Mit sexy sündigen Aktien Rendite machen

Der rationale Anleger sollte auch einen Blick auf sogenannte sündige Aktien richten. Aktien aus diesem Bereich könnten für einen Renditeturbo im Depot sorgen und stellen somit eine sexy Anlagemöglichkeit dar.
Bei der Suche nach renditeträchtigen Aktien an den internationalen Börsenplätzen werden von den Anlegern die unterschiedlichsten Strategien verfolgt. Manche schwören auf fundamentale Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn- oder Kurs-Buchwert-Verhältnis und bestücken ihre Aktienportfolios mit unterbewerteten Aktienpapieren. Die Hoffnung dabei ist, dass der Markt diese Unterbewertung baldmöglichst nach dem Aktienkauf entdeckt und die Kurse steigen.
Andere Anleger befassen sich intensiv mit markttechnischen Methoden und suchen nach gewinnbringenden Chartformationen oder kaufen Aktien, wenn bestimmte technische Indikatoren Kaufsignale liefern.
Sowohl die fundamentale als auch die markttechnische Analyse verlangen einen gewissen Erfahrungs- und Wissenshorizont und sind nicht ohne einen bestimmten Energieeinsatz durchzuführen. Für den langfristig orientierten Anleger, der ohne viel Arbeitseinsatz eine Outperformance erzielen möchte, bietet sich womöglich eine andere Strategie an: Investieren in sogenannte Sin Stocks - in sündige Aktien.
Sündige Aktieninvestments
Mit sündigen Aktien sind Papiere von Unternehmen gemeint, die in Geschäftsfeldern aktiv sind, die von vielen Menschen als eher unethisch, unmoralisch bzw. sündig betrachtet werden. Darunter fallen beispielshalber Hersteller von Waffen, Spielcasinos, Unternehmen im Sex- und Table-Dance-Bereich, Spirituosen- und Tabakproduzenten sowie gegebenenfalls auch Biotech-Firmen.
Nicht jeder Anleger findet es in Ordnung, sein Kapital in Waffenproduzenten anzulegen und mit dieser Anlage Rendite zu machen, obwohl die Gewinne der Unternehmen aus dem Verkauf von Kampfflugzeugen, Kriegsschiffen, Panzern, Raketen etc. stammen.
Bei Spielcasinos, Spirituosen- und Tabakproduzenten werden nicht selten Süchte bedient. Auch das möchten nicht alle Anleger unbedingt fördern und empfinden es gegebenenfalls als unmoralisch, in solche Unternehmen ihr vielleicht sauberverdientes Geld zu investieren.
Mit Hinblick auf eine Anlage in Unternehmen aus dem Sex- oder Table-Dance-Bereich: Auch damit können sich nicht alle Anleger anfreunden, da diese Branche auch heute noch für viele Menschen als anrüchig, schmutzig und unmoralisch gilt.
Ebenfalls empfinden auch nicht alle Menschen die Biotechbranche als total sauber. Trotz des bemerkenswerten Fortschritts bei der Bekämpfung von Krankheiten oder bei der Zucht keimresistenter Pflanzen und damit einer möglichen Lösung im Kampf gegen den Hunger der Welt, können nicht alle Menschen der Biotechbranche etwas Positives abgewinnen.
Renditemöglichkeit durch gut diversifiziertes Portfolio aus sündigen Aktien
Doch wer weitgehend rational und ohne moralische Bedenken an seine Investitionsentscheidungen herangeht, der könnte mit einem gut diversifizierten Portfolio aus sündigen Aktien eine gigantische Überrendite erzielen. Hierauf verweist beispielsweise ein viel beachteter Beitrag von Frank J. Fabozzi, K.C. Ma und Becky J. Oliphant im "Journal of Portfolio Management" (2008) mit dem knappen Titel "Sin Stock Returns".
Die Untersuchung der drei Autoren bezieht sich auf einen Zeitraum von Januar 1970 bis Juni 2007 und kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die jährliche Rendite eines aus "unethischen" Investments bestehenden Portfolios stattliche 19 Prozent betragen hätte. Der Gesamtmarkt hatte in diesem Zeitraum lediglich knapp 8 Prozent eingebracht. Die Überrendite war somit mehr als doppelt so hoch.
Weiterhin ist interessant, dass das "unethische" Portfolio nur in zwei von 37 Jahren einen Jahresverlust aufwies (1981 und 2002), wohingegen der Markt in neun der 37 Jahre das Börsenjahr im roten Bereich beendete (1973, 1974, 1977, 1981, 1990, 1994, 2000, 2001 und 2002). Und noch etwas: In 35 der 37 Jahre übertraf das "unethische" Portfolio auf Sicht des jeweiligen Börsenjahrs den Gesamtmarkt. Ein wirklich beachtliches Ergebnis.
Fazit
Mit einem Portfolio aus sündigen Aktien ließ sich in der Vergangenheit scheinbar gut Rendite machen. Da viele Unternehmen im sündigen Portfolio aus eher stabilen Branchen kommen (z.B. Tabak, Alkohol) und diese Unternehmen sowohl in wirtschaftlich guten als auch in wirtschaftlich rezessiven Zeiten tendenziell ordentlich verdienen, ist die erzielte Überrendite tatsächlich gar nicht so abwegig. Die Zukunft wird zeigen, ob mit einem Portfolio aus sündigen Aktien auch weiterhin gute Renditen erwirtschaftet werden können.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Lisa S. / Shutterstock.com, DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images