Haben politische Börsen kurze Beine?
Deutschland hat Schwarz-Gelb gewählt. Die avisierte Koalition hält eine stabile Mehrheit der Bundestagssitze und ist erfreulicherweise nicht auf Überhangmandate angewiesen.
Der deutsche Finanzplatz bleibt von einer Börsenumsatzsteuer und anderen Übeln, wie sie SPD, Linke und Grüne ins Spiel gebracht hatten, verschont. Das ist gerade für ausländische Investoren ein wichtiges Signal.
Trotz schwacher Vorgaben aus Asien feierten die Anleger den klaren Wahlausgang am Montag mit kräftigen Kursgewinnen. Dennoch glauben wir: Auch diese politische Börse hat kurze Beine! Allenfalls einige ausgewählte Branchen dürften von den neuen Verhältnissen in Berlin tangiert werden.
Die Versorger E.ON und RWE führten am Montag die Gewinnerliste im DAX an. Union und FDP wollen die Restlaufzeiten bestehender Kernkraftwerke verlängern. Solartitel gaben nach, will doch die FDP die Subventionen in diesem Segment spürbar drosseln. Da die Liberalen darüber hinaus Privatisierungen und Private Public Partnerships forcieren möchten, könnten große Baukonzerne zu den Profiteuren zählen. Unser Musterdepotwert Rhön-Klinikum wappnete sich bereits für eine wohl bald einsetzende Privatisierungswelle öffentlicher Krankenhäuser. Auch unsere Empfehlung Stada haussierte.
Gleichwohl dürfte das Wahlergebnis den deutschen Aktienmarkt als Ganzes nur mäßig beeinflussen. Deutsche Aktiengesellschaften sind global verflochten, die großen Trends werden im Ausland gesetzt. Überdies ist der Handlungsspielraum der neuen Regierung wegen knapper Kassen begrenzt, gezielte Entlastungen der Anleger (z. B. Absenken des Abgeltungsteuersatzes) sind politisch kaum zu vermitteln. Es kommt daher auch künftig in erster Linie darauf an, jedes Investment einzeln zu prüfen, statt auf Schützenhilfe aus der Politik zu hoffen.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Bestellen Sie hier. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.