DAX: Ausbruch nach unten wahrscheinlich
Kaum kratzt der DAX an seinem Jahreshoch, schon geht es wieder runter. So war es in den vergangenen Monaten mehrfach. Kommt nun die Korrektur? Oder doch eine Jahresendrally? Die Analyse auf finanzen.net.
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Selten war eine Situation an den Aktienmärkten so widersprüchlich und damit schwierig zu beurteilen wie die gegenwärtige. Dabei ist es gleichgültig welchen Analyseansatz man wählt. Die schlechtesten Ergebnisse haben in den letzten Monaten sicher die Trendfolgeindikatoren geliefert, aber auch die zyklischen Indikatoren sind angesichts der ungewöhnlich häufigen Richtungswechsel zum Teil überfordert. Selbst die Stimmungsindikatoren bieten im Moment die ganze Bandbreite von extremem Pessimismus bis extremem Optimismus.
So zum Beispiel zwei Meinungsumfragen in den
USA: In der jüngsten Statistik von Investors Intelligence, in der die Stimmung der US-
Börsenbriefe erfasst werden, bewegt sich der Prozentsatz der Optimisten am unteren
Rand seit Anfang 2009, bei der von AAII erfassten Stimmung der US-Privatinvestoren
zeigt die jüngste Umfrage genau das Gegenteil: 51 % Bullen ist einer der höchsten Werte
der letzten Jahre. Sehr optimistisch zeigen sich gerade die
Privatinvestoren auch bei den Umfragen von Cognitrend und Sentix unter deutschen
Anleger. Auf Sicht von sechs Monaten (mittelfristiger Sentix) weist die Umfrage sogar
einen der höchsten je gemessenen Werte auf.
Auch die Umsatzzahlen an den Optionsmärkten bringen nur wenig Licht ins Dunkel der wahren Stimmungslage der Investoren. Auf der einen Seite befinden sich die Put/Call-Ratios sowohl in Europa als auch in den USA eher im neutralen Bereich, auf der anderen Seite spricht das absolut gesehen extrem niedrige Niveau der Put-Umsätze eher für Sorglosigkeit und damit eher für Gefahr an den Aktienmärkten.
Niedrige Umsätze sind auch an den Kassamärkten zu beobachten, insbesondere in den USA. Dieses Verhalten spricht eindeutig gegen einen anhaltenden Aufwärtstrend. Auf der anderen Seite war der jüngste Anstieg sowohl gemessen am Momentum (Marktdynamik) als auch an der Marktbreite recht überzeugend. Das wiederum spricht gegen eine unmittelbar bevorstehende ausgeprägte Schwächephase. Wird sich die Seitwärtsbewegung angesichts der widersprüchlichen Indikatorenlage deshalb weiter fortsetzten? Auch daran kann man angesichts der Dauer der Seitwärtsphase Zweifel haben.
Die eindeutigsten Ergebnisse liefert aus unserer Sicht im Moment die traditionelle
Charttechnik, besonders bei den bekannten europäischen Indizes. Schon bei unserem
letzten Bericht waren wir auf die Formation Aufsteigendes Dreieck eingegangen, in der
sich u. E. der DAX nach wir vor befindet. Aufgrund der Erfahrungswerte mit dieser
Formation in den letzten Jahren, ist ein Ausbruch nach unten nach wir vor sehr
wahrscheinlich.
Bei den gesamteuropäischen Indizes Stoxx 50 und Stoxx 600 liegt u. E.
am ehesten eine Kopf-Schulter-Formation vor. Unterstellt man, dass
das Hoch im Oktober 2009 die linke Schulter darstellt und das Hoch im April 2010 den
Kopf, dann wäre bei einer exakten Symmetrie auf der Zeitachse die Vollendung der
rechten Schulter noch innerhalb der nächsten 2-3 Wochen zu erwarten.
Fazit: Die mittelfristigen technischen Indikatoren weisen im Moment zum Teil extreme Widersprüche auf. Aufgrund von Chartformationen und der zyklischen Indikatoren ist bis Ende Oktober eine Schwächephase am wahrscheinlichsten.
Der Text ist ein Gastbeitrag von Klaus Deppermann, Technischer Analyst bei der BHF-Bank.