Inoffizielle Ausblicke sind besser

Alle Jahre wieder ...
... kommen die Kapitalmarktausblicke. In der Vorweihnachtszeit, wenn die Berichtssaison und die großen Kapitalmarktkonferenzen überstanden sind, lädt fast jede Bank zu einem Ausblick auf das kommende Börsenjahr.
Diese Vorträge bieten meist wenig Überraschendes. Konjunkturelle und geldpolitische Trends werden abgehandelt, ergänzt um ein oder zwei aktuelle Spezialthemen, in diesem Jahr meist die Probleme der Euro-Zone oder Quantitative Easing 2. Obendrauf gibt es die obligatorischen Kursziele für den DAX, den Dollarkurs und manchmal sogar ein paar gesonderte Aktienempfehlungen.
Interessanter wird es bei diesen Veranstaltungen, wenn der offizielle Teil vorüber ist. In „informeller“ Runde beim Büffet erzählen die Experten manchmal unverblümt, was sie abseits der Hausmeinung „ganz persönlich“ für die Märkte oder die Euro-Zone erwarten. Die meisten Referenten, mit denen wir gesprochen haben, glauben zwar, dass der Euro Bestand haben wird, selbst mit der Strategie „Irgendwie durchwursteln“. Aber die Fraktion, die einen Zerfall oder eine Spaltung der Euro-Zone ausschließt, schrumpft beängstigend.
Bankenunabhängige Vermögensverwalter haben es da leichter. Sie können schon während „offizieller“ Präsentationen frei sprechen, wie z. B. Peter E. Huber. „Im Prinzip ist der Euro nicht aufrechtzuerhalten“, spitzte er kürzlich während einer Abendveranstaltung zu. Für die momentane Krise gebe es nur zwei Lösungen: ein europäischer Haftungsverbund oder das Ausscheiden Deutschlands aus der Euro-Zone. Huber präferiert den Austritt.
Ob das politisch durchsetzbar oder wünschenswert ist, lassen wir einmal dahingestellt. In einem Punkt stimmen wir dem Value-Altmeister aber ohne Abstriche zu: Aktien dürften tatsächlich die Anlageklasse sein, die von der Flucht in Sachwerte am meisten profitiert.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.