DAX zwischen Zoll- und Zinshoffnung: DAX konnte Gewinne nicht halten

Angesichts des bald auslaufenden Aufschubs für höhere US-Zölle auf EU-Waren richten Anleger ihren Fokus in der neuen Woche wieder stärker auf den Handelsstreit.
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Der DAX war mit einem Gewinn in die neue Handelswoche eingestiegen. Er konnte die Zuschläge jedoch nicht verteidigen und verlor letztlich 0,51 Prozent auf 23.909,61 Punkte.
DAX-Rekord bleibt weiter fern
Ein neuer Rekord für den deutschen Leitindex bleibt aktuell weiter fern: Am 5. Juni hatte der DAX nach dem Leitzinsentscheid der Europäischen Zentralbank noch bei 24.479,42 Zählern ein neues Allzeithoch erreicht. Auch auf Schlusskursbasis erreichte er an diesem Tag bei 24.323,58 Punkten einen neuen Rekord.
DAX im Windschatten der US-Börsen
Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets sieht den DAX "nur noch im Schatten der Wall Street", denn die Börsenampel bleibe jetzt primär in New York auf Grün. Hier sind die US-Börsen teilweise auch einen Schritt voraus, weil dort schon längst wieder Rekorde zum Thema geworden sind. Dem DAX fehlen zu seinem Hoch bei 24.479 Punkten hingegen noch etwas.
Auch Index-Radar sieht den US-Aktienmarkt "auf der Überholspur", getragen von wachsender Zinssenkungsfantasie und dem schwachen US-Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung hat mittlerweile über der Marke von 1,17 Dollar ihren höchsten Stand seit 2021 erreicht, und dies wird laut dem Robomarkets-Experten Molnar für die deutschen Exporteure tendenziell zu einem Bremsklotz.
"Vieles spricht deshalb dafür, dass die Börsenparty in New York zwar weiterläuft, der DAX aber froh sein kann, dass er dank dieses Rückenwinds um eine Korrektur herumkommt", fuhr er in seinem Kommentar fort. Von einer Korrektur sprechen Experten bei einem deutlicheren Rücksetzer in einem ansonsten aber intakten Aufwärtstrend. Mit einem 20-prozentigen Jahresplus steht der DAX aktuell gut da.
Zölle werden wieder zum Anlegerthema
"Sollten aus Washington erneut protektionistische Schritte kommen, dürfte das die Erwartungen und damit die Stimmung spürbar belasten", schrieben die Experten der Landesbank Baden-Württemberg. Bis zum 9. Juli muss eine Lösung gefunden werden, denn dann will US-Präsident Donald Trump noch höhere Zölle in Kraft treten lassen. Eine gewisse Zuversicht im US-Handelsstreit besteht mittlerweile, denn mit China schlossen die USA eine Vereinbarung und im Handelskonflikt mit der EU legten die USA mittlerweile ein neues Angebot vor.
Im Zollstreit zwischen der EU und den USA rückt der 9. Juli mit Donald Trumps dann endender Zollpause immer näher. Den europäischen Unternehmen drohen dann Abgaben von 50 Prozent auf ihre Ausfuhren in die USA.
Iran-Krieg rückt in den Hintergrund, Zinsen und Konjunktur im Blick
Im Iran-Israel-Konflikt kam vor wenigen Tagen mit dem Waffenstillstand und einer von US-Präsident Donald Trump angestrebten Verhandlungsrunde über das iranische Nuklearprogramm Erleichterung auf. Die Ölpreise sanken, die Aktienkurse zogen an. Im Fokus der Börsianer steht daher wieder eher der Megatrend Künstliche Intelligenz, die Ausgabenziele der Nato sowie die Infrastrukturpläne Deutschlands. Hinzu kommt noch das Thema Geldpolitik mit der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen in den USA.
Signale, wie es um die US-Wirtschaft und damit auch um den Handlungsspielraum der Notenbank Fed bestellt ist, dürften Wirtschaftsdaten liefern. Am Dienstag und Donnerstag stehen die ISM-Einkaufsmanagerindizes für die US-Industrie und die Dienstleistungsbranche auf der Agenda. Bereits am Donnerstag wird in den USA auch der monatliche Arbeitsmarktbericht vorgelegt, weil am sonst üblichen Freitag der "Independence Day" den US-Amerikanern ein langes Wochenende beschert.
Experte Hans-Jürgen Delp von der Commerzbank sieht den klaren Fokus auf dem US-Jobbericht, bei dem er einen Aufbau von 110.000 Stellen erwartet. Damit gleiche die Lage der Ausgangssituation bei der letzten großen Zinslockerung im September 2024. Vielleicht auch getrieben vom Druck, den Präsident Trump ausübt, steige die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed noch in diesem Jahr an der Zinsschraube drehe. Laut DZ Bank wird am Markt mehrheitlich mit zwei Zinssenkungen gerechnet, und zwar im September und im Dezember.
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX
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