Über 500 Beschäftigte

Dow-Aktie gibt ab: Dow schließt Chemieanlagen in Sachsen und Sachsen-Anhalt

07.07.25 17:09 Uhr

NYSE-Aktie Dow leichter: Dow fährt Chemieproduktion in Sachsen und Sachsen-Anhalt herunter | finanzen.net

Der US-Chemiekonzern Dow will einen Teil seiner Anlagen im sächsischen Böhlen und in Schkopau in Sachsen-Anhalt Ende 2027 schließen.

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Grund seien strukturelle Herausforderungen auf dem europäischen Markt, darunter hohe Energie- und Betriebskosten, steigende CO2-Kosten sowie eine mangelnde Nachfrage in Schlüsselindustrien, teilte das Unternehmen mit. Dow habe die Mitarbeiter an den betroffenen Standorten über diese Entscheidung informiert, hieß es.

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"Unsere Branche sieht sich in Europa nach wie vor mit schwierigen Marktdynamiken und einem anhaltend herausfordernden Kosten- und Nachfrageumfeld konfrontiert", sagte Dow-Chef Jim Fitterling.

Betroffen sind nach Unternehmensangaben insgesamt rund 550 regulär Beschäftige in Böhlen und Schkopau. Dies betreffe sowohl Mitarbeiter an den entsprechenden Produktionsanlagen als auch Beschäftigte in unterstützenden Bereichen, hieß es. Dow unterhält nach Angaben zufolge 13 Standorte in Deutschland mit rund 3.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Nicht alle Anlagen der Region betroffen

Konkret geht es um die Chloralkali- und Vinylanlagen in Schkopau (Saalekreis) sowie den sogenannten Steamcracker in Böhlen, der aus Rohbenzin chemische Grundstoffe herstellt. Diese Anlagen stehen am Anfang der chemischen Wertschöpfungskette und gelten als besonders kosten- und energieintensiv. Ihre Schließung dient laut Dow der Anpassung von Kapazitäten, dem Abbau von Handelsrisiken sowie der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.

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Dow hatte bereits im April angekündigt, mehrere Anlagen in Europa zu überprüfen. Neben den deutschen Standorten ist auch eine Anlage im britischen Barry betroffen. Insgesamt sollen europaweit rund 800 Stellen wegfallen. Die Schließungen sollen das operative Ergebnis ab 2026 steigern. Bis Ende 2027 sollen rund 50 Prozent des Einsparziels von 200 Millionen US-Dollar erreicht sein.

Kritik aus der Branche

Die Nordostchemie-Verbände (VCI) reagierten alarmiert auf die Ankündigung. "Die Schließungen der Dow-Anlagen haben katastrophale Auswirkungen. Stoppt das Cracker-Herz, geraten alle anderen angeschlossenen Unternehmen in Gefahr", sagte die Hauptgeschäftsführerin des VCI Nordost, Nora Schmidt-Kesseler. Viele Unternehmen seien auf die Produktion in Böhlen und Schkopau angewiesen. Die chemische Industrie in Ostdeutschland sei stark vom Stoffverbund geprägt.

"Das Wegbrechen von Anlagen hat massive Auswirkungen auf nachgelagerte Prozesse und angeschlossene Unternehmen." Die Schließung werde ganze Produktionsketten infrage stellen, erklärte Schmidt-Kesseler. Sie erinnerte daran, dass an jedem Chemiearbeitsplatz drei weitere Arbeitsplätze hängen.

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Reaktionen aus der Landespolitik

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) erklärte: "Die Entwicklung bei Dow hat sich bereits seit längerer Zeit angedeutet." Etwa ein Drittel der rund 550 betroffenen Dow-Beschäftigten arbeite am Standort Schkopau. Das Land habe frühzeitig mit Dow eine Arbeitsgruppe gegründet, um "größere Teile der Chemiestandorte zu sichern und damit Arbeitsplätze in der Region zu erhalten".

Die Industrie stehe insgesamt unter Druck. "Hohe Energiepreise und der zunehmende internationale Wettbewerbsdruck setzen die Branche massiv unter Druck", so Schulze. Man arbeite daran, die Branche gezielt zu unterstützen. Schulze verwies auf eine Bundesratsinitiative aus Sachsen-Anhalt zur Entlastung energieintensiver Industrien, die der Bundesrat im März beschlossen habe: "Uns ist klar: Viele Arbeitsplätze hängen an der Chemie. Wir arbeiten mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten daran, dass diese erhalten bleiben."

Auch Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter reagierte mit Sorge auf die Pläne von Dow: "Wir nehmen die Entscheidung von Dow, den Cracker in Böhlen über 2027 hinaus nicht weiterzubetreiben, mit großem Bedauern zur Kenntnis", sagte der SPD-Politiker. Die Landesregierung sei mit dem Unternehmen sowie lokalen Partnern im Gespräch, um "den Chemiestandort Böhlen-Lippendorf mit neuen Investitionen und neuen Produkten zu erhalten". Panter betonte: "Die Region bleibt ein Treiber für Transformation und Innovation der chemischen Industrie." Gleichzeitig forderte er den Konzern auf, "weiterhin für die soziale Absicherung der betroffenen Mitarbeiter zu sorgen".

Gewerkschaft kündigt Widerstand an

Die Industriegewerkschaft IGBCE reagierte mit scharfer Kritik. "Heute ist ein tiefschwarzer Tag für das Chemiecluster Mitteldeutschland", sagte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis. Die Auswirkungen der angekündigten Anlagenschließungen seien verheerend - nicht nur für die betroffenen Beschäftigten, sondern für die gesamte Region. Dow sei ein zentraler Akteur im mitteldeutschen Chemiedreieck, viele weitere Unternehmen hingen an den Anlagen.

Auch Stephanie Albrecht-Suliak, Leiterin des IGBCE-Bezirks Nordost, zeigte sich kämpferisch: "Wir werden diese wichtige mitteldeutsche Industrieregion nicht einfach aufgeben." Dow müsse Verantwortung übernehmen. Die Gewerkschaft werde um jeden der 550 Arbeitsplätze kämpfen.

Dow plant Konsultationen mit Betriebsräten

Die betroffenen Anlagen sollen bis Ende 2027 in Betrieb bleiben, die Stilllegung und der Rückbau könnten sich bis 2029 hinziehen. "Wir werden umgehend einen formalen Konsultationsprozess mit den Betriebsräten einleiten, um die damit verbundenen organisatorischen Änderungen und den Zeitplan zu besprechen", teilte Dow mit. Ziel sei es, sozialverträgliche Lösungen zu erarbeiten.

In Deutschland betreibt Dow weitere Anlagen in Schkopau, Leuna und Böhlen - unter anderem zur Herstellung von Kunststoff und Materialien für die Bauindustrie. Diese Anlagen sind den Angaben zufolge nicht von der aktuellen Entscheidung betroffen.

Die Dow-Aktie verliert im NYSE-Handel zeitweise 2,06 Prozent auf 27,87 US-Dollar.

/djj/DP/jha

BÖHLEN/SCHKOPAU (dpa-AFX)

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Bildquellen: Bill Pugliano/Getty Images

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