diebörsenblogger.de-Kolumne

Wenn bisher der gefürchtete September schon so gut verlief…

22.09.10 17:30 Uhr

Wenn bisher der gefürchtete September schon so gut verlief… | finanzen.net

… was soll uns dann noch im statistisch gesehen guten Oktober–Monat an den Börsen bevorstehen?

Diese These ist natürlich albern. Doch nehmen wir uns ganz einfach mal nur die nackten Zahlen vor.

Vierte Quartal statistisch gesehen das beste im Jahr

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Bisher ist der berüchtigte September-Monat mehr als gut verlaufen. Die großen Abschläge - sie fielen bisher aus. Die internationalen Indizes haben ihre Rallye fortgesetzt. Neue Jahreshochs stehen wohl unmittelbar vor. Und wir haben schon bald Oktober. Den Monat, in dem der Markt in die beste Börsenzeit des Jahres startet. Laut der Statistik. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 hat der breite S&P 500 im vierten Quartal pro Jahr durchschnittlich 4,1% hinzugewonnen. In den anderen drei Quartalen zuvor aber nur Zugewinne von 2,3, 2,0 und 0,3% verzeichnet.

Und wenn wir die jüngeren Daten hinzunehmen gibt es noch bessere Zahlen zu berichten. Seit dem Jahr 1990 bis 2008 ist besagter S&P 500 im letzten Quartal des Jahres durchschnittlich um 6,5% nach oben geklettert. Wow – was steht uns da in diesem letzten Quartal 2010 also noch alles bevor? Zumal vor dem Hintergrund, dass seit 1945 zusammengefasst knapp 80% der vierten Quartale eines Jahres mit positiven Zahlen endeten?

Die Probleme sind weiter da…

Blind jedoch in den Markt zu gehen, nur weil einem da ein paar Zahlen der Vergangenheit Positives sagen, wäre mehr als dumm. Schließlich haben wir weltweit noch ein paar wirklich große Probleme zu lösen. Die Folgen der Finanzkrise sind speziell in den USA nur in Teilen beseitigt. Denken wir nur an die jüngsten Wirtschaftsdaten.

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Und unverändert ist die Fed nicht als Motivator am Werk. Aus Washington ist eher der nackte Realismus zu spüren: Seit Dezember 2008 wurde nicht mehr an der Zinsschraube gedreht und die Märkte rechnen erst für das nächste Jahr mit einer Anhebung des Leitzinses, möglicherweise aber auch erst 2012. Das sagt viel aus, zumal die Fed in ihrem jüngsten Bericht die Aussagen vom August noch einmal schlechter machte. Nach Ansicht der Notenbanker hat sich das Tempo der Konjunkturerholung in den vergangenen Monaten noch einmal verlangsamt. Zudem will man deflationäre Tendenzen durch eine lockere Geldpolitik bekämpfen.

DAX scheut die wichtige Barriere

Und bei allen positiven Zugewinnen im aktuellen September: Eines ist auch klar zu sagen: Der DAX scheut bisher einen Ausbruchsversuch über die wichtige charttechnische Barriere bei 6.387 Zählern. Erst wenn diese Hürde nachhaltig geschafft ist, würde dies ein positives technisches Signal aussenden und neues Kurspotenzial eröffnen. Ich habe meine Zweifel, dass wir am Markt so große Impulse finden werden, die das als Katalysator schaffen. Vielleicht ist es die kommenden Earning Season, die das vollbringt. Aber sich nur darauf zu verlassen? Es wäre (zu) riskant.

Fazit

Wir werden schon bald wissen, ob die Ergebnisse aus dem ersten Halbjahr ein Strohfeuer waren, oder ob es die Unternehmen geschafft haben, ihren Drive auch mit in das dritte Quartal mitzunehmen. Wenn nicht? Dann wird es ein ungemütlicher Herbst mit Stürmen auf dem Parkett. Denn enttäuschte Erwartungen führen leider immer zu überzogenen Reaktionen. Das schreibe ich aber nicht zum ersten Mal…

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Christoph Scherbaum schreibt für dieboersenblogger.de, das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehnterlanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer und natürlich als Börsenfans. In ihrem Blog vertreten sie eine ganz simple Philosophie: Sie schreiben unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus, was sie zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH i.G. übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.