ROUNDUP 2: Trump kündigt sofortigen Beginn von Atomwaffentests an
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GYEONGJU (dpa-AFX) - US-Präsident Donald Trump hat den sofortigen Beginn neuer Atomwaffentests angekündigt. Er begründete die Maßnahme in einem Post auf der Plattform Truth Social mit den Testprogrammen anderer Länder. Er habe das jüngst in Kriegsministerium umbenannte Verteidigungsministerium angewiesen, Tests "auf gleicher Basis" durchzuführen, schrieb Trump weiter.
Um welche Art von Tests es sich dabei handeln soll, und welche Waffen getestet werden sollen, blieb dabei zunächst offen. Sollten die USA tatsächlich erstmals seit mehr als 30 Jahren erneut Atomwaffentests durchführen, könnten sich auch andere Atommächte aus der Deckung wagen.
Die Ankündigung des US-Präsidenten kam nur kurz vor einem Treffen mit Chinas Präsidenten Xi Jinping in Südkorea. Während des Treffens beantwortete Trump eine Frage von Journalisten zu den angekündigten Atomwaffentests nicht. Die USA und China sind wie Russland etablierte Atommächte, genauso Großbritannien und Frankreich.
Letzter Atomtest der USA 1992
Der bisher letzte Atomtest der USA war am 23. September 1992 auf dem Gelände durchgeführt worden, das heute als Nevada National Security Site bekannt ist. Im selben Jahr hatte der damalige US-Präsident George H. W. Bush ein Moratorium für unterirdische Atomtests verkündet.
Die USA haben jedoch die Möglichkeit, Tests auf demselben Gelände wieder aufzunehmen. Dem wissenschaftlichen Dienst des US-Kongresses zufolge ist der Präsident unter bestimmten Bedingungen befugt, einen Atomaffentest zu erlauben.
Im US-Parlament regte sich unmittelbar nach der Ankündigung des Republikaners bereits erster Widerstand. "Absolut nicht. Ich werde ein Gesetz einbringen, um dem ein Ende zu setzen", schrieb die demokratische Kongressabgeordnete aus Nevada, Dina Titus, auf der Plattform X.
Russland testete atomare Langstreckenrakete
Erst vor einigen Tagen hatte Kremlchef Wladimir Putin erklärt, der Test der atomaren Langstreckenrakete Burewestnik sei geglückt. Sie wurde nach russischen Angaben im Verlauf eines jüngsten Manövers russischer Atomstreitkräfte am 21. Oktober getestet. Bei einer Besprechung mit dem russischen Generalstab betonte Putin die militärische Stärke der Atommacht Russland. Bei dem russischen Test handelte es sich aber um die Erprobung eines neuen Trägersystems, nicht um den Test einer Atomwaffe.
Abrüstungsvertrag läuft aus
Der atomare Abrüstungsvertrag New Start, das letzte große Rüstungskontrollabkommen zwischen den USA und Russland, läuft im Februar 2026 aus. Es gibt bislang keine klaren Verhandlungen über eine Nachfolgeregelung. Der Kreml hatte kürzlich erklärt, es sei unmöglich, ihn neu auszuhandeln. Das sei zeitlich praktisch nicht machbar, sagte ein Sprecher.
Der Vertrag New Start wurde 2010 geschlossen und 2021 letztmalig um fünf Jahre verlängert. Er sieht eine Reduzierung der Atomsprengköpfe und der Trägersysteme vor.
Trump behauptete in seinem Beitrag auf Truth Social, dass die USA mehr Atomwaffen hätten als jedes andere Land. Derzeit besitzt Russland laut der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) jedoch die meisten bestätigten Atomwaffen - über 5.500 Sprengköpfe -, während die USA demnach über 5.044 Atomwaffen verfügen. Die USA investieren hohe Milliardensummen in die Modernisierung ihres nuklearen Arsenals.
Neben den fünf permanenten Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats als etablierte Atommächte gibt es nach Angaben des Friedensforschungsinstituts Sipri vier weitere Staaten, die über Atomwaffen verfügen: Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel.
UN-Beauftragte warnt vor Risiko eines Atomwaffeneinsatzes
Nach Einschätzung der UN-Beauftragten für Abrüstungsfragen, Izumi Nakamitsu, ist das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes so hoch wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. "Es ist bemerkenswert, wie schnell wir die Lehren des Kalten Krieges vergessen haben", sagte sie im April. "Zu keiner Zeit seit der Hochphase des Kalten Krieges war das Risiko eines Einsatzes von Atomwaffen so hoch - und die Mechanismen, die ihren Einsatz verhindern sollen, so fragil".
Nach Angaben des US-Kongresses aus dem Sommer hatte 2024 ein Experte der für die Sicherheit und Effektivität des US-Atomwaffenarsenals zuständigen Organisation National Nuclear Security Administration (NNSA) erklärt, dass es keine technische Notwendigkeit für Atomtests gebe. Analysten hatten laut Kongressangaben Bedenken geäußert, wonach die Entwicklung neuer Sprengkopfdesigns durch die NNSA zu Forderungen nach einer Wiederaufnahme von Atomwaffentests führen könnten.
Ein internationaler Kernwaffenteststopp-Vertrag wurde 1996 in der UN-Generalversammlung angenommen. Die USA haben den Vertrag nicht ratifiziert. Russland zog daraufhin seine Ratifizierung Ende 2023 zurück. Beide Länder hatten seit den 1990er Jahren keine Kernwaffenversuche mehr durchgeführt.
Atomwaffen bislang erst einmal im Krieg eingesetzt
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die USA 1995 eine Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen. Eine zweite Bombe traf drei Tage später Nagasaki. Es waren die ersten - und bislang einzigen
- Atomwaffenangriffe der Kriegsgeschichte.
Schätzungsweise mehr als 70.000 Menschen starben auf einen Schlag in Hiroshima, bis Ende 1945 waren es schon 140.000. In Nagasaki starben bis Jahresende etwa 70.000 Einwohner. Die genaue Opferzahl wird sich nie ermitteln lassen, weil viele erst an den Spätfolgen durch die Strahlung starben.
Russland kritisiert geplantes US-System zur Raketenabwehr
Der Kreml hatte kürzlich Medienberichten zufolge Trumps Vorstoß zur Entwicklung eines Raketenabwehrsystems namens "Golden Dome" kritisiert. Trump will das System bis zum Ende seiner Amtszeit aufbauen, nach dem Vorbild des israelischen Abwehrsystems "Iron Dome". Der geplante "Golden Dome" soll weit über die bestehenden US-Abwehrsysteme hinausgehen und würde sich deutlich vom israelischen Vorbild unterscheiden./rin/fsp/ln/DP/zb