APA ots news: Verhaltenes Wachstum bei hartnäckiger Inflation

12.09.25 10:06 Uhr

Nationalbank veröffentlicht Interimsprognose für Österreich

2025 bis 2027

Wien (APA-ots) - "Die heimische Konjunktur ist im ersten Halbjahr 2025

Wer­bung

nach einer

knapp zweijährigen Rezession wieder leicht gewachsen, die Aussichten

für das zweite Halbjahr sind jedoch weiterhin verhalten. Für das

kommende Jahr erwarten wir einen leichten Aufschwung mit +0,8 %

Wachstum", erklärt der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank

(OeNB), Martin Kocher, anlässlich der Pressekonferenz zur OeNB-

Interimsprognose. Die österreichische Wirtschaft wird 2025 mit +0,3 %

Wer­bung

wieder leicht wachsen, die Erholung wird allerdings erst 2026 und

2027 mit Wachstumsraten von +0,8 % bzw. 1,1 % etwas an Fahrt

aufnehmen. Die Inflation steigt 2025 durch das Auslaufen der

Energiehilfen auf 3,5 %. Im Folgejahr 2026 fällt dieser Basiseffekt

weg, wodurch die Inflation auf 2,4 % sinkt. Aufgrund der hohen

Dienstleistungsinflation bleibt sie auch 2027 bei im Vergleich zum

Wer­bung

Euroraum relativ hohen 2,3 %. Die Budgetkonsolidierung bleibt

herausfordernd und stellt neben der US-Zollpolitik ein Abwärtsrisiko

für die Prognose dar.

Rezession endete im Schlussquartal 2024

Das reale Bruttoinlandsprodukt fiel zwischen dem vierten Quartal

2022 und dem dritten Quartal 2024 um 2,8 %. Damit schrumpfte bzw.

stagnierte die Wirtschaftsleistung sieben Quartale in Folge. Mit Ende

des Jahres 2024 setzte eine leichte Erholung ein. In der ersten

Jahreshälfte 2025 gab es wieder ein leicht positives

Wirtschaftswachstum, das etwas stärker ausfiel als in der OeNB-

Prognose vom Juni erwartet wurde. Ein schwierigeres internationales

Umfeld (Euro-Aufwertung und US-Zölle) deutet jedoch auf ein relativ

schwaches zweites Halbjahr 2025 hin. Für das Gesamtjahr 2025 ergibt

sich aufgrund der guten Entwicklungen im ersten Halbjahr eine leichte

Anhebung der Wachstumsprognose auf +0,3 % (Juni-Prognose: +0,2 %).

2026 wird das Wachstum mit 0,8 % hingegen geringfügig schwächer

ausfallen als im Juni erwartet. Unsere Wachstumsprognose für 2027

bleibt unverändert bei +1,1 %. Der Arbeitsmarkt verhält sich

angesichts der Konjunkturschwäche weiterhin robust. Die Prognose für

die Register-Arbeitslosenquote vom Juni bleibt mit einem Anstieg auf

knapp 7 œ % aufrecht.

Inflation sinkt 2026 automatisch, bleibt aber hartnäckig

Die Inflation steigt 2025 spürbar an und erreicht im

Jahresdurchschnitt 3,5 %. Verantwortlich für dieses Wiederaufflammen

der Inflation sind vor allem die stark gestiegenen Energiepreise zu

Jahresbeginn. Der Preisschub resultiert aus dem Auslaufen staatlicher

Entlastungsmaßnahmen wie der Strompreisbremse, die zuvor dämpfend auf

die Energiekosten gewirkt hatten. Im Folgejahr 2026 fällt dieser

Basiseffekt weg - die Inflationsrate sinkt dadurch auf 2,4 %.

Allerdings bleibt die Teuerung bei Dienstleistungen hartnäckig hoch,

was die Gesamtinflation auch 2027 auf einem Niveau von 2,3 % halten

wird. Fiskalische Konsolidierungsmaßnahmen spielen eine

untergeordnete Rolle für die Inflationsentwicklung. Die bisher

bekannten Maßnahmen führen im Jahr 2026 zu einem leichten Anstieg der

Inflation um etwa 0,2 Prozentpunkte. Auch Indexierungen - etwa bei

Mieten oder Versicherungsverträgen - sind kein wesentlicher Treiber

der aktuellen Inflationsdynamik. Lediglich 13% des Warenkorbs sind

indexiert, was ihren Effekt auf die Gesamtinflation deutlich

relativiert. Die höhere Inflation in Österreich im Vergleich zum

Euroraum ist - wie schon historisch - in erster Linie auf die höhere

Dienstleistungsinflation zurückzuführen, die auch mit der

Lohnentwicklung zusammenhängt. Unterschiede in der Energieinflation

erklären seit 2024 Schwankungen der Inflationsdifferenz zum Euroraum.

Die Nahrungsmittelinflation spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Budgetkonsolidierung bleibt herausfordernd

Die Einschätzung der budgetären Situation hat sich gegenüber der

Prognose von Juni nicht verändert. Im Juni prognostizierte die OeNB

einen Budgetsaldo von -4,2 % des nominellen BIP für 2025, -3,8 % für

2026 bzw. -4,0 % für 2027. Für das Jahr 2025 wirken das stärkere

Wachstum und die stabile Einnahmensituation zwar positiv auf den

Saldo. Dies wird jedoch durch Aufwärtsrevisionen bei

Sozialversicherungsausgaben und einen langsameren Rückgang der

Subventionen annähernd kompensiert. Für die Jahre 2026 und 2027 sind

im Rahmen des laufenden EU-Defizitverfahrens weitere Anstrengungen

nötig, die jedoch nicht in der Prognose berücksichtigt sind.

US-Handelspolitik und Budgetkonsolidierung als Abwärtsrisiko für

Wachstumsprognose

Die Prognose für das BIP-Wachstum ist mit Abwärtsrisiken

behaftet. Das relevanteste externe Risiko bleibt die hohe

handelspolitische Unsicherheit. Die am 27. Juli vereinbarten EU-US-

Handelsbedingungen haben entgegen früheren Erwartungen keine

langfristige Sicherheit verschafft. So wurden bereits wenige Wochen

nach der Vereinbarung die US-Zölle auf Stahl und Aluminium in Höhe

von 50 % auf weitere Produkte ausgeweitet. Die Handelspolitik der US-

Administration bleibt erratisch und weitere industriespezifische

Zölle (Pharmazie, Halbleiterprodukte) können nicht ausgeschlossen

werden. Zu den heimischen Wachstumsrisiken zählen wir die zur

Jahresmitte wiederaufflackernde Inflation. Diese könnte die

Konsumstimmung eintrüben und die Erholung im privaten Konsum weiter

hinauszögern. Andererseits könnte ein Sinken der weiterhin

ungewöhnlich hohen Sparquote den privaten Konsum und das

Wirtschaftswachstum in Österreich stärken.

Die Interimsprognose steht auf der Website der OeNB als Download

zur Verfügung.

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Mag.a Marlies Schroeder, MiM

Telefon: (+43-1) 404 20-6900

E-Mail: marlies.schroeder@oenb.at

Website: https://www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER

INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***

OTS0044 2025-09-12/10:02