NZWL: Die starke Nachfrage in Europa und China macht einen neuerlichen Kapazitätsausbau nötig

Der Leipziger Automobilzulieferer Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH plant die Emission einer neuen Unternehmensanleihe. Finanzen.net führte diesbezüglich ein Interview mit Dr. Hubertus Bartsch, dem Geschäftsführer des Unternehmens.
Finanzen.net: Am deutschen Kapitalmarkt ist Ihr Unternehmen als Anleiheemittent bereits mehrfach in Erscheinung getreten. Wären Sie so freundlich das Geschäftsmodell der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig in zwei oder drei Sätzen kurz vorstellen?
Dr. Hubertus Bartsch: Wir sind ein international tätiger Produzent von Motor- und Getriebeteilen, Zahnrädern, Getriebebaugruppen und komplett montierten Getrieben sowie ganzen Antriebseinheiten für die neuen Elektromotoren für die Automobilindustrie. Unser wichtigstes Produkt sind Synchronisierungen für Direktschaltgetriebe. Damit sind wir weltweit einer der führenden Zulieferer im wachsenden Segment der Direktschaltgetriebe; bei ca. 90 % der Aufträge schenkt man uns sogar das Vertrauen als Alleinlieferant.
Die deutsche Automobilbranche steckt nicht nur wegen des VW-Abgasskandals in einer tiefen Vertrauenskrise. Neue Technologien werden derzeit weniger als Chance, sondern eher als Risiko wahrgenommen. Warum sollten Anleger dennoch in die Anleihe der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig investieren?
Einerseits muss man das große Bild sehen: Der Wunsch der Menschen nach Mobilität ist ungebrochen. Die Zulassungszahlen der großen Hersteller sind weiter wachsend. Besonders China ist weiterhin ein sehr dynamischer Markt. Wir als NZWL profitieren von den positiven Trends im Markt: Direktschaltgetriebe sind stark wachsend, u. a. weil jedes Hybrid-Auto ein Direktschaltgetriebe benötigt, und wir sind ein weltweit führender Zulieferer für die hier benötigten Synchronisierungen. China ist der am stärksten wachsende Markt und wir sind dort seit 4 Jahren mit einer eigenen, sehr erfolgreichen Produktion über unsere Schwestergesellschaft präsent. Wir haben dort bereits einen chinesischen Hersteller als Kunden gewinnen können.
Hybride und reine Elektroantriebe sind auf dem Vormarsch und wir haben in diesem Feld bereits seit 2012 in diversen Pilotprojekten mit namhaften Herstellern unsere Leistungsfähigkeit erfolgreich bewiesen. Von zusätzlichen Neuaufträgen 2017/2018 im Volumen von rund 30 Mio. Euro entfallen schon 25 % auf Hybrid und Elektro.
Ich könnte diese Argumentationskette noch lange fortsetzen. Mir ist wichtig zu betonen, dass wir das Vertrauen unserer Investoren in den vergangenen 5 Jahren sehr wertgeschätzt haben und zurückgezahlt haben, indem wir unsere Ankündigungen vollumfänglich umgesetzt haben. Ganz genauso wollen wir das auch mit der neuen Anleihe und den Investoren halten, die uns jetzt für die kommenden Jahre ihr Vertrauen erneut oder erstmalig schenken.
Wie sieht Ihr Kundenportfolio konkret aus. Existieren möglicherweise Klumpenrisiken?
Zu unseren Kunden zählen VW, Audi, Porsche, Seat, Skoda, Daimler, Nissan, BMW und ZF - sowohl im PKW-, Transporter- als auch Nutzfahrzeugbereich. Neu hinzugekommen ist nun mit seinem bereits zweiten substanziellen Großauftrag 2018 Great Wall, ein namhafter chinesischer Hersteller. Die Partnerschaften zwischen Markenhersteller und Zulieferer sind in unserer Branche traditionell sehr eng. Dadurch ergeben sich durchaus gewisse gegenseitige Abhängigkeiten, die durchaus positiv wirken können. Aber Klumpenrisiken? Nein, das trifft nicht zu.
Seit 2014 verfügen Sie über einen Standort in China. Wie sind Sie mit dessen Performance zufrieden? Als mittelständisches Unternehmen stelle ich mir die Expansion ins Reich der Mitte nicht ganz leicht vor.
Gewissermaßen der "Ritterschlag" in diesem Markt war, dass es uns gelungen ist, neben dem größten deutschen Hersteller, für den das Werk in erster Linie gebaut wurde, nun mit Great Wall Motors einen namhaften chinesischen Hersteller mit signifikanten Volumina als Kunden gewonnen zu haben. Nach dem Erstauftrag konnten wir in diesem Jahr bereits einen zweiten Großauftrag von Great Wall akquirieren, der uns letztendlich einen zusätzlichen Umsatz von rund 16 Mio. Euro jährlich bringen wird, sobald die Produktion dafür hochgelaufen ist. Das wird 2020 der Fall sein. Wir dürfen auf die Entwicklung in China schon ein bisschen stolz sein - und unsere Investoren auch, die dieses Projekt ja erst ermöglicht haben. Als mittelständisches Unternehmen ist es uns gelungen, über unsere Schwestergesellschaft dort ein Werk zu errichten und binnen drei Jahren auf voraussichtlich 40 Mio. Euro in 2018 zu wachsen. Im ersten Halbjahr 2018 haben wir schon einen Umsatz von 22 Mio. Euro erzielt.
Unter deutschen Automobilherstellern und -zulieferern gab es in diesem Jahr einige Enttäuschungen zu vermelden. Wie entwickelten sich bei der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig Umsätze und Ergebnisse?
Wir sind in der großartigen Situation, dass unsere Produkte sowohl von den europäischen Automobilherstellern als auch in China sehr stark nachgefragt werden - stärker als wir das selbst geplant und erwartet hatten. Hier liegt ja genau der Grund, warum wir aktuell Investoren für eine neue Anleihe 2018/2024 ansprechen. Die vor einem Jahr noch nicht absehbare zusätzliche Volumen beziffere ich auf rund 30 Mio. Euro Umsatz pro Jahr ab Erreichen der Kammlinie in der Produktion. Es gibt sogar weitere, derzeit aber noch lockere Anfragen für zusätzliche Volumenerhöhungen. Auch verzeichnen wir aktuell ein sehr starkes Wachstum in der E-Mobilität. Für diese Volumina wollen wir uns jetzt wappnen - dafür benötigen wir zusätzliche Mittel.
Wir sind mit unserer Geschäftsentwicklung sehr zufrieden, unser Wachstum ist ungebrochen. Im 1. Halbjahr 2018 konnten wir den Konzernumsatz von 48,1 Mio. Euro auf 55,2 Mio. Euro, also um 14,8 % steigern. Auch die Ertragskennzahlen konnten Schritt halten. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um 8,9 % von 5,6 Mio. Euro auf 6,1 Mio. Euro. Noch wichtiger für mich als die in den Finanzkennzahlen messbare Entwicklung im 1. Halbjahr ist unsere Perspektive. Denn wir konnten in den ersten sechs Monaten 2018 zahlreiche, zukunftsträchtige Neuaufträge in Europa generieren, die insbesondere Synchronisierungen, Räder und Wellen für Motor- und Getriebenebenaggregate mit hohen Drehzahlen sowie erste E-Antriebsbaugruppen und den Ausbau des Hybridgetriebeanteils betreffen. Dementsprechend summierte sich der Auftragseingang auf 55,5 Mio. Euro nach 46,4 Mio. Euro im Vorjahr. Der Auftragsbestand lag zum 30. Juni 2018 bei 56,8 Mio. Euro nach 48,4 Mio. Euro zum Vorjahresstichtag.
… und wie sieht ihr Ausblick für die kommenden Jahre aus?
Einerseits haben wir eine sehr gute Sichtbarkeit unserer zukünftigen Umsätze und Erträge. Die Auftragszyklen in der Automobilindustrie umfassen ja immer gleich einige Jahre. Andererseits sind wir bewusst konservativ und geben keine Planung heraus, die über das folgende Jahr hinausgeht. Ich bin aber extrem zuversichtlich, dass wir unsere positive Entwicklung fortsetzen und von einer Unternehmensgruppe mit derzeit 100 Mio. Umsatz in Europa und 40 Mio. Euro in China stabil weiter wachsen werden.
Anleger können vom 5. bis voraussichtlich 13. November Ihre mittlerweile vierte Unternehmensanleihe zeichnen. Über welche Konditionen verfügt sie und wofür ist das frische Kapital konkret vorgesehen?
Unsere Anleihe bietet über die Laufzeit von sechs Jahren einen Kupon von 6,5 % p. a. bei einem Volumen von bis zu 12,5 Mio. Euro. Die Covenants beinhalten u. a. eine Kontrollwechsel- und Drittverzug-Klausel, eine Verschuldungsbegrenzung (Net debt/EBITDA: < 6,5) sowie eine Ausschüttungsbegrenzung auf max. 25% des HGB-Jahresüberschusses.
Wir sind in der schönen Situation, dass wir für die Tilgung der Altanleihe 2014/2019, die im März 2019 ansteht, keine Mittel benötigen. Diese ist über den zu 100 % erfolgreichen Umtausch 2017/2018 und die vorhandene Liquidität bereits gesichert. Wir haben sehr genau kalkuliert, wie hoch unser Mittelbedarf ist für die geplanten Erweiterungsinvestitionen in Europa sowie für eine neue Werkshalle in China, die über ein Darlehen an unsere Schwestergesellschaft finanziert wird. Zusätzlich investieren wir gezielt in Entwicklungskapazitäten sowohl in Europa als auch in China, da unser Entwicklungsbeitrag von den OEMs immer stärker nachgefragt wird.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Bartsch.
Zur Person und zum Unternehmen:
Dr. Hubertus Bartsch ist CEO und seit 1999 geschäftsführender Gesellschafter der Neue Zahnradwerke Leipzig GmbH, die auf eine mehr als 110-jährige Historie im Getriebebau und der Automobilbranche zurückblickt. Seit 2008 hat das Unternehmen konsequent internationalisiert und ist seither auf einen stabilen Wachstumskurs eingeschwenkt - nicht zuletzt als wichtiger Zulieferer von Synchronisierungen für das wachsende Segment der Direktschaltgetriebe und eine starke Stellung als Alleinlieferant bei 90 % der Aufträge an die namhaftesten deutschen und europäischen Automobilhersteller.
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Bildquellen: NZWL
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