Zinsexperte Purps: Ordentliche Sparzinsen in Sicht
In dieser Woche melden sich zahlreiche Notenbanken zu Wort. Finanzen.net sprach mit Kornelius Purps, dem Zins-Experten der UniCredit, über die Perspektiven am Geldmarkt.
Finanzen.net: Viele Experten erwarten im April eine Zinserhöhung der EZB. Denken Sie, dass es bereits am Donnerstag so weit sein könnte?
Kornelius Purps: Davon bin ich überzeugt. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent werden wir am Donnerstag die erste Anhebung der Leitzinsen seit langem sehen. Die Aussagen der EZB-Verantwortlichen lassen - meiner Meinung nach - keinen anderen Schluss zu, schließlich hat sich das inflationäre Umfeld in den vergangenen Monaten spürbar eingetrübt. Zur Wahrung Geldwertstabilität steht die EZB in der Pflicht, das extrem niedrige Zinsniveau allmählich zu erhöhen.
Wäre mit einer Anhebung der Zinsen die Flucht Portugals unter den EU-Rettungsschirm noch zu verhindern?
Die Refinanzierung Portugals kann man völlig losgelöst von der erwarteten Zinserhöhung der EZB betrachten. Eine Anhebung um höchstwahrscheinlich 25 Basispunkte würde sich hier kaum niederschlagen und spielt daher eine völlig untergeordnete Rolle. Die Probleme der Portugiesen, sich zu finanzieren, dürften sich auch bei einer Beibehaltung des bisherigen Zinsniveaus nicht in Luft auflösen.
Neben der EZB melden sich auch die australischen, japanischen, und britischen Notenbanker in der nächsten Woche zu Wort. Wie bewerten Sie die Lage in Japan und Australien nach deren Naturkatastrophen?
Selbst ohne das verheerende Beben wäre in Japan ein Beibehalten der Nullzinspolitik sicher gewesen. Dort dürfte eine Zinserhöhung in den kommenden Quartalen wahrscheinlich kaum zur Diskussion anstehen. Mit Blick auf die kommende Woche werden die Notenbanker ihr Augenmerk eher auf die aktuelle Liquiditätslage richten. Restriktive Maßnahmen stehen außer Frage. In Australien haben die Notenbanker die möglichen negativen Folgen der Überflutungen bereits ausgiebig analysiert. Eine Zinsänderung erachten wir als relativ unwahrscheinlich.
Denken sie dass es der EZB gelingt, die Inflation dauerhaft in den erwünschten Korridor zurückzuführen?
Davon bin ich überzeugt. Seit der Einführung des Euro hat sie einen hervorragenden Job gemacht. Das Rückführen der Inflation in den Zielkorridor von knapp unter zwei Prozent wird sie allerdings nicht überhastet angehen. Ihr Ziel wird sie nicht bereits im Juni erreichen, aber in 12 bis 18 Monaten sollte man diesbezüglich die Pflicht erfüllt haben.
Und nun noch eine Frage, die viele Sparer und Häuslebauer unter den Nägeln brennt. Welche Zinserwartungen haben Sie bzw. die UniCredit?
An einem Anstieg des allgemeinen Zinsniveaus führt derzeit wohl kein Weg vorbei. Allerdings wird es je nach Laufzeit zu unterschiedlich starken Reaktionen kommen. Im zehnjährigen Bereich wäre für mich ein über 50 Basispunkte hinausgehender Anstieg in den kommenden Monaten eine große Überraschung. Bei einjährigen Laufzeiten könnte sich der Anstieg aber durchaus auf 150 Basispunkte belaufen.
Doch so eine Zinserhöhung hat ja auch ihre guten Seiten. Sparer werden wahrscheinlich nicht in Jubelarien ausbrechen, doch bei Festgeld dürfte die Zwei vor dem Komma wieder normal werden.