Aktienquote im Fokus: Individuelle Asset Allocation als Schlüsselfaktor

Die Frage nach der "richtigen" Aktienquote beschäftigt Anleger seit Jahrzehnten. Häufig wird versucht, diese mit einfachen Faustregeln zu beantworten - etwa der bekannten Formel "100 minus Lebensalter". Solche Ansätze mögen als grobe Orientierung dienen, berücksichtigen jedoch nicht die spezifischen Vermögens- und Einkommensstrukturen, die Ziele oder die Risikotoleranz des Anlegers.
Aus professioneller Sicht ist es zielführender, die Aktienquote im Rahmen einer umfassenden Asset-Allocation-Strategie zu bestimmen, die sowohl quantitative als auch qualitative Faktoren einbezieht. Neben klassischen Parametern wie Renditeerwartung, Volatilität, Korrelationen und Liquiditätsanforderungen spielen vor allem die individuelle Risikotragfähigkeit sowie das Verhalten in Stressphasen eine entscheidende Rolle.
Fallbeispiel: Auswirkungen individueller Rahmenbedingungen
Ein fiktiver Investor, im Erwerbsalter, mit hoher Aktienquote (85 Prozent) und signifikantem künftigen Kapitalzufluss, weist zunächst eine hohe Tragfähigkeit für Marktrisiken auf. Gleichwohl zeigen Analysen, dass geplante Entnahmen und persönliche Ausgabemuster die Nachhaltigkeit des Portfolios beeinflussen.
Finanzmathematisch ergibt sich: Eine dauerhafte Verlustbegrenzung auf maximal 15 Prozent bei einer Zielrendite von sechs Prozent jährlich vor Steuern (ca. vier Prozent nach Steuern und Kosten) kann unter Annahme moderater Kapitalmarktvolatilität erreicht werden. Langfristig ist jedoch ein Rückgriff auf die Substanz in der Rentenphase wahrscheinlich.
Portfolioimplikationen
Aus der Analyse folgt eine Reduktion der Aktienquote auf ca. 40 Prozent, kombiniert mit einer diversifizierten Beimischung:
• Kurzlaufende europäische Unternehmensanleihen im High-Yield-Segment (Restlaufzeit ca. drei Jahre)
• Alternative Strategien (zwei marktneutrale Hedgefonds-Ansätze)
• Immobilienfonds mit stabiler Ausschüttungspolitik
Ziel ist eine robustere Ertragsstruktur mit geringerer Volatilität und einem höheren Maß an Planbarkeit der Cashflows. Alle Allokationen werden breit diversifiziert umgesetzt, um idiosynkratische Risiken zu minimieren.
Fazit:
Die Festlegung der "richtigen" Aktienquote erfordert eine systematische Analyse aller relevanten Einflussfaktoren, einschließlich der erwarteten Kapitalströme, des Liquiditätsbedarfs und - besonders - der Risikotragfähigkeit. Pauschale Regeln greifen zu kurz. Für institutionelle wie private Portfolios gilt: Die Asset Allocation sollte auf einer belastbaren, individuellen Risiko-Rendite-Optimierung basieren, regelmäßig überprüft und bei veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden.
von Riklef von Schüssler, Vorstandsvorsitzender, Allington Investors AG, Bad Homburg
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