US-Autobauer: Wo Anleger Gas geben sollten

Benzin ist billig und US-Kunden kaufen wie in alten Zeiten: Sie reißen sich um Pick-ups und große Geländewagen - das Traditionsrevier der US-Autobauer.
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von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Amerika ist im PS-Fieber. Hochmotorisierte Pick-ups und Geländewagen - kurz SUVs - dominieren die Verkaufsstatistiken. Mehr als jedes zweite in den USA verkaufte Auto zählt zu dieser Kategorie. Klotzen statt kleckern ist daher das Motto der Autohersteller auf der North American International Auto Show in Detroit. Die erste große Automesse des Jahres öffnet ihre Pforten am Montag.
Im vergangenen Jahr stiegen die Autoverkäufe in den USA um sechs Prozent auf 16,5 Millionen. Der Absatz liegt damit wieder auf dem Niveau von vor der Finanzkrise. 2009 brachen die Verkaufszahlen dramatisch ein, General Motors (GM) und Chrysler schlitterten in der Folge in die Insolvenz. GM kam nur mit staatlicher Hilfe wieder auf die Beine, Chrysler fusionierte mit Fiat. Für die Italiener erweist sich das nun als Glücksfall, bekommen sie so doch Zugang zum wichtigen US-Markt.
Heute ist der Optimismus bei den US-Autobauern so groß wie lange nicht mehr. Das robuste Wirtschaftswachstum, das steigende Verbrauchervertrauen, günstige Finanzierungsmöglichkeiten und der billige Sprit - der Liter Benzin kostet umgerechnet derzeit nicht einmal 50 Cent - treiben die Kunden in die Verkaufsräume der Autohändler.
Die National Automobile Dealers Association (NADA), die führende Autohändlervereinigung in den USA, hält in diesem Jahr rund 17 Millionen Autoverkäufe für realistisch. "Neue Jobs, steigende Löhne, die niedrigen Zinsen und der niedrige Benzinpreis lassen auf ein weiteres Absatzplus in diesem Jahr hoffen", prognostiziert Steven Szakaly, Chefökonom der NADA. Ein weiterer Faktor ist das stetige Bevölkerungswachstum. "Mit der Bevölkerung wächst in den USA auch die Motorisierung", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR). Im Jahr 2018 werden laut Schätzung des CAR über 18 Millionen Autos in den USA verkauft.
Spritschleudern bevorzugt
In den Häuserschluchten und Vororten von Metropolen wie New York oder Los Angeles prägen Limousinen zumeist japanischer Hersteller wie Honda oder Toyota das Bild. Auch deutsche Fabrikate sind keine Seltenheit. Wer die nötigen finanziellen Mittel hat, kauft oft Audi, BMW oder Mercedes. So ist es kein Zufall, dass Premiumhersteller Audi ausgerechnet in Detroit die zweite Generation seines Geländewagens Q7 erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert. Mercedes zeigt das GLE Coupé im SUV-Format, das gegen den BMW X6 antritt und auf amerikanische Bedürfnisse abzielt.
Lässt man die Ballungsräume hinter sich, begegnet man aber immer öfter wuchtigen Pick-ups. Dieses Segment ist fest in der Hand der amerikanischen Hersteller. Benzinschleudern wie Chevrolet Silverado, Dodge Ram und Ford F-150 sind bei Farmern und Handwerkern ebenso beliebt wie bei Familienvätern. Seit über drei Jahrzehnten ist der Ford F-150 das meistverkaufte Auto in den USA und für den Hersteller das mit Abstand wichtigste Modell. Im vergangenen Jahr setzte der zweitgrößte US-Autobauer auf dem Heimatmarkt mehr als 750.000 Stück des wuchtigen Lastesels ab.
Ford-Chef Mark Fields nutzt die Messe, um neben weiteren Hochleistungsfahrzeugen den F-150 Raptor, übersetzt "Räuber", zu präsentieren. Die für Rallyes optimierte Version des Wagens dürfte weit über 400 PS auf die Räder bringen und zu einem Publikumsmagneten auf dem Ford-Stand werden. Weniger Leistung würde die Fans enttäuschen.
Beim Modellwechsel im vergangenen Herbst ging man in der Ford-Zentrale in Dearborn bereits ein gewagtes Experiment ein. Mit der Neuauflage des Bestsellers F-150 wechselte der Konzern bei der Konstruktion der Karosserie von Stahl auf Aluminium. Die Entscheidung dazu fiel vor einigen Jahren, als der Benzinpreis deutlich höher stand und Pick-ups nur schwer an den Mann zu bringen waren. Durch den Einsatz von Aluminium spart Ford beim Gewicht, was den Verbrauch senkt. "Das ist ein Meilenstein für die amerikanische Autoindustrie", sagt Andrew Lane, Stahl- und Aluminiumexperte vom Analyseunternehmen Morningstar.
Wegen der enormen Investitionskosten für neue Maschinen und der höheren Materialkosten sei der Schritt aber auch eine "riskante Angelegenheit", meint Lane. Zumal das Modell rund 90 Prozent zu Fords Gewinn im Automobilbereich beisteuert, schätzt Adam Jonas, Autoanalyst bei Morgan Stanley. Mit den durch den Leichtbau gestiegenen Rohstoffkosten werden wohl die Margen sinken, warnt Jonas.
Für Ford steht viel auf dem Spiel: Qualitätsprobleme, Produktionsverzögerungen oder Skepsis der Kundschaft wegen des neuen Materials könnten Ford schnell die Krone im lukrativen Segment der Pickups kosten. Ford-Boss Fields baut da schon mal vor: "Der neue Truck hat mehr als zehn Millionen Testmeilen absolviert, mehr als jedes andere Fahrzeug zuvor in der Geschichte des Konzerns."
Geht die neue Strategie auf, dürfte der US-Hersteller das Konzept auch auf andere Fahrzeuge übertragen. In Sachen Leichtbau wäre Ford seinen amerikanischen Mitbewerbern damit einen großen Schritt voraus - und würde materialtechnisch zur deutschen Premiumkonkurrenz aufschließen: Audi, BMW, Mercedes und Porsche setzen schon lange auf Aluminium und Karbon.
Ford wird in diesem Jahr voraussichtlich mehr Aluminiumbleche benötigen als die gesamte europäische Automobilindustrie. Ein Scheitern des Materialwechsels wäre auch für Alcoa schmerzhaft. Der US-Aluminiumkonzern stockte eigens für Ford die Kapazitäten auf.
Konkurrenz ist hellwach
GM-Chefin Mary Barra wittert hingegen die Chance, im Pick-up-Segment an Ford vorbeizuziehen: Mit dem Chevrolet Silverado und dem fast baugleichen GMC Sierra hat der Konzern gleich zwei Topseller im Programm - die Lastesel verkauften sich im vergangenen Jahr zusammen über 700.000 Mal und sind dem F-150 dicht auf den Fersen. Um die Absatzzahlen anzukurbeln, gewährt GM Extra-Rabatte auf die Modelle. Ein Erfolg im lukrativen Pick-up-Markt würde auch von anderen Problemen ablenken. Im vergangenen Jahr musste die Nummer 1 der USA etliche Millionen Fahrzeuge wegen defekter Zündschlösser in die Werkstätten zurückbeordern. Außerdem sieht sich der Konzern wegen zahlreicher Unfälle mit hohen Schadenersatzforderungen konfrontiert. Dennoch war 2014 ein erfolgreiches Jahr: Mit knapp drei Millionen verkauften Autos - ein Plus von fünf Prozent - behauptete GM die Stellung als klarer Marktführer.
Der dritte große US-Hersteller tritt auch unter europäischer Ägide mit dem Dodge Ram an. Fiat Chrysler steigerte den Absatz des Pick-ups 2014 um fast ein Viertel auf 440.000 Fahrzeuge. Der italienisch-amerikanische Autobauer hat aber noch weitere Asse im Ärmel. Mit einem Absatzplus von über 16 Prozent baute die US-Sparte Chrysler ihren Marktanteil deutlich aus. Noch kräftiger fiel der Zuwachs bei der Konzernmarke Jeep aus. Hier kletterte der Absatz um 41 Prozent. Weltweit wurden 2014 erstmals über eine Million Geländewagen der Traditionsmarke verkauft, der Großteil davon in den USA. Bis 2018 will Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne den Jeep-Absatz fast verdoppeln. Außerdem kehrt die italienische Traditionsmarke Alfa in diesem Jahr in die USA zurück. Den Auftakt macht der Alfa Romeo 4C Spider - präsentiert wird der Sportwagen natürlich in Detroit.
Investor-Info
Fiat Chrysler
Auf der Überholspur
In diesem Jahr wird der Konzern voraussichtlich kräftig wachsen. Beim Umsatz ist mit einem Plus von sechs Prozent auf knapp 104 Milliarden Euro auszugehen. Der bereinigte Nettogewinn dürfte sich auf 1,3 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Mit einem KGV von rund zehn ist die Aktie nicht teuer. Für Fantasie sorgt außerdem der geplante Börsengang der Sportwagentochter Ferrari. Für Risikofreudige.
Ford
Gewagte Entscheidung
Analysten rechnen für 2015 zwar mit einem Gewinnanstieg um ein Drittel auf über sechs Milliarden Dollar, ein Fehlschlag beim neuen F-150 könnte das Ergebnis aber belasten. Außerdem hat Ford Probleme in Europa und Lateinamerika. Die Aktie ist deshalb nur eine Halteposition.
General Motors
Klar die Nummer 1
In Europa hat der Konzern noch immer mit Problemen zu kämpfen, auf dem wichtigen US-Markt ist GM aber klar die Nummer 1. Für das laufende Jahr rechnen Analysten mit einem kräftigen Gewinnsprung von fast 90 Prozent auf 7,5 Milliarden Dollar. Mit einem KGV von acht ist die Aktie außerdem günstiger bewertet als Ford. Auch aus charttechnischer Sicht ist die Aktie aussichtsreich. Kaufen.
Daimler
Starke Premiummarke
Mit 356.000 verkauften Fahrzeugen 2014 ist Daimler die führende Premiummarke in den USA. Mit dem Geländewagen GLE Coupé, der in Detroit präsentiert wird, dürften die Schwaben weiteren Schub erhalten. Vor Sondereffekten legt der Nettogewinn in diesem Jahr voraussichtlich um fünf Prozent zu. 2016 dürfte sich das Wachstum beschleunigen.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Andreas Hermsdorf / pixelio.de, cholder / Shutterstock.com
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