Deutschland soll wohl Spitzenposition in Asiens Infrastrukturbank erhalten

Deutschland soll eine Spitzenposition in der neuen Asiatischen Infrastruktur Investitionsbank (AIIB) übernehmen.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Peking vom Montag wird der bisherige deutsche Weltbankvertreter Joachim von Amsberg (51) voraussichtlich den Posten des geschäftsführenden Vizepräsidenten übernehmen. Nach China, Indien und Russland ist Deutschland der viertgrößte Geldgeber und das wichtigste Mitgliedsland außerhalb Asiens. Die Postenverteilung wird am Dienstag offiziell verkündet.
Mit der Führungsposition setzt sich Deutschland gegen Großbritannien durch, das China schon lange umwirbt, aber trotzdem nur den Vizepräsidenten für Kommunikation stellen dürfte. Großbritannien hatte als erstes westliches Land - und gegen den anfänglichen Widerstand der USA - eine Beteiligung an der chinesisch geführten Entwicklungsbank angekündigt. Doch war Peking laut "Financial Times" unzufrieden, dass London nur einen vergleichsweise unerfahrenen Ex-Politiker als AIIB-Vertreter nominiert hatte.
So will der britische Finanzminister George Osborne seinen früheren Stellvertreter Sir Danny Alexander nach Peking schicken, was selbst in London für Kritik sorgte. Der 43-Jährige hatte 2015 seinen Parlamentssitz verloren. Eigentlich gelten 20 Jahre Erfahrung in einer multinationalen Entwicklungsbank oder im internationalen Finanzwesen als Voraussetzung für die Aufgabe. Auch wurde AIIB-Präsident Jin Liqun nicht müde zu betonen, nur hoch qualifizierte Führungspersönlichkeiten einstellen zu wollen.
Das neue Finanzorgan soll ergänzend zu Weltbank und Asiatischer Entwicklungsbank (ADB) tätig sein und Infrastrukturmaßnahmen in Asien finanzieren. Die USA und Japan beteiligen sich nicht. Bedenken wegen Chinas Führungsrolle, einer möglichen Konkurrenz zur Weltbank oder ADB und vielleicht unzureichender Standards bei der Kreditvergabe hatte Bankpräsident Jin Liqun wiederholt zurückgewiesen.
Insgesamt 57 Staaten machen in der neuen Bank mit, die seit Januar ihren Betrieb aufgenommen hat. Indien, Südkorea und Indonesien sollen auch jeweils einen der insgesamt fünf Vizepräsidenten stellen, womit asiatische Staaten ein größeres Gewicht als in bestehenden Entwicklungsbanken haben, wie die Hongkonger "South China Morning Post" berichtete. Russland und Frankreich werden demnach voraussichtlich keine Spitzenpositionen einnehmen.
China hat mit 26,06 Prozent der Stimmrechte praktisch eine Vetomacht. Für asiatische Mitglieder sind drei Viertel reserviert. Indien ist mit 7,5 Prozent und Russland mit 5,9 Prozent der Stimmrechte dabei. Deutschland hält 4,1 Prozent und zahlt 900 Millionen US-Dollar (824 Mio Euro) ins Gründungskapital. Für den Zeitraum 2016 bis 2019 gibt Berlin ferner Kreditgarantien von 3,6 Milliarden US-Dollar.
/lw/DP/zbPEKING (dpa-AFX)
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