Vorsorge mit Weitblick: Wie eine Patientenverfügung Leben und Vermögen schützt

Wer sich mit Geldanlage beschäftigt, denkt an Rendite, Risiko und Sicherheit. Was die wenigsten bedenken: Die größte Unsicherheit lauert nicht an der Börse, sondern im eigenen Leben.
Ein Unfall, ein Schlaganfall, ein Moment der Ohnmacht - und plötzlich entscheiden andere über medizinische Maßnahmen, Operationen oder künstliche Ernährung. Wer dann keine Patientenverfügung hat, überlässt den eigenen Willen dem Zufall.
Eine Patientenverfügung ist kein medizinisches Formular, sondern ein Instrument persönlicher Würde. Sie legt fest, welche Behandlungen man wünscht oder ablehnt, wenn man sich selbst nicht mehr äußern kann. Damit trifft man Entscheidungen im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte - nicht in einer Notsituation, in der andere spekulieren, "was er oder sie wohl gewollt hätte". Gerade für Menschen mit Verantwortung - Unternehmerinnen, Investoren, Familienmenschen - bedeutet Vorsorge mehr als nur ein gutes Gefühl. Sie sichert den eigenen Willen, schützt Angehörige vor quälenden Entscheidungen und bewahrt das Vermögen vor ungewollten Langzeitkosten.
Warum das Thema so dringlich ist
Viele verbinden eine Patientenverfügung mit Alter, Krankheit oder Pflegebedürftigkeit. Doch ein schwerer Unfall kennt kein Geburtsdatum. Auch junge Erwachsene sollten handeln, sobald sie volljährig sind - denn mit 18 endet das elterliche Sorgerecht. Ohne Vollmacht dürfen selbst die Eltern keine medizinische Entscheidung treffen. Die Vorstellung, dass im Ernstfall fremde Dritte oder Behörden über das eigene Leben bestimmen, sollte Antrieb genug sein, jetzt aktiv zu werden.
Im Ausland gilt: Vorsorge kennt keine Grenzen
Globalisierung betrifft nicht nur Märkte und Portfolios, sondern auch Lebensentwürfe. Geschäftsreisen, Ferienhäuser, längere Auslandsaufenthalte - sie alle erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass medizinische Entscheidungen außerhalb Deutschlands getroffen werden. Eine deutsche Patientenverfügung ist im Ausland in der Regel nicht rechtlich bindend. Dennoch kann sie als wichtiger Hinweis auf den eigenen Willen dienen - vorausgesetzt, sie liegt in der Landessprache oder zumindest auf Englisch vor.
Wer regelmäßig ins Ausland reist oder dort lebt, sollte:
· seine Verfügung mehrsprachig und beglaubigt übersetzen lassen,
· sie für Dritte verfügbar hinterlegen, denn aus dem Krankenhaus ist beispielsweise der Safe nicht zu öffnen,
· und im Aufenthaltsland prüfen, ob eine nationale Zusatzverfügung sinnvoll ist.
In Staaten wie Spanien, der Schweiz oder Thailand gibt es spezifische rechtliche Vorgaben, die man mit einem Anwalt vor Ort abklären kann. Es ist wie bei Kapitalmarktinvestments: Ohne lokale Expertise riskiert man Fehlentscheidungen mit hohen Konsequenzen.
Sicherheit ist kein Zufall
Wer sein Portfolio diversifiziert, sollte auch seine Vorsorge diversifizieren. Eine rechtssichere Patientenverfügung, idealerweise kombiniert mit einer Vorsorgevollmacht, ist die Basis einer umfassenden Lebensstrategie. Sie sorgt dafür, dass Ihr Wille respektiert, Ihr Vermögen geschützt und Ihr Umfeld entlastet wird - unabhängig von Alter, Gesundheitszustand oder Aufenthaltsort.
Das Leben ist nicht planbar. Aber man kann planen, wie man leben - und wie man sterben - möchte. Diese Entscheidung bewusst zu treffen, ist keine Frage der Angst, sondern der Haltung.
Oder, um es mit norddeutscher Klarheit zu sagen:
Butter bei die Fische - wer sein Vermögen schützt, sollte auch sich selbst absichern.
Von Heiko Löschen, Geschäftsführer der GSP asset management in Münster.
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