Weisen Bankaktien erneut den Weg?
Finanzkrise 2.0? Wer die Kurse von Bankaktien eng verfolgt, gerät zumindest ins Grübeln.
Die heimischen Dickschiffe Deutsche Bank und Commerzbank sind am Montag auf 6-Monats-Tiefs abgerutscht, Aareal Bank und Postbank droht ein ähnliches Schicksal. Auf europäischer Ebene das gleiche Bild: Der DJES Bank Index notiert so tief wie seit Juli 2009 nicht mehr und hat seinen Performancerückstand gegenüber dem branchenübergreifenden Euro Stoxx 50 im 6-Monats-Vergleich auf 12 Prozentpunkte ausgebaut.
Warum sind Bankaktien plötzlich so schwach? Unseres Erachtens steckt mehr dahinter als überproportionaler Korrekturbedarf nach der Hausse 2009: Nachdem die faulen Subprime-Kredite abgearbeitet worden sind, droht nun eine Abschreibungsorgie bei faulen Krediten für US-Gewerbeimmobilien. Preisrückgänge von teilweise 50%, dramatisch gestiegene Leerstandsquoten und Kredithebel von 10 lassen Anleger das Schlimmste befürchten.
Falls die Banken erneut Probleme bekommen, wird dies auch die restliche Wirtschaft spüren. Die relative Schwäche des DJES Bank Index verheißt jedenfalls nichts Gutes. Das momentane Bild ähnelt der Entwicklung im Frühsommer 2007, kurz vor Ausbruch der Finanzkrise (vgl. Analyse in der Ausgabe vom 14.7.08): Damals schaffte es der Bankenindex nicht, mehrere neue Verlaufshochs des Euro Stoxx 50 mitzumachen. Stattdessen gingen Bankaktien konträr zur Gesamtmarktentwicklung auf Talfahrt, in der zweiten Jahreshälfte 2007 weitete sich die Performanceschere auf 15 Prozentpunkte aus.
Es beunruhigt uns daher schon, dass der Bankenindex im Gegensatz zum breiten Markt im Januar 2010 kein neues Hoch markierte und stattdessen in den Sturzflug überging. Im Idealfall löst sich diese technische Divergenz bald auf, im schlimmsten Fall ist sie wie im Sommer 2007 ein Menetekel für den gesamten Aktienmarkt.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.