Hot Stock der Wall Street: Borders Group

von Tim Schäfer, New York

Der zweitgrößte amerikanische Buchhändler Borders wurde schon als nächster Pleitekandidat gehandelt. Im Januar notierte das Papier bei lausigen 86 Cent. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren kostete der Titel noch 27 Dollar. Auf winzige 50 Millionen Dollar brach der Börsenwert ein, obwohl der Konzern voriges Jahr mehr als 2,8 Milliarden Dollar Umsatz stemmte. Die Netto-Schuldenlast von 245 Millionen Dollar und Sorgen um eine Refinanzierung lösten die Krise aus. Hinzu kamen tiefrote Zahlen, schrumpfende Umsätze, ein geringer Kassenbestand. Seit Jahren schreibt Borders Verluste.

Doch am 1. April wendete sich das Blatt, als Interims-Chef Michael Edwards ein erstaunlicher Befreiungsschlag gelang: Er zahlte seinem größten Aktionär, dem Investor Pershing Square Capital Management, einen Überbückungskredit in Höhe von 42,5 Millionen Dollar zurück. Edwards erhielt Schützenhilfe von der Bank of America und weiteren Partnern wie Wells Fargo, JP Morgan und GE Capital. Sie stellten eine Kreditlinie von 700 Millionen Dollar zur Verfügung. „Wir sind äußerst zufrieden, die Unterstützung unserer Kreditgeber und die neuen Konditionen für die kommenden vier Jahre erhalten zu haben“, begrüßte Finanzvorstand Mark Bierley in einem Telefongespräch mit seinen Investoren den Deal. „Freilich werden wir unseren finanziell disziplinierten Kurs fortsetzen. Mit diesem Kreditrahmen sind wir nun in der Lage, unsere Ziele umzusetzen Umsatz, Marktanteil und Profitabilität zu erhöhen.“

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Ein neues Kapital wird aufgeschlagen. Die Wall Street reagiert entsprechend euphorisch. Dank des neuen Darlehens schnellte der Kurs am 1. April um 46,5 Prozent in die Höhe. Mittlerweile hat sich der Kurs weiter erholt. Die Notiz liegt schon bei 2,97 Dollar. Der Börsenwert beträgt derzeit 177 Millionen Dollar. Trotz der jüngsten Rallye scheint die Aktie aber noch immer unbewertet zu sein. So wird dem Einzelhändler lediglich das Eigenkapital zugebilligt. Für einen Dollar Umsatz müssen Aktionäre nur 6 Cent hinlegen. Dabei mehren sich die positiven Signale: So verdoppelte sich im vierten Quartal der Überschuss auf 60 Millionen Dollar. Auch Hedgefondsmanager William Ackman äußerste sich optimistisch über die Zukunft des Unternehmens. Ackman begann im Jahr 2006 über sein Investmentvehikel Pershing Square, Aktien einzusammeln. Der Investor hält nun 17,7 Prozent des Grundkapitals. Die Schweizer UBS Bank, die Fondsgesellschaft Vanguard und Wells Fargo sind weitere wichtige Aktionäre. Zuletzt deckte sich das Borders-Management im Oktober im größeren Stil mit den Papieren zum Kurs von 3,11 Dollar ein.

In den USA und Puerto Rico betreibt die Gruppe 511 sogenannte Superstores, also große Geschäfte. Hinzu kommen 175 kleinere Niederlassungen, die sich in Einkaufszentren befinden, sowie 29 Läden in Flughäfen. Brot- und Buttergeschäft sind neben Büchern Musik, Filme und Geschenkartikel. Alles in allem zeichnet sich dank der Unterstützung der Banken der Turnaround ab. Borders wird versuchen, seinen wesentlich stärkeren Erzrivalen Barnes & Nobel zu attackieren. Gewiss kommt dem klassischen Buchhandel dank der elektronischen Lesegeräte wie sie Amazon mit dem Kindle oder Sony anbieten, Geschäft abhanden. Doch reagieren die führenden Buchläden auf den Wandel: Sie bieten selbst eReaders an. Borders will zudem das Internet-Geschäft vorantreiben.