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Studie Welthandel: Zölle haben sich seit 2024 fast verdoppelt -
Lieferketten im Umbruch
Hamburg (ots) -
- Das durch Protektionismus betroffene Handelsvolumen hat sich seit 2024 fast
verdreifacht, vor allem aufgrund der neu eingeführten Zölle (2024: 179, bis
Oktober 2025: 309)
- Handelsbeschränkungen betreffen fast 20 % der weltweiten Importe und Waren im
Wert von schätzungsweise 2,7 Billionen US-Dollar
- Deutschland: Ein Viertel der deutschen Ausfuhren ist von Zöllen betroffen,
2023 waren es nur 2 %
- "Friendshoring" immer wichtiger: Handel zunehmend zwischen politisch ähnlich
ausgerichteten Volkswirtschaften sowie stärker regional
- Klimawandel neben politischen Risiken größte Gefahr für maritime Drehkreuze
- Handelsdrehkreuze der Zukunft: Vereinigte Arabische Emirate, Vietnam und
Malaysia haben Nase vorn
Die weltweiten Lieferketten haben sich in den vergangenen Jahren stark
verändert. Der Welthandel befindet sich in einem anhaltenden Umbruch, getrieben
durch Geopolitik, Protektionismus und den Auswirkungen des Klimawandels. In
seiner neuesten Studie analysiert der weltweit führende Kreditversicherer
Allianz Trade die Einflussfaktoren sowie Chancen und Risiken für Lieferketten,
Handelsdrehkreuze und Transportwege.
"Die Lieferketten von Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren
nachhaltig verändert: Resilienz kommt inzwischen vor Effizienz", sagt Dr. Jasmin
Gröschl, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade. "Unternehmen haben auf die harte
Tour gelernt, dass Waren besser später als gar nicht ankommen; längere
Transportwege sind inzwischen häufig das kleinere Übel."
Der Handel zwischen geopolitisch ähnlich ausgerichteten Volkswirtschaften
gewinnt im Kontext des Handelskriegs, zunehmender Spannungen und wachsenden
Protektionismus an Bedeutung.
"Die politische Ausrichtung spielt im Welthandel inzwischen eine sehr große
Rolle", sagt Gröschl. "Steigt die geopolitischen Distanz[1] um 10 %, führt dies
zu einem Rückgang des bilateralen Handels um etwa -2 %. Das bedeutet auch:
Lieferketten müssen sich anpassen."
Diese geopolitische Fragmentierung des Welthandels fällt mit einem
Wiederaufleben des Protektionismus zusammen.
Protektionismus auf Höhenflug: betroffenes Handelsvolumen fast verdreifacht
"Allein im vergangenen Jahr hat sich das durch Handelsbeschränkungen betroffene
Handelsvolumen fast verdreifacht und betrifft Waren im Wert von schätzungsweise
2,7 Billionen US-Dollar. Das sind fast 20 % der weltweiten Importe", sagt
Gröschl. "Haupttreiber sind vor allem neu eingeführte Importzölle. Bis Mitte
Oktober wurden 309 neue Zölle eingeführt, das sind fast doppelt so viele wie im
Gesamtjahr 2024. Dies fördert zunehmendes Friendshoring und Regionalisierung."
Deutschland ist als Exportnation besonders stark betroffen: Während im Jahr 2023
nur rund 2% der deutschen Exporte von neuen Zollmaßnahmen betroffen waren, stieg
dieser Anteil im Jahr 2024 bereits auf 7%. Mitte November dieses Jahres lag der
Anteil bei rund 25% der deutschen Ausfuhren.
Mehr als die Hälfte des von Allianz Trade erwarteten weltweiten Handelswachstums
von lediglich 2 % im Jahr 2025 geht auf eine Umleitung von US-Importen weg von
China, eine Vorverlagerung von Lieferungen vor der Einführung höherer US-Zölle
sowie eine stärkere Diversifizierung des Handels zurück. Zusammen tragen diese
Faktoren rund 1,3 Prozentpunkte des ohnehin geringen prognostizierten
Gesamtwachstums bei. Für 2026 und 2027 erwarten die Allianz Trade Volkswirte
eine Verlangsamung des globalen Handels mit Waren und Dienstleistungen auf +0,6
% bzw. +1,8 %. Dies verdeutlicht die verzögerten Auswirkungen des Handelskriegs
und die Herausforderungen, denen sich die derzeitige Handelsinfrastruktur
stellen muss.
In den letzten beiden Jahrzehnten haben sich die weltweiten Handelsströme
stärker in Richtung befreundeter oder geografisch naher Länder verlagert
("Friendshoring" und Regionalisierung). Das zeigt sich auch in den Zahlen: In
mehreren Regionen hat der Handel innerhalb der eigenen Region im Verhältnis zur
gesamten Weltwirtschaft deutlich zugenommen - besonders stark in den asiatischen
Entwicklungsländern (+302 %), aber auch in Nordamerika (+38 %), Subsahara-Afrika
(+88 %) und Lateinamerika (+16 %). Der Handel innerhalb Asiens ist dabei
besonders stark gewachsen, um +337%. Aber auch der Handel asiatischer Länder
(hautsächlich China) mit anderen Regionen hat zugenommen: die Exporte nach
Lateinamerika stiegen um 412% und jene nach Subsahara-Afrika um 161%.
Klimawandel neben politischen Risiken größte Gefahr für maritime Drehkreuze
Neben Geopolitik und Protektionismus spielt aber auch der Klimawandel im
globalen Handel eine immer größere Rolle.
"Das Risiko politischer oder klimatischer Schocks für internationale
Handels-Drehkreuze wächst", sagt Lluis Dalmau, Volkswirt bei Allianz Trade. "Der
Suez- und der Panamakanal führen die Liste der Hochrisiko-Engpässe an:
Kapazitäten und Alternativen sind begrenzt, politische Risiken in fast allen
Meeresengen sehr hoch und die klimatischen Risiken steigen fast überall - für
die Häfen selbst aber aufgrund der niedrigen Wasserständen auch in der
Binnenschifffahrt, allen voran am Jangtse in China als wichtigen Handelsstrom,
aber beispielsweise auch an Donau und Rhein in Deutschland."
Niedrige Wasserstände könnten auch für den Hamburger Hafen perspektivisch ein
klimatisches Risiko darstellen - als Tidehafen ist er besonders stark von
Wasserstand und Gezeiten abhängig, zusätzlich zu möglichen Sturmfluten.
Asiatische Drehkreuze sind leistungsfähig und zuverlässig, stehen aber unter
wachsendem politischen Druck. Europäische Häfen punkten mit starker
Infrastruktur, sind jedoch vor allem im Süden zunehmend klimatischen Risiken
ausgesetzt. Drehkreuze vom Nahen Osten bis Südafrika sichern Effizienz, bleiben
aber politisch und ökologisch verwundbar. In Amerika ist die Zuverlässigkeit
hoch, doch die Kapazitäten an Atlantik- und Golfküste werden knapper.
Nase vorn: Vereinigte Arabische Emirate, Vietnam und Malaysia sind
Handelsdrehkreuze der Zukunft
Inmitten all dieser bereits bestehenden Veränderungen zeichnen neue Handels- und
Produktionszentren die Weltkarte neu. Das aktualisierte Allianz Trade Ranking
der Handelszentren der nächsten Generation zeigt, dass sich die
Volkswirtschaften in drei Ebenen - multimodal[2], logistisch[3] und
intermediär[4] - neu positionieren, da Zölle, Sanktionen und Veränderungen in
der Lieferkette die globalen Ströme neu gestalten.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (Platz 1) und Malaysia (Platz 3) führen als
konsolidierte multimodale Kraftzentren, gestützt durch die gute
Hafeninfrastruktur von Häfen wie Jebel Ali und Port Klang, die Asien, den Nahen
Osten und Europa verbinden. Vietnam springt auf Platz 2, getragen von steigenden
Exporten und einem neuen Zollabkommen mit den USA, das seine Rolle im Zentrum
der Umverteilung der Produktion in Asien festigt. Saudi-Arabien (Platz 4)
verzeichnet mit einem Sprung um 11 Plätze den stärksten Anstieg, da niedrigere
Zölle (~4 %) und wachsende Nicht-Öl-Exporte sein Handelspotenzial erweitern.
Kasachstan (Platz 16) steigt als wichtiger Logistikknotenpunkt in die
Spitzenränge auf, wobei die Drehkreuze Khorgos und Nur Zholy immer mehr
eurasische Fracht umschlagen. Weiter unten auf der Liste liegen Thailand (Platz
8), Indien (Platz 12) und Südafrika (Platz 23), die trotz Weltklasse-Terminals
wie Laem Chabang und Tanger-Med in Sachen Konnektivität hinterherhinken, während
Indonesien (Platz 11) und Bangladesch (Platz 15) mit Investitionslücken von über
1 Billion US-Dollar zu kämpfen haben.
Die vollständige Studie finden Sie hier:
https://bit.ly/4qMbfwE
[1] Die geopolitische Distanz wird durch den idealen Punktabstand approximiert,
der aus den Abstimmungsergebnissen in der UN-Generalversammlung abgeleitet wird.
Dieser misst die außenpolitischen Unterschiede zwischen Staaten.
[2] Multimodale Hubs:
Große Verkehrsdrehkreuze, an denen verschiedene Transportwege, etwa Schiff,
Bahn, Lkw und Flugzeug, zusammenlaufen. Sie verbinden weltweite Handelsrouten
besonders effizient (z.B. Singapur oder Rotterdam).
[3] Logistische Hubs:
Zentren, die auf Lagerung, Umschlag und Verteilung von Waren spezialisiert sind.
Sie optimieren die Lieferketten und sorgen dafür, dass Güter schnell
weitertransportiert werden (z. B. Dubai oder Hamburg).
[4] Intermediäre Hubs:
Zwischenstationen oder aufstrebende Standorte, die Handel und Produktion
zunehmend miteinander verknüpfen. Sie liegen oft strategisch günstig zwischen
großen Märkten und gewinnen an Bedeutung (z. B. Vietnam oder Marokko).
Allianz Trade ist weltweiter Marktführer im Kreditversicherungsgeschäft und
anerkannter Spezialist für Bürgschaften und Garantien, Inkasso sowie Schutz
gegen Betrug oder politische Risiken. Allianz Trade verfügt über mehr als 100
Jahre Erfahrung und bietet seinen Kunden umfassende Finanzdienstleistungen an,
um sie im Liquiditäts- und Forderungsmanagement zu unterstützen.
Über das unternehmenseigene Monitoring-System verfolgt und analysiert die
Allianz Trade Gruppe täglich die Insolvenzentwicklung von mehr als 83 Millionen
kleiner, mittlerer und multinationaler Unternehmen. Insgesamt umfassen die
Expertenanalysen Märkte, auf die 92% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP)
entfallen.
Mit dieser Expertise macht die Allianz Trade Gruppe den Welthandel sicherer und
gibt den weltweit über 70.000 Kunden das notwendige Vertrauen in ihre Geschäfte
und deren Bezahlung. Als Tochtergesellschaft der Allianz und mit einem AA-Rating
von Standard & Poor's ist die Holding von Allianz Trade mit Sitz in Paris im
Schadensfall der finanzstarke Partner an der Seite seiner Kunden.
Das Unternehmen ist in über 40 Ländern vertreten und beschäftigt mehr als 5.800
Mitarbeiter weltweit. 2024 erwirtschaftete die Allianz Trade Gruppe einen
konsolidierten Umsatz von EUR 3,8 Milliarden und versicherte weltweit
Geschäftstransaktionen im Wert von EUR 1.400 Milliarden.
Weitere Informationen auf http://www.allianz-trade.de
Hinweis bezüglich zukunftsgerichteter Aussagen
Die in dieser Meldung enthaltenen Informationen können Aussagen über zukünftige
Erwartungen und andere zukunftsgerichtete Aussagen enthalten, die auf aktuellen
Einschätzungen und Annahmen der Geschäftsführung basieren, und bekannte und
unbekannte Risiken sowie Unsicherheiten beinhalten, aufgrund derer die
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Aussagen wesentlich abweichen können. Neben zukunftsgerichteten Aussagen im
jeweiligen Kontext spiegelt die Verwendung von Wörtern wie "kann", "wird",
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zukunftsgerichtete Aussage wider. Die tatsächlichen Ergebnisse, Entwicklungen
oder Ereignisse können aufgrund verschiedener Faktoren von solchen
zukunftsgerichteten Aussagen beträchtlich abweichen. Zu solchen Faktoren gehören
u.a.: (i) die allgemeine konjunkturelle Lage einschließlich der
branchenspezifischen Lage für das Kerngeschäft bzw. die Kernmärkte der
Allianz-Gruppe, (ii) die Entwicklung der Finanzmärkte einschließlich der
"Emerging Markets" einschließlich Marktvolatilität, Liquidität und
Kreditereignisse, (iii) die Häufigkeit und das Ausmaß der versicherten
Schadenereignisse einschließlich solcher, die sich aus Naturkatastrophen
ergeben; daneben auch die Schadenkostenentwicklung, (iv) Stornoraten, (v) Ausmaß
der Kreditausfälle, (vi) Zinsniveau, (vii) Wechselkursentwicklungen
einschließlich des Wechselkurses EUR-USD, (viii) Entwicklung der
Wettbewerbsintensität, (ix) gesetzliche und aufsichtsrechtliche Änderungen
einschließlich solcher bezüglich der Währungskonvergenz und der Europäischen
Währungsunion, (x) Änderungen der Geldpolitik der Zentralbanken bzw.
ausländischer Regierungen, (xi) Auswirkungen von Akquisitionen, einschließlich
der damit verbundenen Integrationsthemen, (xii) Umstrukturierungsmaßnahmen,
sowie (xiii) allgemeine Wettbewerbsfaktoren jeweils in einem örtlichen,
regionalen, nationalen oder internationalen Rahmen. Die
Eintrittswahrscheinlichkeit vieler dieser Faktoren kann durch Terroranschläge
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Verpflichtung, zukunftsgerichtete Aussagen zu aktualisieren.
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