Die neue Gelassenheit der Anleger

Es ist schon bemerkenswert, wie gelassen die Märkte derzeit auf schlechte Nachrichten reagieren.
Hatten die Hiobsbotschaften aus Japan anfangs noch einen Crash verursacht, scheinen sich die Börsianer – so zynisch das auch klingt – mittlerweile daran gewöhnt zu haben, dass in der drittgrößten Wirtschaftsnation der Welt ein atomarer Super-GAU auf Raten läuft. Dabei ist die Lage im havarierten Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi nach wie vor nicht unter Kontrolle und das benachbarte Gebiet vielleicht schon so stark verstrahlt, dass es auf Dauer unbewohnbar bleibt.
Auch von anderen schlechten Neuigkeiten ließen sich die Anleger zuletzt nicht ausbremsen. Krieg in Libyen? Politische Zeitenwende in Baden-Württemberg? Tristesse am US-Häusermarkt? Milliardenschwere Ausweitung des „Euro-Rettungsschirms“? Unerwartet stark anziehende Inflation in der Euro-Zone? Scheint momentan alles nicht zu interessieren.
Offenbar sind die guten Unternehmensberichte den Börsianern derzeit wichtiger. Die Erholung seit dem Paniktief vom 15. März läuft immer noch, und zwar ohne nennenswerte Rückschläge. Der DAX notiert wieder deutlich über 7000 Punkten und damit sogar höher als vor dem Fukushima-Crash. Letzteres gilt auch für die US-Indizes S&P 500 und Nasdaq Composite. Selbst der japanische Nikkei 225 hat einen Großteil der Verluste bereits wettgemacht.
Sind die Anleger gelassen oder doch eher ignorant? Wir werten es positiv, dass sich die Börse nach dem Crash so schnell erholt hat. Das deutet darauf hin, dass die Hausse seit September belastbarer ist, als viele dachten. Zudem dürften einige „zittrige Hände“ ihren übereilten Ausstieg inzwischen bereuen und die Rückkehr an den Aktienmarkt vorbereiten. Gefährlich würde es erst, schlüge die Gelassenheit der Anleger in Sorglosigkeit oder Euphorie um. Anzeichen dafür können wir aber noch nicht erkennen!
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.