Finanzsteuer: Privatanleger zahlen mit
Die neue Steuer ist der falsche Weg, um die Banken an den Rettungskosten zu beteiligen, sagt Finanzexperte Markus Demary vom IW Köln.
von Andreas Höß, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Demary, am Montag haben elf EU-Staaten
beschlossen, ab 2014 eine Finanztransaktionsteuer einzuführen. Der richtige Weg, Banken an den Kosten der Krise zu beteiligen?
Markus Demary: Ich glaube nicht. Mit der Steuer wollte man ursprünglich Banken und große Spekulanten treffen. Nun werden wohl alle besteuert — auch Privatanleger, die Aktien oder Anleihen kaufen, und Unternehmen, die sich zum Beispiel gegen Währungsrisiken absichern. Und die Banken werden ihre Kosten an die Kunden weitergeben.
Am Ende zahlen die Verbraucher?
Ja, Kredite könnten durch die Transaktionsteuer teurer werden.
Dafür soll sie einen zweistelligen Milliardenbetrag einbringen.
Das ist keineswegs klar. Vielleicht weichen Großanleger auf andere Finanzplätze aus, von 27 EU-Staaten werden nur elf die Steuer einführen. Banken in Großbritannien oder Luxemburg haben nun einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Frankreich hat seit Sommer eine Finanzsteuer. Wie ist dort die Bilanz?
In Frankreich ist es noch zu früh, um Bilanz zu ziehen. Aber Schweden hatte ab 1984 eine Finanzsteuer. Daraufhin brachen die Börsenumsätze ein, der Markt wurde schwankungsanfälliger, und der Staat nahm weit weniger ein als erhofft. 1991 hat man die Steuer wieder abgeschafft.
Wie verhindert man wilde Spekulation und beteiligt Banken an Kosten, wenn nicht über eine Steuer?
Wer selbst haftet, geht geringere Risiken ein. Höhere Eigenkapitalquoten, wie sie die Basel-Regeln vorschreiben, sind der richtige Weg.