Singapur: Warum diese Regierung alles richtig macht

Eigentlich meidet Fondsmanager Jason Pidcock Volkswirtschaften, bei denen sich die Regierungen stark einmischen. In Singapur engagiert er sich dennoch. Die Gründe.
von Jason Pidcock, Gastautor von Euro am Sonntag
Wie Hongkong ist Singapur ein kleines Land, das stark von seiner Kolonialvergangenheit profitiert hat. Die Infrastrukturausgaben, die es als britischen Handelsposten etabliert haben, seine Achtung der Rechtsstaatlichkeit und die relative politische Autonomie haben dazu beigetragen, den Grundstein für ein modernes globales Finanzzentrum zu legen.
Darüber hinaus hat Singapur in den 50 Jahren seit seiner Unabhängigkeit vom benachbarten Malaysia wohl einige der besten politischen Führungsriegen weltweit gehabt. Clevere Regierungen haben die Wirtschaft mitgesteuert, und die Ergebnisse ihrer gewissenhaften Führung lassen sich heute an der übergroßen Wirtschaftsstärke sowie der fiskalischen Robustheit ablesen.
Eine der wichtigsten Entscheidungen der Regierung war die Identifizierung bestimmter Industriesektoren, in denen Singapur ein Kompetenzzentrum werden konnte. Sie hat umfangreiche Privatinvestitionen der weltgrößten Akteure in diesen Bereichen angelockt und ihnen im Gegenzug eine Kombination aus Steuervergünstigungen, einer hervorragenden Infrastruktur, einem geschäftsfreundlichen Umfeld und einer großartigen Lebensqualität geboten.
Dieser Plan hatte durchschlagenden Erfolg und hat dazu beigetragen, Singapur zu einem globalen Player in Sektoren wie Pharmazie und Technologie zu machen.
Ein internationaler Markt,
eine offene Wirtschaft
In Singapurs Wirtschaftsmodell übertreffen die Importe und Exporte bei Weitem die Binnenwirtschaft. Das macht das Land zu einer sehr offenen Wirtschaft, die stark vom Tempo des Welthandels beeinflusst wird. Wenn der Welthandel nachlässt, wie er es in den vergangenen Jahren getan hat, dann kann das Wirtschaftswachstum in Singapur den gleichen Weg einschlagen.
Trotzdem wachsen einige Sektoren bei diesem Szenario sogar weiter, während andere einbrechen. Deshalb fühlen wir uns mit unseren Positionen in Singapur wohl, auch wenn die BIP-Wachstumsraten im Vergleich zu schneller wachsenden asiatischen Schwellenländern relativ niedrig wirken. Warum? Weil wir in Singapur nicht auf die gleiche Art und Weise investieren wie in anderen Schwellenländern. Auf den Philippinen möchten wir uns beispielsweise vor allem auf den heimischen Konsum ausrichten, da wir die Aussichten für die lokale Wirtschaft sehr optimistisch beurteilen.
Im Gegensatz dazu könnte das Wachstum in Singapur noch für einige Zeit niedrig sein. Aber das bedeutet nicht, dass die Unternehmen keine ansehnlichen Erträge liefern. Das Wichtigste ist, dass die Qualität der Firmen in Singapur sehr hoch ist. Trotz der begrenzten verfügbaren Fläche sind dort über 7.000 multinationale Unternehmen tätig, darunter 20 der weltgrößten Konzerne. Gemeinsam mit Hongkong ist Singapur für multinationale Firmen eines der führenden Länder, wenn es
um den Sitz ihrer globalen Aktivitäten geht - ein Trend, der meiner Erwartung nach andauern wird, da sich die Balance des globalen Wirtschaftseinflusses Richtung Osten verschiebt.
Besonders attraktiv bei Aktien aus Singapur sind für mich die gesunden Dividendenrenditen, die es dort gibt. Zu den Unternehmen mit Sitz in Singapur zählen viele reife, gut geführte Firmen mit einer großenteils globalen Ausrichtung, was zu ihrem Status als nachhaltige und hohe Dividendenquellen beiträgt. Und da die lokalen und globalen Volkswirtschaften nur langsam wachsen, sind die Zinsen in Singapur sehr niedrig, was die Attraktivität eines ertragreichen Unternehmens steigert, da für lokale Anleger der Unterschied zwischen Anleiherenditen und Unternehmenserträgen groß ist.
Infrastruktur und
Urbanisierung
Gleichzeitig ist die Währung in der Regel stabil: Die Regierung ist ein Nettogläubiger und fördert die Preisstabilität, indem sie die Währung in ziemlich engen Bahnen managt. In Singapur wurde 2002 der erste Real Estate Investment Trust (Reit) gelistet. Heute hat sich der Aktienmarkt durch diese Kapitalgesellschaften im Immobiliensektor gewandelt. Gelistete Reits machen fast zehn Prozent der Gesamtkapitalisierung des singapurischen Marktes aus, und mit Renditen von sechs bis sieben Prozent bieten sie üblicherweise einen attraktiven Zugang zum florierenden Immobiliensektor sowie regelmäßige Erträge.
Da Singapur ein Stadtstaat ist, kann seine Regierung anders planen als die meisten anderen Länder. So kann sie sicherstellen, dass das gesamte Transportsystem sinnvoll miteinander verbunden und die lokale Infrastruktur zugunsten der lokalen Bevölkerung mit der neuesten Technologie ausgestattet ist.
Zudem kann sie den besten lokalen investierbaren Unternehmen lukrative Verträge anbieten. Wie auch die anderen Industrieländer der Region spürt Singapur allmählich die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen seiner alternden Bevölkerung. Während dieses Thema in jedem Markt die Frage nach den Abhängigkeitsquotienten aufwirft, hebt es aber auch die Art von Unternehmen hervor, die in den nächsten Jahren florieren könnten, zum Beispiel in den Bereichen Tourismus und Gesundheit. Robotertechnik und eine weitere Urbanisierung könnten ebenfalls die Produktivitätsrückgänge einer alternden Bevölkerung wettmachen.
Das läuft auf einen Markt hinaus, der eine gewisse Stabilität und Vorhersehbarkeit, die selbst für ein Industrieland unüblich sind, mit einigen der profitabelsten und produktivsten Unternehmen der Welt kombiniert - und das alles im Rahmen einer starken Kultur, diese Gewinne in Form von Dividenden an die Aktionäre zurückzugeben.
Zudem erlaubt mir die anlagefreundliche Kultur in Singapur, mit einigen der bestgeführten Dividendenzahlern der Welt zu kommunizieren, sie zu verstehen und letztendlich in sie zu investieren. Das macht das Land zu einem wichtigen Bestandteil des Jupiter Asia Pacific Income SICAV Fund.
Kurzvita
Jason Pidcock,
Manager des
Jupiter Asia Pacific Income SICAV
Jupiter, ein börsennotierter Investmentmanager mit
boutiqueähnlichem Anlagestil und Sitz
in London, wurde
1985 gegründet und
beschäftigt weltweit
über 400 Mitarbeiter.
Jupiter gehört zu den renommiertesten
Vermögensverwaltern Großbritanniens. Das insgesamt von Jupiter verwaltete Vermögen beläuft sich per Juni vergangenen Jahres auf 44,5 Milliarden Euro.
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Bildquellen: Jupiter Asset Management