OHB SE: Europas Satellitenbauer mit starkem Schub
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Die Aktie der OHB SE hat 2025 kräftig zugelegt – und das aus guten Gründen. Der Bremer Raumfahrtkonzern überzeugt mit Wachstum, starkem Auftragseingang und besseren Margen.
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Der Aktienkurs der OHB SE ist in diesem Jahr förmlich abgehoben. Noch vor zwölf Monaten galt der Bremer Raumfahrtkonzern an der Börse als zäher Nebenwert mit durchwachsenem Zahlenwerk und schwankender Profitabilität. Inzwischen hat sich die Aktie auf etwa 115 Euro nahezu verdreifacht, zwischendurch notierte sie sogar bei 175 Euro. Für Investoren ist OHB plötzlich ein Symbol dafür geworden, wie sich europäische Raumfahrtkompetenz und politische Prioritäten zu einem attraktiven Investmentthema verbinden können. Hinter der Rally steht mehr als bloße Fantasie: Der Konzern hat 2025 operativ klar Fahrt aufgenommen, präsentiert solide Halbjahreszahlen und profitiert von einem Auftragspolster, das die Auslastung über Jahre sichert.
Die OHB SE ist ein erfahrener Technologieanbieter mit jahrzehntelanger Tradition. Das Unternehmen deckt heute nahezu die gesamte Wertschöpfungskette der Raumfahrt ab – von der Konzeption und dem Bau kompletter Satelliten über Strukturen für Trägerraketen bis zu digitalen Diensten, die auf Basis von Satellitendaten entstehen. Das Geschäftsmodell ruht auf drei Säulen. Das Segment Space Systems ist das Herzstück und umfasst die Entwicklung und Integration von Satelliten für Erdbeobachtung, Telekommunikation, Aufklärung und Wetterdaten. Aerospace konzentriert sich auf Tanks, Strukturen und Komponenten für Trägerraketen, darunter die europäische Ariane 6. Daneben arbeitet OHB über Beteiligungen an kleineren Trägersystemen, die künftig flexiblere Starts und kürzere Vorlaufzeiten ermöglichen sollen. Ergänzt wird die Gruppe durch das Segment Digital, das auf Bodensysteme, Antennen, Verschlüsselungstechnik und Datenverarbeitung spezialisiert ist. Ziel ist es, die vorhandenen Raumfahrtkompetenzen durch datenbasierte Geschäftsmodelle mit wiederkehrenden Erlösen zu ergänzen. Gerade dieser Bereich gilt als Brücke zwischen klassischer Raumfahrtindustrie und kommerziellen Anwendungen.
Die operative Entwicklung im laufenden Jahr unterstreicht den Aufwärtstrend. Im ersten Halbjahr 2025 erzielte OHB eine Gesamtleistung von 563,5 Mio. Euro – 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Das EBIT legte um 43 Prozent auf 22,6 Mio. Euro zu, und der Überschuss verdoppelte sich auf 11,3 Mio. Euro. Auch der Auftragseingang wuchs kräftig, sodass der Auftragsbestand zum 30. Juni einen Rekordwert von 3,07 Mrd. Euro erreichte. Damit verfügt OHB über volle Bücher und Planungssicherheit für mehrere Jahre. Das Management spricht von einer guten Visibilität bis weit in die zweite Hälfte des Jahrzehnts. Für das Gesamtjahr 2025 erwartet das Unternehmen eine Gesamtleistung von rund 1,2 Mrd. Euro bei einer EBITDA-Marge von etwa 9 Prozent und einer EBIT-Marge um 6 Prozent. Damit wäre eine klare Verbesserung gegenüber dem problematischen Jahr 2024 erreicht, als das EBIT infolge von Projektbelastungen auf nur 14 Mio. Euro gesunken war.
Die aktuelle Dynamik speist sich aus mehreren Quellen. Zum einen hat das Management die internen Strukturen nach Jahren des Wachstums neu geordnet und Prozesse gestrafft, um Kosten besser zu kontrollieren und die Marge zu stabilisieren. Zum anderen läuft der Auftragseingang auf Hochtouren. Europäische Raumfahrt- und Verteidigungsprogramme werden ausgebaut, und die Nachfrage nach Satelliten wächst in allen Bereichen – von Erdbeobachtung über Navigation bis hin zu sicherheitsrelevanten Anwendungen. OHB ist dabei nicht nur als Zulieferer, sondern zunehmend als Generalunternehmer gefragt. Der Auftragseingang 2024 von 1,67 Mrd. Euro – fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor – verdeutlicht den Aufschwung.
Ein besonderer technologischer Meilenstein ist die Beteiligung an der LISA-Mission, dem ersten weltraumgestützten Observatorium zur Messung von Gravitationswellen. OHB fungiert hier als Hauptauftragnehmer, während Thales Alenia Space und weitere Partner Teilaufgaben übernehmen. Das Projekt gilt als Leuchtturm der europäischen Forschung und festigt die Stellung des Konzerns im Hochtechnologiesektor. Allein dieses Projekt ist für OHB mit einem Auftragsvolumen von 839 Mio. Euro verbunden.
Für Fantasie und einen heftigen Kurssprung, der die Aktie Anfang Oktober bis auf 175 Euro explodieren ließ, sorgte aber eine andere Meldung, die auf eine noch stärkere Auftragsdynamik hoffen lässt. Und zwar hat Verteidigungsminister Boris Pistorius angekündigt, dass Deutschland bis 2030 rund 35 Mrd. EUR in nationale Weltraum- und Sicherheitsprogramme investieren will, um seine Satelliten und Kommunikationssysteme besser zu schützen. Als einer der drei führenden europäischen Raumfahrtspezialisten sollte OHB davon im großen Ausmaß profitieren.
Aus Investorensicht hat OHB mehrere Argumente auf seiner Seite. Der hohe Auftragsbestand sorgt für Sichtbarkeit der Umsätze über mehrere Jahre, die Margenentwicklung zeigt nach oben, und die Positionierung in einem politisch priorisierten Zukunftsfeld bietet strukturelles Wachstumspotenzial. Zudem ist OHB, anders als manche Wettbewerber wie etwa Airbus oder Thales Group, ein Pure Play im europäischen Raumfahrtsektor, was aus Sicht der am Thema interessierten Investoren ein wichtiger Vorteil sein kann.
Der Börsenaufschwung des Jahres 2025 spiegelt daher weniger kurzfristige Spekulation als vielmehr eine Neubewertung wider: Das Unternehmen hat bewiesen, dass es operativ wieder Tritt fasst und technologisch auf Augenhöhe mit den Großen agieren kann.
Die Aktie bleibt dennoch kein Selbstläufer. Nach der starken Kursrally ist die Bewertung ambitionierter geworden. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei 2,19 Mrd. Euro, also dem 1,8-Fachen der für dieses Jahr angestrebten Gesamtleistung. Auf Basis der für 2027 anvisierten Werte von 1,5 Mrd. Gesamtleistung und einer EBIT-Marge von über 9 Prozent liegt das EBIT-Multiple bei etwa 15, was bei einer überschlägigen Berücksichtigung der Zinsen und Steuern einem KGV27 von ca. 23 entsprechen dürfte. Nicht günstig, angesichts der Wachstumsdynamik, der Perspektiven und der Bewertungsrelationen bei ähnlichen Unternehmen in Amerika aber durchaus noch mit Potenzial.
Und nicht zu vergessen: Strukturell hat sich das Bild verbessert! Die Raumfahrtindustrie erlebt in Europa einen Investitionszyklus, wie es ihn seit Jahrzehnten nicht gegeben hat. Nationale und europäische Programme für Verteidigung, Sicherheit, Kommunikation und Klimabeobachtung sorgen für kontinuierliche Nachfrage. In diesem Umfeld zählt OHB zu den wenigen unabhängigen Anbietern, die nicht nur Zulieferteile, sondern komplette Systeme liefern können.
Wer langfristig investiert und die unvermeidlichen Schwankungen aushalten kann, dürfte in OHB eine spannende Beimischung finden. Das Unternehmen steht exemplarisch für den Aufbruch Europas in eine neue Raumfahrtära, in der strategische Souveränität und technologische Kompetenz zunehmend als wirtschaftlicher Faktor verstanden werden. Der operative Turnaround, die technologische Tiefe und der politische Rückenwind ergeben ein attraktives Gesamtbild – mit Risiken, aber auch mit erheblichem Potenzial.
Ein hohes Potenzial deutet sich auch bei Pyramid an, nachdem das Unternehmen zuletzt eine spektakuläre Meldung veröffentlicht hat. Mehr dazu hier: zum Artikel
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