2018 wird das Geldverdienen für Aktionäre nicht einfacher

Langsam geht das Börsenjahr 2017 zu Ende. Für die Aktionäre war es mehrheitlich ein gutes Jahr, der Performance-Index DAX legte bisher um 13 Prozent zu.
Wer in Anleihen investiert hat, hatte dagegen dieses Jahr das Nachsehen. Während die zehnjährigen Bundesanleihen im Januar noch bei 0,2 Prozent rentierten, stieg diese auf 0,3 Prozent. Unter Betrachtung der Kursentwicklung der Anleihen wie auch der Inflation haben Anleger Geld verloren. Ein Blick auf den Devisenmarkt zeigt, dass der Euro in der ersten Jahreshälfte gegenüber dem Dollar zugelegt hat und seitdem seitwärts tendiert. Auf Jahressicht summiert sich hier das Plus auf 12 Prozent.
Einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für die Entwicklung an den Kapitalmärkten hatte in den vergangenen Jahren die ultralockere Geldpolitik der großen Notenbanken. Fakt ist, dass sich hier etwas ändert. Die Fed hat den Zinserhöhungspfad 2017 beschritten, drei weitere sollen im kommenden Jahr folgen. Auch die Europäische Zentralbank wird restriktiver und halbiert ab Januar das Volumen des laufenden Anleihenkaufprogramms. Wie man in der Vergangenheit beobachten konnte, hat die Politik der Notenbanken einen direkten Einfluss auf die Devisen- und Anleihenmärkte. Indirekt hängt auch die Performance am Aktienmarkt von der Politik der Zentralbanken ab.
Erneut kein gutes Jahr für Anleihen
Seit der Finanzkrise werden die Anleihenmärkte maßgeblich von der sehr expansiven Geldpolitik der beiden wichtigsten Notenbanken, der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank (EZB), beeinflusst. Die Federal Reserve kündigte am Mittwoch an, die Leitzinsen im kommenden Jahr drei Mal um jeweils 25 Basispunkte anheben zu wollen. Die Zinsen dürften dort Ende kommenden Jahres in der Bandbreite von 2,00 bis 2,25 Prozent liegen. Der Anstieg dürfte allerdings seine Spuren bei den US-Anleihen hinterlassen, die Strategen von MM Warburg erwarten die Rendite zehnjähriger US-Papiere Ende kommenden Jahres bei 2,80 Prozent.
Der Preisdruck auf die Bundesanleihen dürfte durch das Herunterfahren der Anleihekäufe der EZB etwas weichen. Aber auch die anziehenden US-Renditen dürften für höhere Zinsen in Deutschland sorgen. Die von Dow Jones befragten 13 Banken sehen die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen Ende 2018 im Median bei 0,85 Prozent. Damit dürfte auch im kommenden Jahr kein Geld mit Bundesanleihen zu verdienen sein.
Euro vermeintlicher Hort der Stabilität
Der Euro gehörte am Devisenmarkt 2017 zu den großen Gewinnern, der US-Dollar zu den großen Verlierer. Damit wurden viele Devisenstrategen auf dem falschen Fuß erwischt, die den Euro auf Parität zum Dollar gesehen haben. Statt einem Kurs von 1 zu 1 kostet ein Euro aktuell 1,18 Dollar. Für Ende kommenden Jahres erwarten die von Dow Jones befragten Strategen das Währungspaar im Median bei 1,17. Für die kommenden 12 Monate erwartet der Konsens der Devisenstrategen damit eine Bewegung von gerade einmal einem Cent. Die Notenbanken haben ihren Fahrplan für das kommenden Jahr bereits auf den Tisch gelegt, dieser ist damit am Devisenmarkt eingepreist. Die große Unbekannte ist allenfalls die Inflationsentwicklung. Sollte diese, wieder erwarten, anspringen, dürften die Notenbanken reagieren. Damit dürfte das Währungspaar Euro Dollar aus dem Gleichgewicht geraten.
Kleinere Unwägbarkeiten auf dem Weg zum Jahresende
Die Umsätze am Aktienmarkt dürften in den kommenden Tagen ausdünnen, was kurzfristig für ein Anziehen der Volatilität sorgen kann. Für die kommende Woche stehen kaum noch wichtige Termine auf der Agenda, die ersten Marktteilnehmer dürften sich so langsam in die Weihnachtsfeiertage verabschieden. Für einen kleinen Aufreger könnten die Neuwahlen in Katalonien am 21. Dezember sorgen, die autonome Provinz steht momentan unter der Zwangsverwaltung aus Madrid. Den jüngsten Prognosen zufolge dürfte die katalanische Regionalpartei Esquerra Republicana de Catalunya die Wahlen gewinnen.
Der Blick der Marktteilnehmer ist zudem auf den US-Kongress gerichtet, wo die US-Republikaner versuchen, ihre Steuerreform in ein Paket zu schnüren, um es den Wählern unter den Weihnachtsbaum legen zu können. Die entscheidenden Abstimmungen im Senat und Repräsentantenhaus stehen im Verlauf der Woche an und dürften die Finanzmärkte in ihren Bann ziehen. Ein Großteil der positiven Stimmung beruht auf der Hoffnung, dass es zu Weihnachten ein "großes Steuergeschenk" geben wird, wie von US-Präsident Donald Trump versprochen. Sollte dieses Geschenk ausbleiben, dürfte dies für einen deutlichen Rücksetzer an den Börsen sorgen.
Für das kommende Jahr erwarten die von Dow Jones befragten Analysten eine überschaubare Performance. Die Marktstrategen von 18 Banken erwarten den DAX Ende kommenden Jahres bei 14.000 Punkten. Aktuell handelt der Index bei rund 13.000 Zählern. Bei einer angenommenen Dividendenrendite von 2,5 Prozent verbleiben für das Kursplus noch 675 Punkte oder gut 5 Prozent. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob die Rendite das Risiko entsprechend bewertet. Hier werden die Marktstrategen der Hessischen Landesbank deutlich. Für sie stehen den überschaubaren Ertragsaussichten vergleichsweise hohe Risiken gegenüber. Anleger sollten sich ihrer Einschätzung bei Aktien derzeit zurückhalten.
Billig kaufen - teuer verkaufen
"Buy low, sell high"- lautet eine alte Börsenregel. Auf dem aktuellen Niveau sind Aktien allerdings nicht mehr billig. Historisch betrachtet werden die Aktien der DAX-Unternehmen im Schnitt mit dem 10- bis 13-fachen ihrer Gewinne bewertet. Momentan liegt diese Kennziffer mit 13,5 bereits leicht oberhalb der Bandbreite. Diese hohe Bewertung ist unter anderem auf Grund der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken gerechtfertigt. Billig kaufen geht unter dieser Prämisse nicht mehr, allenfalls teuer verkaufen. Daher muss in den kommenden Monaten damit gerechnet werden, dass das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis wieder in das alte Band zurückfällt. Bei einer Bewertung mit dem 12,5 fachen Gewinn würde der DAX bereits rund 1.000 Punkte niedriger notieren.
FRANKFURT (Dow Jones)
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