Vermögensverwalter-Kolumne

Trump haut mal wieder drauf

20.10.25 09:02 Uhr

Trump haut mal wieder drauf | finanzen.net

Das Börsengeschehen seit Anfang Oktober kurz zusammengefasst: Alles super - und dann kam Trump.

Bevor Mr. White House mal wieder China mit neuen Zollandrohungen ins Visier nahm, erreichten die Aktienmärkte Anfang des Monats neue Höchststände.

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Der Treiber für die Allzeithochs ist unter anderem "KI" - Aktienkurse von Firmen, die mehr oder weniger stark mit dem Hype-Thema "Künstliche Intelligenz" verbunden sind, entschweben in atemberaubende Höhen. Einige Aktienbewertungen mögen daher beunruhigen, da sie nur durch sehr optimistische Zukunftserwartungen erklärbar werden. Andererseits zeigen die US-amerikanischen Tech-Giganten bereits heute, dass massive Gewinne in der KI-Wertschöpfungskette zu erzielen sind. Somit gibt es zwar Parallelen zur Dot.com-Blase von der Jahrtausendwende, dennoch sind die Märkte weit entfernt von leeren Unternehmenshüllen, die nur vom zukünftigen Narrativ leben.

Wie aber kommen die teils extremen Bewertungen überhaupt zustande? Beispiel Oracle: Das Unternehmen berichtete im September, dass die vertraglich zugesicherten Umsätze gegenüber dem Vorjahr um sagenhafte 360 Prozent gestiegen seien. Die Auflösung folgte einen Tag später: Oracle und ChatGPT hatten vertraglich vereinbart, dass ChatGBT ab 2027 gigantische Datencenter-Kapazitäten von Oracle bezieht. Um diese aufzubauen, muss Oracle KI-Chips in Höhe von 40 Milliarden Dollar von Nvidia kaufen. Nvidia kündigte wiederum an, bis zu 100 Milliarden Dollar in ChatGPT investieren zu wollen.

Hier fließen also Gelder im Kreis und genau diese Zirkularität sorgt bei Marktbeobachtern für Skepsis: Es scheint, als habe die KI-Industrie das Perpetuum mobile erfunden, aber mittelfristig braucht dieser Geldkreislauf externes Futter. OpenAI muss es gelingen, sein Produkt ChatGPT mit genug zahlenden Kunden zu monetarisieren. Ob das gelingt, ist offen. Insofern besteht durchaus die Gefahr einer Investitionsblase.

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Zumal über der Branche das Damoklesschwert eines Handelskriegs USA-China schwebt: "Seltene Erden versus Halbleiter" könnte man sagen. Sowohl USA als auch China haben gegenüber der anderen Wirtschaftsmacht ein Faustpfand in der Hand, um sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Der Handel zwischen China und USA bricht bereits ein. Die chinesischen Exporte sanken im September um 27 Prozent, die Importe um 16 Prozent. Frachtschiff-Reeder reagieren, indem sie ihre Handelsrouten nach USA ausdünnen und Routen streichen. Ob die USA aus dem Kräftemessen als Gewinner hervorgehen, ist offen. Trump will "Deals" - schnell und mit kurzfristigem Effekt, China denkt hingegen strategisch und langfristig.

"It will all be fine" kam letztens beschwichtigend aus dem Weißen Haus. Am Ende ist die Trump-Kursdelle also womöglich eine Kaufgelegenheit, um sich für eine Jahresendrally in Stellung zu bringen. Außerdem glauben die Börsianer weiter an den "TACO"-Trade ("Trump Always Chickens Out"): Trump wird letztlich schon nachgeben oder seine Forderungen abmildern.

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Von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

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