DAX erneut auf dem Sprung

Aktuell schieben sich die wichtigsten internationalen Indizes an ihre entscheidenden Widerstände, ...
an denen in den vergangenen Monaten mehrfach die Träume der Bullen unsanft gestoppt wurden. Die Chancen für ein Überwinden dieser Bollwerke schätze ich als relativ günstig ein, da sich unterhalb der Oberfläche der Indizes der „innere Markt“ und die meisten Sektoren sehr positiv entwickeln. Typischerweise kann man dafür keine besonderen Ursachen ausmachen, aber anhand einiger zyklischer Indikatoren beobachten, wie sich das Nachfrageverhältnis deutlich zu Gunsten der Käufer verschiebt. Es gab zwar einige leicht erfreulichen Daten vom Arbeitsmarkt oder den US Frühindikatoren, aber keinen triftigen Grund für den etwa 5-prozentigen Anstieg seit Ende August. Dies erkennt man am besten daran, dass die vormals viel zu pessimistischen Beobachter jetzt von „gemischten Signalen“ der Märkte sprechen, ihnen also die Argumente ausgehen. Genau wegen dieser Ratlosigkeit in den Medien bleibe ich aber recht zuversichtlich für die Börsen und richte mich auf weitere positive Überraschungen ein. Denn der Stimmungsumschwung ist darauf zurückzuführen, dass immer mehr Anleger realisieren, dass sie unterinvestiert sind für den Fall, dass der berüchtigte „Double Dip“ ausbleibt.
Positives Überraschungspotential
Heute ist es interessant zu beobachten, dass von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, die fundamentale Bewertung von Aktien immer günstiger wird, während parallel die Unsicherheit der Investoren anwächst. Während des letzten halben Jahres hat sich etwa das Verhältnis des S % P 500 Index zum Kurs-Gewinn-Verhältnis seiner Aktien von 20 auf 12 verringert. Dies ist meiner Meinung nach ein attraktives Preisniveau und lässt Raum für Überraschungen, vor allem da das Sentiment nach wie vor noch recht skeptisch ist. Den positiven Grundton des Marktes erkennen Sie auch am Aufbau der relativen Stärke wichtiger Sektoren. Vor allem der wichtige und extrem zyklische Chip-Sektor kommt wieder in Fahrt, ebenfalls die Basis Metalle. Auch die anziehenden Preise für Kupfer, Platin und Palladium lassen derzeit die Deflationsbefürchtungen schrumpfen. Eine echte Überraschung war für in den vergangenen Tagen der für die Bullen sehr wichtige Bankensektor. Obwohl die endlich verschärften Eigenkapitalanforderungen für die Banken milliardenschwere Kapitalerhöhungen erfordern und die Casino-Mentalität erschweren werden, tendierte der Bankensektor fest. Auch hier wurden die pessimistischen Erwartungen der Investoren nicht erfüllt und Positionen eröffnet. Der überraschend positive Bankensektor ist nicht zwangsweise irrational, da die Geldhäuser weiterhin von den Notenbanken mit billigem Geld subventioniert werden, ihre Gewinne kräftig steigern und das benötigte Eigenkapital stärken können. Ganz nebenbei bleiben noch Mittel übrig, die kontinuierlich in die Märkte schwappen und sogar weniger Risiken für die Banken beinhalten als das klassische Kreditgeschäft. Verkehrte Welt. Bleiben weitere negative konjunkturelle Daten aus, sehe ich in Anbetracht der für Aktien nun beginnenden günstigen Winterzeit noch Raum für positive Überraschungen in den Märkten.
S & P 500 Index direkt am Widerstand
Auch der Chart des “Weltleitindex” S & P 500 wartet in Anbetracht der dünnen Nachrichtenlage nicht mit Spektakulärem auf. Aber im Untergrund bewegt sich bemerkenswertes. Vor ein paar Tagen wurde nach der 50-Tage-Linie auch die wichtige 200-Tage-Linie (hier nicht eingezeichnet) zurückerobert, entgegen der viele große Investoren niemals handeln.

Spannend ist die aktuelle Ausgangslage außerdem, da sich der Index nun bei knapp 1.130 Punkten exakt auf dem Niveau befindet, auf welchem er im Sommer mehrfach scheiterte. Da die allgemeine Markttechnik heute nicht überkauft und die Mehrheit der Anleger recht skeptisch ist, schätze ich die Chance für die Überwindung des Widerstands als gut ein. Von großer Bedeutung sind für mich natürlich auch die Signale der P & F Technik. Der übergeordnete Aufwärtstrend anhand der steigenden positiven Unterstützungsgeraden bleibt natürlich intakt. Sehr häufig enden größere Konsolidierungen in der Nähe dieser Trendgeraden, vielleicht auch diesmal wieder. Dies deutet auch das objektive Kaufsignal der P & F Technik an, denn die aktuelle X-Säule übersteigt die vorhergehende deutlich. Die Nachfrage übersteigt also das Angebot und frisches Kapital fließt wieder in den Markt. Das Projektionsziel der P & F Technik, welches die Schwungkraft der Kursbewegung misst, deutet darauf, dass die zyklischen Hochs am US-Aktienmarkt überwunden werden. Auch der innere Markt, auf den ich mir hier öfters beziehe, steht wieder in einer positiven X-Spalte und zeigt die Zuflüsse in den breiten Markt der NYSE. Man kann also davon ausgehen, dass die Bullen wieder am Ball sind und die offensive Mannschaft auf dem Feld bleiben darf.
Das Haar in der Suppe
Wie oben schon kurz angedeutet gibt, es leider keine eindeutigen Signale an der Börse, es sei denn, Sie betrachten zu wenige Teile des Puzzels. Der Spielverderber in der mittelfristig positiven Auslegung ist der kleine Bruder des NYSE Bullish Percent sein, der bereits wieder in kurzfristig überkauftem Terrain handelt. Ich meine den dynamischen und flexiblen „10-Wochen-Indikator“, der ebenfalls primär ein Risiko-Indikator ist, aber sehr viel schneller als der „Bullish Percent“ reagiert. Der Vorteil des Indikators besteht ganz eindeutig darin zu erkennen, wo man steht und mit welchen Risiken man in den Märkten unterwegs ist. Völlig unbeirrt davon, was in den Medien diskutiert wird. Einzig das Ergebnis des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage zählt – und nichts anderes. Der 10-Wochen-Indikator zeigt den Prozentsatz der Aktien, die oberhalb des wichtigen 50-Tage-Durchschnitts handeln. Aktienmärkte sind bekanntlich sehr zyklisch, schwanken aber im Einklang mit den Gewohnheiten der Menschen in regelmäßigen Mustern.

Eines dieser Muster erkennt man im 10-Wochen-Indikator, der ähnlich wie der RSI über zwei wichtige Zonen verfügt. Unterhalb von 30 Prozent ist der breite Markt der NYSE überverkauft und wird interessant, sobald wieder eine X-Spalte erreicht wird. Oberhalb von 70 % verhält es sich spiegelbildlich. Hier wird der Markt langsam anfälliger für Rückschläge. Heute handelt der Index bei 78 %, was aber noch längst kein Problem ist, da wir in einer positiven X-Spalte handeln, die den Kapitalzufluss signalisiert. Ungemütlich wird es erst, wenn eine negative 0-Spalte von oben die Schwelle von 70 % durchbricht. Der Markt hält sich aber häufig überraschend lange in der oberen Zone, weshalb dies alleine noch kein Verkaufssignal ist. Sehr kurzfristige Trader sollten aber einen Fuß über der Bremse halten oder ihre Positionen absichern.
DAX auf dem Sprung
Zum Abschluss noch rasch ein Blick auf den DAX, der vor dem heutigen großen Verfalltag einen sehr interessanten Eindruck macht.

Trotz und wegen des verbreiteten Misstrauens ist der DAX wie in den vergangenen Wochen hier von mir vermutet, von unten über seine steigende Trendgerade gelaufen und hat sich in eine verheißungsvolle Ausgangslage gebracht. Heute klopft er unmittelbar von unten an den Widerstand der kurzfristigen fallenden Trendgeraden bei 6.300 Punkten. Ein formales Kaufsignal der P & F Technik wäre damit noch nicht ausgelöst, aber der Weg dafür deutlich bereitet. Dies ist wichtig für Ihre Positionierung, da oberhalb von 6.350 sehr viele Stopp-Buy-Orders von institutionellen Händlern im DAX-Future liegen und es dort keinen sinnvollen Einstieg für private Anleger geben wird. Ich erwarte an dieser Stelle eine sehr große und positive Lücke im Chart, ein sogenanntes „Up-Gap“.
Klaus Buhl hat in 18 Jahren als Händler und Analyst gelernt, wie Märkte funktionieren und welche Fehler von Anlegern gemacht werden. Er betreibt die Seite www.libra-invest.de, auf der Sie sich bitte für einen kostenlosen aber informativen Newsletter eintragen, der ihnen einen Einblick in den „inneren Markt“ gibt.
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