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Das Spiel der Politik mit den Anlegern

11.05.10 16:59 Uhr

Das Spiel der Politik mit den Anlegern | finanzen.net

Die Märkte bieten derzeit ein Schauspiel der besonderen Sorte

Manchmal fragt man sich, ob das Leben an den Aktienmärkten schon immer so turbulent und spannend war – die alten Hasen sagen: „Ja klar. Mal mehr, mal weniger.“ Dann folgt aber der Nachsatz: „… wobei die letzten Wochen schon etwas besonderes hatten.“ Erst da wird deutlich in welche aufregenden Zeiten man als Anleger wirklich lebt. Irgendwie stumpft man mit der Zeit ab und verliert die Relationen aus dem Blick. Aber so fühlt es sich wohl an, wenn Geschichte geschrieben wird – man ahnt das Ende voraus, weiß es aber leider dennoch nicht mit Bestimmtheit.

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Anleger sollten ihren Ideen vertrauen

Die Kursschwankungen der vergangenen Tage verunsichern so gut wie jeden Anleger. Soll ich ganz verkaufen, oder zumindest Gewinne absichern, oder soll ich nachkaufen? Kommt jetzt erst die große Zeit der Aktiengewinne? Mit Bestimmtheit kann das niemand sagen, denn es kommt wie so oft auf den Einzelfall an. Und dieser Einzelfall begann mit der Auswahl der jeweiligen Aktie – was war der Grund dafür?

Mit Sicherheit eine Mischung aus zukunftsträchtigem Geschäftsmodell, günstiger Bewertung und einem Schuss „Spekulation“. Das Wort steht deshalb in Anführungszeichen, weil es letztlich das umschreibt, was jeder Anleger irgendwie vorhat. Dieser spekuliert darauf, dass seine Aktien steigen. Der eine mit einem Zeithorizont von wenigen Wochen, der andere will seine Aktien bis zur Rente halten. Insofern sollte jeder sich auf seine eigene Idee zurückbesinnen und überprüfen, ob die Annahmen alle noch zutreffend sind. Dies gilt sowohl für die bestehenden Depotwerte wie auch die eigene Beobachtungsliste. Chancen bieten sich immer!

Die bösen Spekulanten und die Politik

Das Wort Spekulant hat Potential zum Unwort des Jahres zu werden. Nicht ist so wenig political correct wie spekulieren – es ist etwas zutiefst Böses und Unmoralisches – sagt zumindest die große Politik, egal welcher Couleur. Dabei sind die Politiker die größten Spekulanten überhaupt.

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Mit jeder Million neuer (Papiergeld-)Schulden, hofft das politische Berlin (oder Brüssel) von neuem, dass man das Ende des Schuldenstaats nicht mehr erlebt und der Bürger nicht dahinterkommt, auf wessen Kosten da spekuliert wird. Das Schauspiel was sich die Märkte und die Politik liefern, hat etwas von einem gigantischen Katz- und Mausspiel – nur dass die Politik eine als Katze verkleidete Maus ist, während die Märkte ihr wirkliches Katzendasein kleinreden.

Sehen, wer tatsächlich welche Rolle inne hat, konnte man am Crash-Donnerstag. Es waren nicht die Politiker, die die Märkte beruhigt haben, es waren die Märkte selbst, die gemerkt haben, dass etwas aus dem Ruder läuft. Videomitschnitte dieser dramatischen Momente etwa von Wall Street-Guru Jim Cramer, wie er live in CNBC, zum Kauf von Aktien rät, zeigen, dass es nach wie vor jede Menge vernünftige Leute an der Wall Street gibt. Im Übrigen ist von der Theorie wonach einzelne Fehler diesen Intraday-Crash verursacht haben, wenig zu halten. Es scheint eher eine Verkettung unglücklicher Umständen gewesen zu sein, aber genaues werden wir wohl nie erfahren, auch wenn Börsenaufsicht und Betreiber umfangreiche Untersuchungen angekündigt haben.

Schuldenmacherei führt immer zur Krise

Die übermäßige Schuldenmacherei führte in der Vergangenheit stets zur Krise – und die Gegenwart zeigt, dass es auch dieses Mal so ist. Egal ob Privatmann, Unternehmen oder Staaten: Wer zu lange über seinen Verhältnissen lebt, muss entweder ein verdammt guter Lügner sein und andere über den Tisch ziehen, oder früher oder später seinen Bankrott eingestehen.

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Nur ist das mit dem Lügen nicht so leicht. Man sah es in letzter Zeit zuerst bei den US-Immobilien, dann bei den Banken und schließlich kommt auch vielen westlichen Staaten zum Tragen. Da hilft dann auch kein noch so großes Rettungspaket. Man sollte es hier mit Marc Faber halten, der immer vor den Druckerpressen und deren Langsamkeit warnt. Der Markt ist im Regelfall schneller. Insofern ist es kein Wunder, denn die Effekte der Eu(ro)phorie vom Montag sind 24 Stunden später schon wieder verpufft und haben uns alle zusammen letztlich 750 Mrd. Euro gekostet. Tja- wie gewonnen, so zerronnen!

Christoph Scherbaum schreibt für dieboersenblogger.de, das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehnterlanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer und natürlich als Börsenfans. In ihrem Blog vertreten sie eine ganz simple Philosophie: Sie schreiben unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus, was sie zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken.