IPO im Ausland

CureVac-Aktie, BioNTech-Aktie & Co: Diese Gründe sprechen für eine Aktienplatzierung im Ausland

18.01.23 09:55 Uhr

IPO im Ausland: Gründe für eine Aktienplatzierung im Ausland | finanzen.net

Für ein in Deutschland beheimatetes Unternehmen ist es längst nicht mehr selbstverständlich, dass im Falle einer Aktienplatzierung auch ein deutscher Börsenplatz ausgewählt wird. Die Gründe dafür sind vielseitig.

• Liquidität und Peergroup sind entscheidend
• Jeder Börsenplatz hat seinen eigenen Schwerpunkt
• Positives Kapitalmarktumfeld lockt viele Firmen in die USA

Je nach Branche ist es für ein deutsches Unternehmen, im Falle eines Börsengangs, nichts Außergewöhnliches mehr, die eigenen Aktien an einer ausländischen Börse, anstatt einem Börsenplatz im Inland, anzubieten. Denn in einer zunehmend globalisierten Welt bieten solche grenzüberschreitenden Börsengänge viele Vorteile für Unternehmen.

Erfolgreiche IPOs im Ausland

Die beiden deutschen Biotechnologie-Unternehmen CureVac und BioNTech sind aktuell wohl die besten Beispiele für erfolgreiche Börsengänge im Ausland. So feierte das in Mainz beheimatete Unternehmen BioNTech, welches einen COVID-19-Impfstoff herstellt, schon Ende 2019 seinen Börsengang an der US-Technologiebörse NASDAQ. Lag der Ausgabepreis der Aktie des Mainzer Spezialisten für Immuntherapien am Tage des Börsengangs noch bei 15 US-Dollar je Anteilsschein, notiert er nun schon bei über 230 US-Dollar und somit rund 1.400 Prozent höher.

Eine ähnliche IPO-Sensation konnte auch das in Tübingen beheimatete biopharmazeutische Unternehmen CureVac feiern. Die Aktien des Konzerns, welcher sich zurzeit auf die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs konzentriert, kletterte nach der Listung an der New Yorker NASDAQ ebenfalls in unglaubliche Höhen. Trotz der Tatsache, dass der Ausgabepreis je CureVac-Aktie bei 16 US-Dollar lag, notierte die Aktie mit ihrem ersten Kurs schon bei 44 US-Dollar. Und mit einem aktuellen Preis von rund 143 US-Dollar je Anteilsschein pendelt das Papier nun sogar schon rund 793 Prozent über dem eigentlichen Ausgabepreis.

Ausländische Platzierungen ohne nachhaltigen Erfolg

Das ein Börsengang eines deutschen Unternehmens im Ausland kein Selbstläufer ist, wissen jedoch auch die Aktionäre von Noxxon Pharma, jetzt TME Pharma, Probiodrug, nun Vivoryon Therapeutics und InflaRx. So notieren die einstigen Biotech-Hoffnungen aus Berlin, Halle und Jena, die ihre Börsengänge vor wenigen Jahren in Amsterdam und New York feierten, nun massiv unter ihren damaligen Ausgabepreisen bzw. unter neuem Namen.

Einen ähnlich miserablen Verlauf nahm ich diesem Zusammenhang auch die Aktie des deutschen Buchungsportals trivago aus Düsseldorf. Zwar kletterten die Anteilsscheine des Reisevermittlers in den Wochen nach dem Börsendebüt an der New Yorker NASDAQ von 11 US-Dollar auf fast 25 US-Dollar, diese Kursrally war jedoch nur von kurzer Dauer. Mit einem Kurs von unter zwei US-Dollar notiert das Papier gegenwärtig über 80 Prozent unter dem damaligen Ausgabepreis.

Diese vier Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass grenzüberschreitende Börsengänge langfristig nicht zwangsläufig von Erfolg gekrönt sein müssen.

Hauptgründe für ein IPO im Ausland

Unternehmen streben an die Börse um frisches Geld für neue Projekte bzw. die Ausweitung des Geschäfts und Übernahmen zu finanzieren. Dabei gilt das Motto: Je mehr Geld für die eigenen Aktien gezahlt wird, desto besser! Jeder Konzern und jede Konsortialbank, die einen Börsengang begleitet, ist somit darauf aus, möglichst viel Geld bei einem IPO einzusammeln. Der wesentliche Grund für ein IPO im Ausland ist somit die Hoffnung der Altaktionäre, Gründer und Manager auf eine hohe Bewertung.

(Bio-)Technologie-Unternehmen flüchten gern in die USA

Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass gerade deutsche Technologie- und Biotechnologie-Unternehmen vermehrt ihrem Heimatland den Rücken kehren und eine Listung an der US-Technologiebörse NASDAQ anstreben. Auslöser hierfür sind eine Kombination von Gründen. So bietet die NASDAQ, im Vergleich zu einer Börse in Deutschland, eine viel höhere Liquidität sowie eine weitere Investorenbasis.

Darüber hinaus bietet gerade die NASDAQ ein sehr breites Spektrum an Unternehmen aus dem Bereich Technologie und Biotechnologie. Die hohe Anzahl der möglichen Vergleichsunternehmen bietet somit die Chance auf eine marktnahe Bewertung, da sich viele US-Investoren und Analysten gerade für diese Segmente interessieren. So kann es den deutschen Unternehmen, beispielsweise aus der Biotechnologie-Branche, zugutekommen, dass gerade in den USA sehr hohe Bewertungen in diesem Segment akzeptiert werden.

"In den USA gibt es nach Ansicht der Börsenkandidaten in diesem Sektor mehr Analysten, mehr Investoren und mehr Experte, die sich in diesem Bereich auskennen", so Dr. Martin Steinbach im GoingPublic Magazin, der Leiter bei Ernst & Young im Bereich IPO and Listing, in Bezug auf diesen Trend.

Die Peergroup ist die "Triebfeder"

"Die stärkste Triebfeder für ein deutsches Unternehmen, im Ausland an die Börse zu gehen, ist die sogenannte Peergroup. […] Wenn für eine bestimmte Branche die vergleichbaren börsennotierten Unternehmen einen bestimmten Handelsplatz bevorzugen, dann tun auch IPO-Kandidaten gut daran, diesen Handelsplatz ganz oben auf ihrer Liste zu setzen, die sie auf diese Weise auf die realistischste Bewertung ihrer Aktien hoffen können", so die Einschätzung von Christoph Gruss, dem Kapitalmarktexperten von PwC, im GoingPublic Magazin.

Dementsprechend hat jeder Börsenplatz seine favorisierten Segmente. So ist die Deutsche Börse in Frankfurt beispielsweise sehr beliebt sobald es um Börsengänge aus der Automobil- und Zuliefererbranche geht. Rohstoffkonzerne zieht es hingegen eher an die Börse nach London und Technologie sowie Biotechnologie-Unternehmen gehen am liebsten an die New Yorker NASDAQ.

Schwindende Bedeutsamkeit für den deutschen Finanzplatz

Die zunehmende Bedeutung von Börsenplätzen im Ausland stellt den deutschen Kapitalmarkt sowie den Finanzplatz Frankfurt vor neue Herausforderungen. Während sich inmitten des New-Economy-Hypes die Börsengänge am Frankfurter Parkett gegenseitig die Show gestohlen haben, hinken die deutschen Börsen nun zunehmend den US-Konkurrenten hinterher.

Dass gerade immer mehr junge, innovative und dynamische Startups aus der Technologiebranche über den Atlantik reisen müssen, um genügend Kapital für ihre neuen Idee zu akquirieren, ist in diesem Zusammenhang ein regelrechtes Testimonium Paupertatis. Denn die Tatsache, dass viele deutsche Unternehmer ihr großes Glück in der Ferne suchen, spricht weder für den hiesigen Finanzplatz noch für ein attraktives Kapitalmarktumfeld.

Dabei wusste schon der österreichische Nationalökonom Joseph Alois Schumpeter: "Entscheidende Motive für wirtschaftliches Wachstum sind gerade in Stagnations-Phasen herausragende […] Erfindungen." Sobald jedoch alle herausragenden Erfinder, aufgrund von fehlenden Risikokapitalinvestitionen, das Land verlassen müssen, ist es jedoch auch schlecht um das Wachstumspotenzial von Deutschland bestellt.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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