Felix Magath: „Schalke geht niemals pleite“
Fußballtrainer Felix Magath spekuliert seit 30 Jahren an der Börse. Im Interview mit €uro am Sonntag sprach er offen über seine persönliche Geldanlage, sein Faible für Aktien und die finanzielle Situation bei Schalke 04.
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von Lars Winter, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Magath, wir sollen Sie grüßen – von unserem Taxifahrer, der uns gerade zum Interview-Termin mit Ihnen in die Veltins-Arena gefahren hat. Er heißt übrigens Null.
Felix Magath: Null? Da müssen Sie etwas überhört haben. Der Mann heißt bestimmt Null-Vier (lacht).
Null-Vier würde auf jeden Fall gut zu ihm passen, er ist ein Gelsenkirchener Urgestein, ein echter Schalker mit Herz. Er lässt fragen, wann Schalke endlich Deutscher Meister wird.
Nun ja, wir arbeiten intensiv an unserem Ziel, spätestens am Ende der Saison 2012/13 Meister zu werden. Deshalb wurde im Sommer ein Umbruch eingeleitet. Von einigen Spielern haben wir uns getrennt, neue Spieler sind hinzugekommen. Wir wollen aus dem neuen Team eine Mannschaft entwickeln, die absehbar den Titel holen kann.
Taxifahrer Null-Vier beklagt, Sie selbst würden nie ein echter Schalker werden. Sie würden sich zu wenig mit dem Verein und der Stadt Gelsenkirchen identifizieren. Ärgern Sie solche Aussagen?
Selbstverständlich identifiziere ich mich mit meiner Arbeit und auch mit dem Verein Schalke04. Ich habe in meiner Karriere aber so viele Mannschaften trainiert, war selbst Spieler in verschiedenen Klubs, dass ich heute kein Fan mehr von einem Verein sein kann. Mich ärgert die Aussage deshalb nicht. Ich habe nun mal eine professionelle Einstellung zu meinem Beruf als Trainer und halte Emotionen im Arbeitsalltag raus.
Aber das Vereinslied von Schalke kennen Sie schon? Blau und Weiß,...
...wie lieb' ich dich. Blau und Weiß, verlass mich nicht...
Schon gut, schon gut. Eins zu null für Sie. Aber dennoch: Von außen betrachtet hat unser Taxifahrer doch nicht ganz unrecht: Ihre Familie wohnt in München, Sie selbst in Düsseldorf. Sind Sie persönlich nicht in der Tat zu weit weg vom Revier?
Bis vor kurzem hätte ich auch noch gesagt, dass ich dort wohnen muss, wo ich arbeite. Als ich Trainer in Wolfsburg war, habe ich auch in Wolfsburg gewohnt. Durch meine häufige Medienpräsenz wollten viele Fans dann natürlich gerne sehen wie ich wohne. Ich möchte nicht ständig unter Beobachtung stehen und halte deswegen mittlerweile ein wenig Abstand. Dass ich in jetzt Düsseldorf wohne, war Zufall. Ich hätte genauso gut in Essen oder Mühlheim wohnen können.
Wohnen Sie in Düsseldorf zur Miete oder haben Sie eine Eigentumswohnung gekauft?
Ich wohne zur Miete. Aber auch dabei war ich leidenschaftslos. Ich hätte auch eine Wohnung gekauft, wenn es sich angeboten hätte.
Kommen wir mal auf die laufende Saison zu sprechen. Zumindest in der Bundesliga kann Schalke die hohen Erwartungen aus der Vorsaison aktuell noch nicht erfüllen. Kann die Mannschaft am Ende noch die internationalen Plätze erreichen?
Selbstverständlich ist das noch möglich. Dass wir in der Rückrunde auch Spiele verlieren würden, war vorher klar. Nur hätte es natürlich nicht gleich der Auftakt gegen den HSV sein müssen. Das war sicherlich ein kleiner Rückschlag, den wir mit dem Sieg in Hannover und im Pokal gegen Nürnberg aber kurz darauf ausbügeln konnten. Wir werden unsere Zielvorgabe, die internationalen Plätze zu erreichen, erfüllen. Außerdem sind wir im DFB-Pokal und in der Champions-League ja noch in zwei weiteren Wettbewerben vertreten.
Und wenn nicht? Der Verein ist angesichts der massiven Verschuldung doch dazu verdammt, jedes Jahr Millioneneinnahmen durch den internationalen Wettbewerb, besser noch durch die Champions League, zu generieren.
Das ist eine zu oberflächliche Betrachtung. Unser Anspruch lautet natürlich, jedes Jahr international zu spielen. Mein Anspruch lautet aber auch, jedes Jahr die Ausgaben des Vereins durch Einnahmen zu decken oder zu übertreffen – auch wenn wir mal nicht auf die internationalen Plätze kommen. Dafür haben wir neue Strukturen geschaffen.
Eine Alternative zur Geldeinnahme hat Schalke am Finanzmarkt entdeckt. Der Verein hat für elf Millionen Euro Schalke-Anleihen platziert. Haben Sie selbst auch Anleihen erworben?
Nein, Schalke-Anleihen habe ich keine gekauft. Das hat aber nichts mit Schalke zu tun. Ich persönlich bin einfach kein Freund von Anleihen. Seit Ende der 70er-Jahre interessiere ich mich nun schon für Geldanlagen. Ich habe mich jedoch von Anfang an gegen Investments in Anleihen und für die Aktienanlage entschieden.
Dann haben Sie aber gute Chancen ausgelassen. Mit Anleihen hätten Sie in den vergangenen dreißig Jahren hohe Renditen erzielen können.
Das stimmt. So betrachtet habe ich sicherlich etwas falsch gemacht.
Aktien und Fußball – das passt dagegen nur selten gut zusammen. Der Börsengang von Borussia Dortmund war zumindest für Anleger – trotz der jüngsten sportlichen Erfolge und der Kursrallye der BVB-Aktie – ein Reinfall. Haben Sie schon mal Fußballaktien gekauft, vielleicht sogar die vom BVB?
Nein. Das wäre natürlich eine schöne Schlagzeile: „Magath kauft Aktien vom BVB.“ Aber: Ich darf als Trainer ohnehin keine Fußballaktien besitzen, um mich nicht dem Verdacht der Manipulation auszusetzen.
Was halten Sie generell davon, wenn Fußballklubs an die Börse gehen?
Ich glaube schon, dass der Börsengang für einen Fußballverein eine Alternative für die Zukunft ist, um Kapital zu beschaffen. Mittlerweile werden ja auch in Deutschland viele Vereine – etwa Hoffenheim – durch finanzstarke Sponsoren oder externe Geldgeber unterstützt. Diesem Wettbewerbsdruck werden sich vor allem die Topklubs in Zukunft nur schwer entziehen können.

Ein Börsengang von Schalke 04 ist aktuell allein schon wegen der rechtlichen Struktur nicht denkbar. Schalke ist und soll ein eingetragener Verein bleiben. Fremdbestimmung, wie sie eine Aktiengesellschaft mit sich bringen würde, ist hier nicht gewollt. Ich akzeptiere das und gehe gerade deshalb andere Wege, um den Verein auch in Zukunft finanziell stabil und sportlich konkurrenzfähig zu halten.
Eine Änderung in der neuen Struktur war die Verpflichtung von Horst Heldt. Er soll Sie bei Ihren Aufgaben entlasten. Haben Sie jetzt auch wieder mehr Zeit, sich mit Fragen der privaten Geldanlage zu beschäftigen?
Trotz der Unterstützung durch Horst Heldt lässt mir meine
Arbeit leider momentan wenig Zeit, mich intensiv um meine Geldanlagen zu kümmern. Deshalb habe ich auch einen Teil meiner Investments zur Betreuung an Banken und Vermögensverwalter abgegeben.
Welchen Vermögensberatern vertrauen Sie denn?
Ich vertraue zum Beispiel der Vermögensverwaltung von Dr. Jens Ehrhardt, der mein Geld sehr gewissenhaft anlegt.
Lassen Sie Ihren Beratern dabei freien Lauf oder schauen Sie denen auf die Finger?
Natürlich spreche ich mit denen von Zeit zu Zeit über meine Depots. Aber die rufen mich auch nicht alle fünf Minuten an, um mir jeden einzelnen Kauf mitzuteilen. (Sein Handy summt. Magath lacht). Das ist jetzt allerdings gerade einer von denen. (Er lässt es klingeln.)
Den heißen Tipp verpasse ich jetzt, leider.
Schade, die Empfehlung hätten wir jetzt auch gern gewusst. Bei welcher Aktie hätten Sie denn besser nicht auf den Rat eines anderen gehört?
Als ich Trainer in München war, ließ ich mich zum Beispiel von Uli Hoeneß davon überzeugen oder besser gesagt dazu verleiten, Aktien der Deutschen Telekom zu kaufen. Damals stand die Aktie leider deutlich höher als heute.
Haben Sie die T-Aktie noch?
Ja, und sie hat mir in der -Finanzkrise durchaus Stabilität gebracht. Ich werde sie behalten. Immerhin bringt der Titel aktuell eine Dividendenrendite von über sieben Prozent. Das tröstet etwas über die Kursverluste hinweg.
Was machen Sie denn eigentlich mit dem Rest Ihres Vermögens? Mit dem Teil etwa, den Sie nicht an externe Berater abgegeben haben?
Ab und an gönne ich mir natürlich den Luxus und den Spaß, mit einem Teil meines Geldes selbst auf interessante Aktien zu spekulieren.
Woher holen Sie sich die Anregungen dafür?
Natürlich aus €uro am Sonntag (lacht). Ich lese, wenn ich zum Beispiel im Flieger sitze, sehr gern Ihre Zeitung. Und nicht selten kaufe ich danach auch die empfohlenen Aktien. Manchmal entwickle ich allerdings auch eigene Investmentideen.
Gehen die denn besser auf als unsere Tipps?
Das ist wie so vieles im Leben. Einiges geht gut. Und manchmal läuft auch etwas schief. Eine eigene Idee, mit der ich gutes Geld verdient habe, war der Kauf der IBM-Aktie. Die stand in den 90er-Jahren bei rund 30 Mark und war meiner Ansicht nach damals viel zu günstig bewertet. Der Kurs hat sich schnell verdoppelt. Ich hab mich dann so gefreut, dass ich Kasse gemacht habe. Leider bin ich – wie sich später zeigte – zu einem viel zu frühen Zeitpunkt ausgestiegen.
Welche eigene Idee hatten Sie noch?
Ich habe mal Aktien von Ford gekauft. Das war in der Finanzkrise. Mein Gedanke war, dass doch nicht alle amerikanischen Autohersteller vor die Wand fahren können. Ford musste einfach überleben. Nachdem ich eingestiegen war, fiel die Aktie anfangs weiter. Dann habe ich einfach noch mal nachgelegt. Irgendwann ging es dann kräftig nach oben. Am Ende hab ich Geld verdient mit dem Titel. Aber auch dort bin ich zu früh ausgestiegen.
Mit welcher Aktie haben Sie mal so richtig Schiffbruch erlitten?
Da gab es einige. Vor allem am Neuen Markt habe ich Federn -lassen müssen. Einige Aktien wurden später sogar wertlos ausgebucht. Ein Verlustbringer von damals war Intershop, über den es mal hieß, er sei das Basisinvestment des Neuen Markts. Naja, es kam dann leider anders. Ich habe den Wert übrigens -immer noch im Depot. Er soll ja wieder im Gespräch sein, höre ich.
Wie sieht denn generell Ihre Vermögensstruktur aus?
Ich habe eigentlich ausschließlich Aktien.
Kennen Sie denn nicht die Regel: 100 minus Alter gleich Aktienanteil in Prozent? Ihre Aktienquote ist viel zu hoch.
Natürlich besitze ich neben Aktien auch ETFs oder Zertifikate. Aber ich bin da nicht so detailbesessen. Für mich zählen diese Investments alle in eine Anlagekategorie.
Sie werben ja auch für Eniteo, das Derivateportal der DZ Bank. Welche Derivateprodukte bevorzugen Sie?
Das geht querbeet durch alle Sparten. Manchmal kaufe ich Derivate schlichtweg zur Absicherung meines Aktienportfolios. Ich greife gern aber auch mal zu spekulativen Hebelprodukten.
Hebelprodukte, interessant. Sie hatten mal geäußert, dass Sie so spekulativ anlegen, dass Ihre Frau es eigentlich gar nicht wissen dürfte.
Im Gegensatz zu mir ist meine Frau ein sehr konservativer Anlegertyp. Alles außer Anleihen ist für sie spekulativ. Manchmal verschone ich sie deshalb besser mit meinen Anlageideen.
Sie lieben also eher das Risiko.
Wissen Sie, das Wort Risiko wird meiner Meinung nach missverständlich gebraucht. Letztendlich hat jede Anlage ein Risiko. Bei Aktien gibt es aber unterschiedliche Arten von Risiko. Ich kann eine Telekom-Aktie kaufen, da hätte ich ein geringes Risiko. Wenn ich mehr Risiko will, kann ich aber auch einen marktengen Titel eines kanadischen Minenunternehmens kaufen.
Oder die Schalke-Anleihe.
Nein, nein, die Schalke-Anleihe zu kaufen, das wäre kein Risiko. Wenn ich aber eine Anleihe auf die Vereinigten Staaten von Amerika kaufe, dann hätte ich ein Risiko. Ein hohes sogar.
Interessant. Sie glauben also, dass die USA eher pleite gehen als Schalke 04?
So ist es (lacht). Außerdem: Schalke geht niemals pleite!
Eine gewagte Prognose. Immerhin drücken den Verein Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe. Kennen Sie eigentlich den aktuellen Schuldenstand?
Sagen wir es so: Ich bin stets informiert. Die Verschuldung ist heute niedriger als sie es vor meinem Amtsantritt war.
Kennen Sie denn wenigstens Ihre aktuellen Depot- und Kontostände?
Den Stand meiner Depots verfolge ich aus Zeitgründen natürlich nicht täglich. Aber auch darüber werde ich regelmäßig informiert. Den aktuellen Stand meines Girokontos könnte ich Ihnen dagegen sofort sagen – ich mache es aber nicht.
Zur Person
Felix Magath - Trainer von Schalke 04
Als Spieler und Trainer hat Felix Magath (57) fast alles erreicht. Er kickte in der Nationalelf, gewann den Pokal der Landesmeister und wurde mit verschiedenen Klubs mehrmals deutscher Meister. Was ihm zur Krönung seiner Karriere noch fehlt, ist der Meistertitel mit Schalke 04.
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Entweder...oder, Herr Magath
Blau oder Gelb?
Blau
Bayern oder HSV?
HSV
Geld oder Liebe?
Liebe
Abwehr oder Angriff?
Angriff
Kopf oder Bauch?
Bauch
Medizinball oder Golfball?
Medizinball
Schach oder Schafskopf?
Schafskopf
Sparbuch oder Spielbank?
Spielbank
Fußball oder Familie?
Gemein. Ich will es so beantworten:
Wenn meine Familie den Fußball nicht mehr akzeptieren würde, dann Familie.
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