Der möglicherweise vor einer Übernahme durch den weltgrößten Kabelnetzbetreiber Liberty Global stehende deutsche Anbieter Tele Columbus hat jetzt selbst zugeschlagen.
Mit dem 711 Millionen Euro teuren Kauf von PrimaCom festigt das Unternehmen, das durch den Zusammenschluss einzelner regionaler Betreiber entstanden ist, seine Position als Nummer drei im deutschen Kabelmarkt. Durch die Übernahme der Nummer vier steige die Zahl der Kunden von zuletzt rund 1,7 Millionen auf zirka 2,8 Millionen, teilte das im SDAX notierte Unternehmen am Donnerstag in Berlin mit. Die neue Größe verspreche Wachstumspotenzial für die Dienste Internet, Telefonie und Fernsehen. Die Aktie von Tele Columbus legte daraufhin am Donnerstag zeitweise rund sieben Prozent zu. Marktteilnehmer äußerten sich positiv: "Der Deal ist ein signifikanter Schritt in die richtige Richtung", sagte ein Börsianar.
Zuletzt hatte es viele Spekulationen gegeben, dass
Tele Columbus vom weltgrößten Kabelkonzern
Liberty Global gekauft werden könnte. Dieser will sich in Europa weiter ausbreiten. Dabei ist für Vorstandschef Michael Fries auch der deutsche Markt nach wie vor interessant. Die kleineren Anbieter wie Tele Columbus, Pepcom oder Primacom könne sich das Unternehmen auf jeden Fall ansehen, hatte Fries im Juni dem "Handelsblatt" gesagt. Fries wollte sich nicht dazu äußern, ob es konkrete Gespräche gibt. In Deutschland ist der von US-Medienmogul John Malone kontrollierte Konzern mit Unitymedia in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg vertreten.Liberty spricht derzeit zudem mit dem britischen Telekomkonzern
Vodafone über einen großen Anteilstausch in den europäischen Märkten. Malone selbst hatte von attraktiven Möglichkeiten geschwärmt. Vor allem in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden würden sich die Kabelgeschäfte der beiden Unternehmen nach seiner Einschätzung ideal ergänzen. Fries wollte die Spekulationen nicht weiter anheizen. In den vergangenen drei Jahren gab Liberty Global nach Angaben von Fries rund 38 Milliarden Dollar für Zukäufe in Großbritannien und den Niederlanden aus.Vor gut einem Jahrzehnt hatte das
Bundeskartellamt dem Unitymedia-Rivalen
Kabel Deutschland - heute unter dem Dach von Vodafone - noch untersagt, die Kabelnetze in den drei heutigen Unitymedia-Bundesländern zu übernehmen. Mittlerweile könnte eine Entscheidung anders aussehen: Der Markt hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. So setzt die
Deutsche Telekom mit ihren Techniken VDSL, Vectoring und Glasfaser zur Aufholfjagd bei den Internetgeschwindigkeiten an, um der technisch größeren Kapazität der Kabelnetze etwas entgegenzusetzen. Damit will der Telekomkonzern vor allem das TV-Geschäft und damit die Kombinationsangebote mit einem Internet-, Telefon- und Fernsehanschluss aus einer Hand ausbauen.
Tele Columbus, das an der Börse derzeit 716 Millionen Euro wert ist, finanziert den PrimaCom-Kauf aus vorhandenen Mitteln, Bankkrediten und der Ausgabe neuer Aktien im dritten oder vierten Quartal. Das bei der Kapitalerhöhung eingenommene Geld soll eine Brückenfinanzierung, die jetzt zur Finanzierung des Kaufs eingegangen wird ablösen. Nach Abschluss der Übernahme, die bis Ende Juli unter Dach und Fach sein soll, und der Kapitalerhöhung werde der Schuldenstand mit etwa dem Fünfachen des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) deutlich höher als zuletzt liegen. Sollte die Kapitalerhöhung auf großes Interesse stoßen, könnte der Verschuldungsgrad etwas geringer ausfallen.
Einige Experten sehen bei Tele Columbus jedoch die im dritten oder vierten Quartal zur Finanzierung angekündigte Kapitalerhöhung als Belastung. "Es wird wohl ein dickes Paket werden, das mit einem entsprechenden Abschlag angeboten werden muss", hieß es. Analyst Leonhard Bayer von Hauck & Aufhäuser erachtet die Akquisition von Primacom als sinnvoll, denn sie ermögliche Größenvorteile dank Netzwerküberschneidungen und ähnlicher aufgestellter Geschäfte./zb/stw/fbr
BERLIN (dpa)
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