Denkfalle

Die eine Frage, die fast alle im Bewerbungsgespräch vermasseln

09.09.25 03:15 Uhr

Das Rätsel, an dem 99,5 Prozent aller Bewerber scheitern: Kennen Sie die richtige Antwort? | finanzen.net

Es gibt diese eine Frage, die immer wieder in Bewerbungsgesprächen auftaucht - scheinbar harmlos, aber mit großer Wirkung. Rund 99,5 Prozent aller Kandidaten beantworten sie falsch. Dabei geht es gar nicht um richtig oder falsch, sondern um den Blick hinter die Kulissen.

Bushaltestellen-Frage

Die Situation klingt wie aus einem moralischen Gedankenspiel: Es ist Nacht, ein Sturm tobt, und ein Auto fährt an einer Bushaltestelle vorbei. Dort warten drei Menschen. Eine alte Frau, die offensichtlich in Lebensgefahr schwebt. Eine Person, die dem Fahrer früher einmal das Leben gerettet hat. Und der Mensch, mit dem vielleicht ein gemeinsames Leben beginnen könnte, die große Liebe. Der Haken: Im Auto ist nur ein Platz frei. Wen nimmt man mit? Diese Frage ist kein Rätsel. Sie ist ein Klassiker unter Personalverantwortlichen, weil sie viel mehr über einen Menschen verrät als jede Aufzählung von Stärken und Erfolgen. Laut dem Autor Jim Ballard scheitern 99,5 Prozent aller Befragten daran. Nicht, weil sie zu wenig Empathie hätten, sondern weil sie zu schnell denken und zu eng.

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Warum der Reflex in die Irre führt

Die meisten Menschen entscheiden sich spontan. Viele wählen die ältere Dame, weil sie Hilfe braucht. Andere sehen in der lebensrettenden Freundschaft eine Verpflichtung. Und manche hoffen auf das Glück der großen Liebe. Drei Möglichkeiten, drei gute Gründe - und trotzdem falsch?

Das Problem liegt nicht in der Entscheidung selbst, sondern in der Haltung dahinter. Wie XING News erklärt, besteht der Fehler darin, dass Kandidaten sich zu sehr auf die vorgegebene Situation einlassen. Die Frage suggeriert, es gäbe nur diese drei Optionen. Wer sie so annimmt, bleibt im Spielfeld der anderen und lässt dabei die Gelegenheit verstreichen, die Regeln selbst neu zu schreiben.

Die Antwort, die Personalverantwortliche wirklich hören wollen

Die vielleicht eleganteste Lösung hat Ballard selbst vorgeschlagen. Er empfahl, dem Freund den Autoschlüssel zu geben, damit er die ältere Frau ins Krankenhaus fahren kann. Und sich selbst mit der potenziellen großen Liebe an der Bushaltestelle zu verabreden, auf den Bus wartend, gemeinsam. Diese Antwort ist kein Trick, sondern ein Zeichen dafür, dass jemand in der Lage ist, eine festgefahrene Situation aufzulösen, Verantwortung zu verteilen und mehrere Interessen gleichzeitig im Blick zu behalten. Genau das macht diese Frage so spannend: Sie trennt analytisches Denken vom bloßen Abarbeiten.

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Was solche Fragen tatsächlich bezwecken

Die Bushaltestellen-Frage steht nicht allein. Immer wieder tauchen im Bewerbungskontext Fragen auf, die anfangs irritieren, aber mit einem klaren Ziel gestellt werden. Bei der Frage nach dem "Lieblingstier" etwa geht es nicht wirklich um Biologie - sondern darum, ob jemand sich selbst einschätzen kann. Der Adler steht für Überblick, der Fuchs für List, der Hund für Loyalität. Es geht um die Assoziationen, nicht um das Tier.

Noch eine beliebte Frage: Wie viele Golfbälle passen in einen Schulbus? Auch hier erwartet niemand eine präzise Zahl. Was zählt, ist die Herangehensweise, ob jemand laut denkt, Annahmen formuliert, systematisch bleibt. Laut Welt Karriere ist das eine gute Methode, um strukturiertes Denken unter Unsicherheit zu testen. Ein weiteres Beispiel: "Was würden Ihre Kollegen über Sie sagen?" Wer darauf mit einer auswendig gelernten Stärke antwortet, verschenkt eine Chance. Wer dagegen auch Schwächen benennen kann - ohne sich schlechtzumachen, zeigt Reife.

Und was das alles mit Erfolg zu tun hat

Am Ende dieser Fragen steht nie nur die eine perfekte Antwort. Im Fokus steht vielmehr, wie jemand denkt, entscheidet, mit Widersprüchen umgeht. Die Bushaltestellen-Frage wirkt so einfach, aber genau das macht sie so tückisch. Sie verführt dazu, schnell zu reagieren. Und lässt dabei genau jene durchfallen, die nicht innehalten, um die eigentlichen Spielregeln zu erkennen. Die wenigen, die eine unerwartete Lösung vorschlagen, fallen auf - nicht weil sie besser rechnen oder klüger argumentieren. Sondern weil sie zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen, andere einbinden und Optionen schaffen. Eigenschaften, die in jedem Job zählen, vielleicht sogar mehr als perfekte Qualifikationen.

Redaktion finanzen.net

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