Goldman Sachs-Investment Outlook: Chancen und Risiken für die Aktienmärkte in 2026

In ihrem Investment Outlook beschreibt Goldman Sachs für 2026 ein komplexes Marktumfeld, in dem einfache Strategien an Grenzen stoßen. Was das für Anleger heißt.
Werte in diesem Artikel
• Notenbanken steuern auf einen behutsamen Lockerungszyklus bei weiterhin erhöhtem Zinsniveau zu
• Die extreme Konzentration an den US-Aktienmärkten birgt Risiken bei möglichen Gewinnenttäuschungen
•Anleihen bieten nach Jahren niedriger Renditen wieder attraktive laufende Erträge
Ein neues geldpolitisches und handelspolitisches Regime
Der Investment Outlook 2026 von Goldman Sachs Asset Management zeichnet ein Bild, in dem die großen Notenbanken eine neue Phase erreicht haben. Nach den kräftigen Zinserhöhungen der vergangenen Jahre sind die Leitzinsen zwar gesenkt worden, bleiben jedoch oberhalb des Niveaus vor der Pandemie. Für die US-Notenbank Fed wird ein behutsamer Lockerungszyklus erwartet, dessen Tempo stark von der Entwicklung des Arbeitsmarkts und der Inflation abhängt. In Europa rechnet Goldman Sachs eher mit einer längeren Pause bei weiteren Zinssenkungen, während Japan sich weiter in Richtung eines höheren Zinsregimes bewegt.
Parallel dazu verschiebt sich die globale Handelsordnung. Im Mittelpunkt stehen höhere US-Zölle und bilaterale Abkommen mit wichtigen Handelspartnern, während der technologische Wettbewerb mit China anhält. Wie aus dem Bericht hervorgeht, hat die effektive US-Zollbelastung den höchsten Stand seit den 1930er-Jahren erreicht. Unternehmen konnten einen Teil dieser Belastung bisher durch Anpassungen in den Lieferketten und Preisstrategien abfedern, doch das Risiko bleibt bestehen, dass mehr Kosten bei den Verbrauchern ankommen.
Hinzu kommt die Schuldenproblematik: Weltweit liegt die staatliche Verschuldung laut Goldman Sachs deutlich über 100 Billionen US-Dollar. Besonders im Fokus steht die US-Fiskalpolitik mit hohen Defiziten bei gleichzeitig gestiegenen Realzinsen. Europa wiederum ringt mit wachsendem Verteidigungs- und Infrastrukturbedarf - etwa in Deutschland und Frankreich - und der Frage, wie zusätzliche Ausgaben mit bestehenden Schuldenregeln vereinbar sind. Für Kapitalmärkte bedeutet das, dass Staatsanleihen zwar wichtig als Absicherung gegen Wachstumsschocks bleiben, fiskalische Sorgen jedoch die langfristigen Renditen nach oben treiben und Zinskurven versteilen können.
Aktienmärkte zwischen Konzentration und regionaler Differenzierung
Ein zentrales Thema des Goldman-Sachs-Berichts ist die extreme Konzentration an den Aktienmärkten. Die zehn größten US-Unternehmen - überwiegend Technologie- und KI-Gewinner - machen inzwischen einen erheblichen Anteil an Marktkapitalisierung und Gewinnen des S&P 500 aus. Einige dieser Konzerne erreichen eine Marktkapitalisierung von über einer Billion US-Dollar. Die Analyse im Investment Outlook 2026 betont dabei, dass ein Großteil der Rallye von realem Gewinnwachstum und soliden Bilanzen getragen wurde, nicht nur von steigenden Bewertungsmultiplikatoren. Das Hauptrisiko liegt weniger in einer klassischen Blasenbildung, sondern in möglichen Gewinnenttäuschungen und der Frage, ob sich die enormen KI-Investitionen tatsächlich amortisieren.
Gleichzeitig breitet sich der KI-Trend auf die sogenannten "Picks and Shovels" der neuen Infrastruktur aus: Halbleiterhersteller, Rechenzentrums-Betreiber, Cybersicherheits-Spezialisten, Daten- und Stromnetzbetreiber sowie spezialisierte Industrie-Zulieferer. In diesen Segmenten und im Small- und Mid-Cap-Bereich sieht Goldman Sachs Chancen für aktive Investoren, da Bewertungsunterschiede groß und die Analysten-Abdeckung oft dünner ist.
Regional ergibt sich ein multipolares Bild. Europa profitiert von steigenden Verteidigungs- und Infrastrukturinvestitionen sowie von der Energiewende, wobei politische Spannungen - etwa in Frankreich - ein Risikofaktor bleiben. Viele europäische Qualitätsunternehmen handeln weiterhin mit Abschlag zu US-Titeln, obwohl ihre Geschäftsmodelle und Bilanzqualität robust sind. Japan erlebt Rückenwind durch Unternehmensreformen, steigende Löhne und eine aktivere Anlagestrategie der heimischen Haushalte, unterstützt durch steuerbegünstigte Anlageprogramme. Schwellenländer profitieren von einem schwächeren US-Dollar, sinkenden Zinsen und strukturellem Wachstum. Besonders hervorgehoben werden im Bericht China mit den Bereichen Technologie, Konsum und Hochtechnologie-Industrie, Indien mit seiner demografischen Stärke und Digitalisierung sowie Teile des Nahen Ostens, die massiv in Diversifikation, Infrastruktur und Digitalisierung investieren.
Anleihen und alternative Anlagen: Einkommen als Renditetreiber
Auf der Rentenseite beschreibt Goldman Sachs Asset Management 2026 als ein Umfeld, in dem Einkommen wieder ein echter Renditetreiber ist. Nach Jahren extrem niedriger Renditen bieten viele Segmente nun höhere laufende Erträge - selbst wenn die Zinsniveaus langsam sinken. Im Fokus stehen laut Investment Outlook 2026 Staatsanleihen mit differenzierter Duration, wobei Kurzläufer als Puffer gegen Wachstumsschocks dienen können, während längere Laufzeiten stärker von Inflations- und Fiskalerwartungen beeinflusst werden. Investment-Grade-Unternehmensanleihen, insbesondere aus dem Bankensektor, bieten solide Fundamentaldaten dank robuster Kapitalquoten und verbesserter Regulierung. Auch High-Yield-Anleihen weisen vergleichsweise solide Kennzahlen auf, eine bessere Rating-Struktur als in früheren Zyklen und bisher moderate Ausfallraten.
Parallel rücken Emerging-Market-Anleihen in lokaler Währung und in Hartwährung in den Blick. Viele Schwellenländer konnten ihre Inflationsspitzen früher in den Griff bekommen und haben Spielraum für weitere Zinssenkungen, was Kurschancen mit sich bringt. Im Bereich Securitised Credit sieht Goldman Sachs etwa bei hochwertigen CLO-Tranchen attraktive Spreads bei guter Struktur - allerdings mit hoher Selektionsanforderung, insbesondere bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen.
Im Bereich Private Markets geht es weniger um einen breiten Bewertungscrash als um Differenzierung. Im Private-Equity-Segment sind Halte- und Exit-Multiples historisch hoch, allerdings stark verzerrt zugunsten besonders hochwertiger Assets. Einige Portfoliounternehmen dürften Abwertungen hinnehmen müssen, andere gelten als fair bewertet. Im Bereich Private Credit bleibt die Gesamtlage robust, doch Goldman Sachs betont die Bedeutung strenger Underwriting-Standards und laufender Überwachung. Immobilien und Infrastruktur profitieren strukturell von Themen wie Energiewende, Modernisierung der Stromnetze, wachsendem Strombedarf durch KI-Rechenzentren und dem Ausbau von Verteidigungs- und Verkehrs-Infrastruktur.
Strategische Leitlinien für das Portfolio
Wie aus dem Investment Outlook 2026 von Goldman Sachs Asset Management hervorgeht, wird das Jahr 2026 weniger von einem einzigen großen Makro-Narrativ bestimmt sein, sondern von einer Vielzahl kleinerer und größerer Katalysatoren, die sich je nach Region und Anlageklasse unterschiedlich auswirken. Das Umfeld ist geprägt von moderatem, aber fragilem Wachstum, langsam sinkender Inflation, hohen Staatsschulden, politischem Druck auf Notenbanken, einer sich neu ordnenden Weltwirtschaft und einem Technologiezyklus, der von KI-Investitionen dominiert wird.
Für die Portfoliokonstruktion leitet Goldman Sachs daraus mehrere Leitlinien ab: Aktives Management bei der Auswahl von Regionen, Sektoren und Einzeltiteln sowie beim Timing von Zins- und Laufzeitenentscheidungen gewinnt an Bedeutung. Eine breite Diversifikation über Aktien, Anleihen, Liquid Alternatives und Private Markets hinweg ermöglicht es, von mehreren potenziellen Katalysatoren zu profitieren. Dabei sollten Chancen risikobewusst genutzt werden - etwa bei KI-Gewinnern, europäischen Re-Industrialisierungs-Titeln, japanischen Reformprofiteuren oder Emittenten aus Schwellenländern mit soliden Bilanzen. Anleger, die die Komplexität akzeptieren, aktiv managen und bereit sind, auch abseits der ausgetretenen Pfade zu investieren, können die Chancen dieses Umfelds gezielt nutzen.
D. Maier / Redaktion finanzen.net
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