Floater mit Mindestverzinsung - Ein Klassiker ist wieder in

Weltweit sinkende Inflationsraten und ein gewisser Druck auf die Absatzpreise der Unternehmen - insbesondere in der Eurozone - lösen bei Notenbanken Deflationsängste aus.
Infolgedessen hat 2014 das Tempo der Zinssenkungen rund um den Globus nochmals angezogen. Jüngstes Beispiel ist Schweden, das seinen Leitzinssatz auf 0 % heruntergefahren hat.
Viele Länder fürchten aktuell Einbußen bei ihren Exporten und daraus resultierende deflationäre Entwicklungen infolge ausbleibender Güternachfrage. Mit dem Ziel dem entgegenzuwirken, senken die Notenbanken die Leitzinsen, um den Außenwert ihrer Währung zu drücken. Marktbeobachter sprechen inzwischen von einem regelrechten weltweiten "Abwertungswettlauf". Niedrige Zinsen sollen zudem die Kreditnachfrage der Unternehmen stimulieren und diese veranlassen, weiter zu investieren. Auch private Haushalte werden entlastet, weil deren Schuldendienst abnimmt, was den Konsum anregen soll.
Die brennende Frage vieler Anleihe-Investoren, wie lange diese historische Niedrigzinsphase andauern wird, ist schwer zu beantworten. In den USA haben die Notenbanker inzwischen beschlossen, den Ankauf von Staatsanleihen und von mit Hypotheken besicherten Wertpapieren ("QE" für "quantitative easing" = "monetäre Lockerung") einzustellen. Damit haben sie ein neues geldpolitisches Kapitel aufgeschlagen, eine erste Zinserhöhung nach vielen Jahren praktischer Nullzinspolitik zeichnet sich am Horizont ab. Noch spekulieren Analysten über den genauen Zeitpunkt, derzeit wird die zweite Jahreshälfte 2015 für wahrscheinlich gehalten.
Ganz im Gegensatz dazu rechnen Marktteilnehmer in Europa mit dem Bestreben der Europäischen Zentralbank (EZB), die Eurozone von diesem Trend abzukoppeln. Vor dem Hintergrund, dass der Leitzins nach der letzten Senkung auf 0,05 % im September kaum noch Luft nach unten hat, geht der Markt davon aus, dass die Zentralbank nunmehr QE-Maßnahmen starten wird. Konkret sind u. a. der Ankauf von Covered Bonds (Pfandbriefe) und von Asset Backed Securities schon beschlossen worden. Ob die Maßnahmen die Effekte in der geplanten Zeitspanne und im erstrebten Umfang erzielen, bleibt abzuwarten. Somit bleibt auch offen, ob das niedrige Zinsniveau in der Eurozone von Dauer bleibt oder ob nicht möglicherweise einsetzende inflationäre Tendenzen die Notenbanken zu Zinserhöhungen zwingen werden.
Anleihe-Investoren könnten in diesem Zinsumfeld auf Bewährtes zurückgreifen: Floater sind ein Klassiker, den es lohnt, näher zu betrachten. MarktZins Cap-Anleihen bieten eine Mindestverzinsung, die über dem heutigen Marktniveau liegt und gewähren zugleich eine Teilhabe an steigenden Zinsen. Referenzzinssatz dieser Floater ist zumeist der 6-Monats-Euribor. Je nach Produktvariante sind sie in einer ersten Laufzeitphase mit fixierten Kupons ausgestattet. Anschließend - oder bei Produktalternativen schon von Beginn an - ergibt sich die (weitere), dann variable Verzinsung aus dem jeweiligen Stand des 6-Monats-Euribor.
Eine Zinsuntergrenze ("Floor") sichert einen Mindestzins, der unabhängig vom Stand des Marktniveaus gezahlt wird. Diese Absicherung hat ihren Preis in Form einer ebenfalls festgeschriebenen maximalen Zinsobergrenze ("Cap"). Sollte der Referenzzins über diesen Wert steigen, wird ein Kupon in Höhe des Caps gezahlt. Damit stellen sie eine attraktive Produktalternative in Niedrigzinsphasen mit Unsicherheit über die Zinsentwicklung dar.
Nico Hamm ist Leiter der Abteilung Sparkassen, Banken & Öffentliche Kunden Nord und ist damit auch verantwortlich für den Verkauf der strukturierten Anleihen der HSH Nordbank. Als ausgewiesener Experte für Retailanleihen mit langjähriger Erfahrung schreibt er regelmäßig in seiner Kolumne über alle Themen rund um strukturierte Anleiheprodukte.
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