive Umfeld für Aktien und deutet mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit auf eine Fortsetzung des positiven Kursimpulses.

Sehr gut erkennt man die beiden „Panik-Attacken“ in Form der langen X-Säulen, die die schnell wachsende Unsicherheit im Monat Mai (beide im Bereich der Ziffer 5) abbilden. Leider ist die Darstellung wegen des ungewöhnlichen Mini-Crahs, der sich Anfang Mai im US-Handel binnen weniger Handelsminuten ereignete, verfälscht. Trotzdem ist aber die Botschaft deutlich, dass seitdem die Angst vor der Schuldenkrise deutlich von den Marktteilnehmern weicht. Beachten Sie bitte die seitdem etablierte fallende Widerstandslinie, an der jeder neue Anstieg der Volatilität bislang scheiterte. Seit Anfang Juni konnte kein neues Kaufsignal mehr erzeugt werden. Die O-Säulen setzten sich weiter nach unten in Bewegung, während keine X-Säule mehr ihre vorhergehende übertreffen konnte. Die Kurszielprojektion der P & F Technik deutet mittlerweile wieder auf einen ähnlich geringen Angstlevel wie im Frühling des Jahres. Die offensive Mannschaft darf also auch unter diesem Gesichtspunkt noch eine Weile auf dem Spielfeld bleiben, und es ist an der Zeit, „Mr. Market“ wieder ein paar Punkte abzuknöpfen. Ein weiteres Argument, das auf die sinkende Nervosität der Marktteilnehmer deutet, ist der Rückgang des Goldpreises und die auffällige Schwäche des gesamten Minensektors. Hier erkennt man gut das auffällige Eigenleben des Sektors, der sich häufig von der übergeordneten Richtung des Marktes abkoppelt. In diesem Zusammenhang sollte aber auch die saisonal typischerweise schwache Jahreszeit des Sektors beachtet werden.
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