Mehr Staat, weniger Markt!

Aareal Bank -9,1%, Deutsche Bank -6,4%, Deutsche Börse -8,1% … So schlugen sich einige der zehn „ausgewählten Finanzunternehmen“, seit die BaFin sie in einem Überraschungscoup unter „Artenschutz“ gestellt hat.
Ungedeckte Leerverkäufe auf diese Titel sind seit Mittwoch verboten. Natürlich lässt sich darüber philosophieren, ob die Kurse ohne dieses Verbot nicht eine ähnlich desaströse Talfahrt hingelegt hätten.
Fest steht allerdings, dass die Maßnahme mitnichten zu einer Beruhigung der Märkte beigetragen hat. „Verzweiflungstat“, „unsinnig“, „nutzlos“ sind noch die freundlichen Umschreibungen auf dem Parkett. Wie groß muss die Not in der Finanzbranche sein, wenn selbst „Rettungspakete“ in Billionenhöhe nicht ausreichen und zu Maßnahmen gegriffen wird, die schon nach der Lehman-Pleite wirkungslos waren?
Das internationale Echo auf den deutschen Alleingang ist ebenfalls verheerend. Offene Kritik kommt u. a. aus Frankreich. Weltweit wird mit Verwunderung registriert, dass Europa nicht in der Lage ist, mit einer Stimme zu sprechen. Das unkoordinierte Durcheinander lädt Investoren nicht gerade dazu ein, ihre Mittel im Euroraum anzulegen.
Zumal das jüngste Manöver wie ein erneuter Versuch wirkt, anonymen Spekulanten die Schuld an der „Euro-Krise“ in die Schuhe zu schieben. Der Leerverkäufer gibt ja auch ein dankbares Ziel ab: Wer immer genau dann gewinnt, wenn fast alle anderen verlieren, hat naturgemäß wenig Freunde.
Staatliche Eingriffe in den Markt, die nicht von ökonomischer Vernunft geleitet sind, sondern zuvorderst der Beruhigung des aufgebrachten Wahlvolks dienen sollen, werden wir künftig noch häufiger sehen. „Mehr Staat, weniger Markt“ – an dieser Stelle bereits frühzeitig avisiert – bleibt einer der Megatrends der kommenden Jahre.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.