US-Notenbank Fed lässt Geldpolitik wohl unverändert - vorerst

Die US-Notenbank dürfte ihre Geldpolitik nach den am 2. und 3. Mai stattfindenden Beratungen des Offenmarktausschusses (FOMC) unverändert lassen.
Beobachter sehen keine Gründe dafür, warum die Fed ihre Zinsen nach der erst Mitte März erfolgten Zinserhöhung kurze Zeit später erneut anheben sollte. Nichtsdestoweniger werden Investoren und Analysten versuchen, sich anhand des geldpolitischen Statements ein Bild von der Entschlossenheit der Fed zu machen, ihre Zinsen in diesem Jahr noch zwei Mal anzuheben.
Die Fed wird ihre Zinsentscheidung und das Statement am Mittwoch um 20.00 Uhr veröffentlichen. Eine Pressekonferenz mit Fed-Chefin Janet Yellen und neue makroökonomische Prognosen sind nicht vorgesehen.
Daneben stehen in dieser Woche der US-Arbeitsmarktbericht für April, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums für das erste Quartal sowie die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im April im Mittelpunkt des Interesses.
Volkswirte sehen die Fed derzeit nicht unter Druck, ihre Geldpolitik zu ändern. Sie wie auch die Finanzmarktakteure erwarten, dass die Zentralbank ihren Leitzins im Juni und im September um je 25 Basispunkte anheben wird. Seit der Erhöhung am 15. März liegt die Fed Funds Rate in einer Spanne von 0,75 bis 1,00 Prozent.
US-Wachstumsschwäche im ersten Quartal wohl vorübergehend
Das makroökonomische Umfeld, in dem die Fed operiert, ist von einiger Unsicherheit gekennzeichnet: Im ersten Quartal hat sich das Wirtschaftswachstum deutlich abgeschwächt. Nach 2,1 Prozent im vierten Quartal 2016 ist das BIP im ersten Quartal 2017 nur noch um annualisiert 0,7 Prozent gestiegen.
Allerdings bezweifeln Ökonomen, dass diese Schwäche länger anhalten wird. Der als "geldpolitische Taube" geltende Präsident der Chicago-Fed, Charles Evans, der im FOMC gegenwärtig stimmberechtigt ist, sagt kürzlich, er habe derzeit Vertrauen in die Wachstumskräfte der Wirtschaft.
Ein weiteres Element der Unsicherheit ist die Politik von US-Präsident Donald Trump. Die in der vergangenen Woche vorgestellten Pläne für eine Steuerrefom blieben so vage, dass sich mögliche Auswirkungen für Nachfrage und Inflation nicht abschätzen lassen.
Fragen zu Fed-Bilanz bleiben zunächst unbeantwortet
Einen wichtigen Anhaltspunkt bietet allerdings die Tatsache, dass Trump die von führenden Republikanern favorisierte Idee einer Grenzanpassungssteuer nicht aufgreift. Damit fällt ein Element weg, mit den die Regierung Einnahmeausfälle durch die versprochenen Steuersenkungen hätte ausgleichen können. Und damit ist auch fraglich, wie Trump die Zustimmung seiner eigenen Partei gewinnen will.
Volkswirte glauben daher, dass Trumps Steuerpläne zumindest in der veröffentlichten Meinung des FOMC keine Rolle spielen wird.
Heiß diskutiert wurde zuletzt die Frage, wie schnell die Fed ihre Bilanz verkleinern sollte. Da derartige Überlegungen nicht Teil des geldpolitischen Statements sind, sind Analysten auf Äußerungen von FOMC-Mitgliedern angewiesen. Hinweise dürfte zudem das am 24. Mai zur Veröffentlichung anstehende Sitzungsprotokoll geben.
US-Beschäftigung steigt wieder stärker
Der US-Arbeitsmarktbericht für April (Freitag, 14.30 Uhr) dürfte einen deutlichen Anstieg der Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft zeigen. Im März war der Stellenzuwachs sehr schwach geblieben - 98.000 gegenüber erwarteten 175.000, obwohl der Bericht des privaten Datenanbieters ADP zuvor auf eine positive Überraschung hingedeutet hatte.
Als möglichen Grund der negativen Überraschung nannten Volkswirte die Schneestürme an der Ostküste. Gleichwohl war die Arbeitslosenquote auf 4,5 (4,7) Prozent gesunken, und das trotz steigender Erwerbsbeteiligung. Für April erwarten Ökonomen eine Beschäftigungsanstieg um knapp 200.000 und eine leicht höhere Arbeitslosenquote.
Wachstum im Euroraum verstärkt sich im ersten Quartal
Im Gegensatz zur Entwicklung in den USA dürfte sich das Wirtschaftswachstum im Euroraum im ersten Quartal verstärkt haben. Volkswirte erwarten einen BIP-Anstieg von 0,5 Prozent, nachdem das Wachstum Ende 2016 bei 0,4 Prozent gelegen hatte. Die erste Veröffentlichung von Eurostat (Mittwoch, 11.00 Uhr) beruht unter anderen auf einer internen Schätzung des Statistischen Bundesamts für Deutschland, das eine eigene erste Schätzung aber erst zwei Wochen später veröffentlichen wird.
Der Bericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit im April wird am Mittwoch (9.55 Uhr) veröffentlicht. Volkswirte erwarten, dass die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl ungeachtet der deutlich kühleren Witterung erneut gesunken ist.
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