Reichtum allein reicht nicht: Wie viel Geld man zum Glück braucht - und was noch zählt

Geld kann glücklich machen - aber nur bis zu einem gewissen Maß. Danach zählen Zeit, Gesundheit und Beziehungen viel stärker fürs persönliche Wohlbefinden.
Wann Einkommen deckelt
Jahrelang galt in der Glücksforschung das Einkommen von rund 75.000 US-Dollar als magische Grenze für Wohlbefinden. Doch neuere Studien zeigen ein nuancierteres Bild. In einer groß angelegten Untersuchung mit Daten über mehrere Jahre stellte das Forschungsteam um Matthew Killingsworth fest: Für Menschen mit mittlerem bis hohem Glücksniveau steigt das Wohlbefinden auch jenseits von 100.000 US-Dollar weiter an, insbesondere für Spitzenverdiener - allerdings in langsamem, stetem Tempo. Für jene mit niedrigem Glückslevel wirkt zusätzliches Geld ebenfalls bis etwa 100.000 US-Dollar - danach allerdings nicht mehr.
Anders ausgedrückt: Menschen im unteren Zufriedenheitsbereich erleben mit steigendem Einkommen rasante Glücksgewinne - doch sobald diese Schwelle erreicht ist, ist der Nutzen begrenzt. Dagegen können sich Menschen mit mehr Begeisterung am Leben auch weiterhin durch weiteres Einkommen belohnen.
Zeit ist kostbar - und ersetzt Geld
Trotzdem verliert Geld seine Macht, wenn andere Lebensressourcen fehlen. Der Begriff "time affluence" beschreibt den Reichtum an freier Lebenszeit - ein Faktor, der sich als starker Indikator für Zufriedenheit erweist. Wer also viel Zeit für Familie, Freunde oder persönliche Interessen hat, erlebt oft größere Lebensfreude als jemand mit höherem Gehalt, jedoch einem Leben voller Stress.
Langzeitstudien wie Harvard Grant Study belegen: Tiefe soziale Bindungen und Gesundheit sind wichtiger fürs Glück als Geld. Ohne diese entsteht ein Gefühl von Leere - selbst bei dicken Konten.
Geld & Wohlstand
Mehr Einkommen bringt vor allem Vorteile in Form von Sicherheit und Selbstbestimmung. Finanzielle Freiheit ermöglicht es, Stressfaktoren auszubremsen und Ressourcen gezielter einzusetzen. Trotzdem bleibt der Effekt abgeschwächt - die Hedonic Treadmill erklärt, wie sich Menschen schnell an verbesserte Lebensumstände gewöhnen und sich der Glückszuwachs relativ gering anfühlt.
Auch soziale Vergleiche mindern die Wirkung: Das Einkommens-Easterlin-Paradoxon besagt, dass Wohlstand kurzfristig, nicht aber dauerhaft mehr Glück bringt - was zählt, ist der Vergleich mit dem Umfeld.
Wer also fragt, wie viel Geld wirklich glücklich macht, sollte sich eher fragen: Wie sieht mein Alltag aus? Habe ich genügend Zeit, Nähe zu anderen und körperliches Wohlbefinden? Wer hier ausbalanciert lebt, verbindet Stabilität und Erfüllung - jenseits jedes Gehaltskontos.
D. Maier / Redaktion finanzen.net
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