Staatschefs beraten in Brasilien über Klimaschutz

06.11.25 05:49 Uhr

BELÉM (dpa-AFX) - Kurz vor dem offiziellen Start der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien treffen sich am Donnerstag und Freitag Dutzende Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfel, um auf höchster Ebene über die Eindämmung der Erderwärmung zu beraten. Zu dem Treffen in der Millionenstadt Belém im Amazonasgebiet reisen aus Europa unter anderem Kanzler Friedrich Merz (CDU), der französische Präsident Emmanuel Macron sowie der britische Premierminister Keir Starmer an, ebenso die Spitzen der EU und der Vereinten Nationen. Merz wird erst in der Nacht zum Freitag in Belém erwartet.

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Aus Sicht der brasilianischen Gastgeber soll das vorgezogene Gipfeltreffen der zweiwöchigen UN-Klimakonferenz einen Schub geben. Die COP30 mit Zehntausenden Teilnehmern aus rund 200 Staaten beginnt offiziell erst am Montag. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva spricht von einer "COP der Wahrheit", die greifbare Ergebnisse liefern soll. Das politische Umfeld ist aber rau: Kriege und Konflikte beherrschen die Schlagzeilen, zudem ist mit den USA unter Präsident Donald Trump einer der größten Emittenten klimaschädlicher Treibhausgase aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten und in Belém auch nicht hochrangig vertreten.

Auf dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs, zu dem sich 143 Delegationen angekündigt haben, soll unter anderem der offizielle Startschuss fallen für einen neuen, milliardenschweren Fonds zum Schutz der Tropenwälder, die als "grüne Lunge" des Planeten das Weltklima stabilisieren. Brasilien hat in dem Konzept seine Erwartung geäußert, dass sich auch Deutschland daran beteiligt.

Die brasilianische Regierung schlägt dabei ein neues Modell vor: Länder, die ihre Tropenwälder erhalten, werden belohnt. Jährlich könnte der Fonds nach einiger Anlaufzeit rund vier Milliarden US-Dollar ausschütten - fast das Dreifache des derzeitigen Volumens internationaler Wald-Finanzhilfen.

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Konkret heißt das: Staaten, die wertvollen Tropenwald erhalten, bekommen dem Konzept zufolge aus dem Fonds pro Jahr und Hektar eine Prämie von 4 US-Dollar. Für jeden zerstörten Hektar sollen sie aber umgekehrt 140 Dollar Strafe zahlen. Überprüft würde dies mit Satellitenbildern.

Die Zeit drängt: Schon vor Jahren hatten 140 Staaten das Ziel gesetzt, die Entwaldung bis 2030 komplett zu stoppen. Doch gingen laut der Umweltorganisation WWF allein 2024 fast sieben Millionen Hektar Primärwald verloren.

Geplant ist auch ein gemeinsamer Appell (call to action) für ein internationales Schutz-Management gegen Waldbrände. Daneben wirbt Brasilien für seine Initiative zu nachhaltigen Kraftstoffen: Bis 2035 soll sich deren Produktion und Nutzung vervierfachen. Überdies steht auch eine Erklärung zum Kampf gegen Hunger, Armut und für mehr Klimaschutz auf der Agenda./toz/DP/zb