Nvidia und Open AI betreiben ihr Billionenspiel
Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich

Herausragende Quartalszahlen und beste Margen machen Investoren bei Nvidia glücklich. Trotzdem bleibt die Fallhöhe im KI-Sektor hoch.
Die Erwartungen an Nvidia waren vor den Quartalszahlen ein wenig reduziert worden. Jedenfalls, wenn man die Flüsterschätzungen beachtet. Umso erfreuter waren Investoren als der Konzern am 19.11 Rekordzahlen kombiniert mit Rekordmargen vorlegte. Die KI-Rally darf also weiterlaufen. Dennoch sollte man im Hinterkopf ab jetzt das Verhältnis von Investitionen, Rendite und Finanzierungsbedarf haben. OpenAI ist ein Beispiel dafür, wie ambitioniert viele Anleger unterwegs sind. Denn die jüngsten Gerüchte über einen Börsengang von OpenAI mit einer Bewertung von einer Billion US-Dollar lassen aufhorchen. "Derzeit wird OpenAI mit rund 0,5 Billionen Dollar bewertet, bei einem geschätzten Umsatz von gerade einmal 4,3 Milliarden Dollar in der ersten Jahreshälfte 2025 und prognostizierten 13 Mrd. Dollar für das Gesamtjahr", rechnen die Experten vom Lynx-Broker vor.
KUV in anderen Sphären
Ein Kurs-Umsatz-Verhältnis rechnet man besser nicht aus, denn es würde viele irritieren. Zur Einordnung sei auf das Kurs-Umsatz-Verhältnis bekannter Firmen verwiesen. Laut Daten vom Börsenplatz gettex liegt SAP bei einem KUV von gut sieben während mancher Autobauer unter eins gerutscht ist und auch Banken traditionell beim KUV nicht weit von eins entfernt sind. Beim Chiphersteller Nvidia beträgt das KUV laut gettex-Daten bei 28 - schon eher vergleichbar mit einer OpenAI hinsichtlich des Geschäftsmodells. Microsoft wiederum weist ein KUV von 14 aus.
Investitionen ohne Limit
So umstritten somit die mögliche Bewertung von OpenAI sein kann, so dynamisch sind die KI-Investitionen in allen Ecken: Infrastruktur, spezialisierte Chips, Software-Entwicklung, Cloud-Computing und automatisierte Analytik. Unternehmenschefs berichten von messbaren Produktivitätsgewinnen, die durchschnittlich sieben Prozent über den Vorjahren liegen. Entsprechend sehen Analysten und Manager KI als die disruptive Kraft. Doch Vorsicht bleibt geboten: Wer hier zu optimistisch plant, könnte schnell den Boden unter den Füßen verlieren. Gleichzeitig zeigen die Zahlen: Der mögliche weltweite Umsatz mit KI-Technologien lag 2024 bei rund 180 Milliarden Dollar, bis 2030 könnte er auf etwa 1,3 Billionen Dollar steigen. Ein Wachstum, das sich sehen lassen kann - aber auch Fragen nach Überhitzung und Überkapazitäten aufwirft. Die Aktie von Oracle korrigierte jüngst in wenigen Wochen um weit mehr als 30 Prozent. Oracle ist bei privaten Anlegern auch in Deutschland beliebt, speist seine Tätigkeit aber mittlerweile mit einem immensen Schuldenberg, der finanziert werden muss. Selbst Meta muss für Anleihen bis zu sechs Prozent Zinsen hinblättern.
Viele bleiben auf der Strecke
Die Börse hat gelernt, zwischen Hype und realen Ergebnissen zu unterscheiden. Historische Blasen entstanden durch übertriebenen Optimismus in unprofitablen oder betrügerischen Unternehmen. Heute verdient die Tech-Elite Geld, und KI bringt messbare Produktivitäts- und Margensteigerungen. Das unterscheidet die aktuelle Situation von früheren Übertreibungen. Doch nicht jede Firma wird daran verdienen, im Gegenteil. Schon jetzt zeigt sich, dass selbst bei großen Firmen wie Meta, Alphabet, Microsoft oder Nvidia die Kursentwicklungen schnell auseinanderlaufen, sobald einer auch nur Zweifel an seiner Strategie oder seinem Gewinnwachstum zulässt. Jüngst musste dies Meta nach den Quartalszahlen spüren während bei Amazon die Zweifel verschwanden.
Chancen liegen vor allem bei Unternehmen, die KI-Investitionen effizient monetarisieren und nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen. Risiken bestehen in Form von Überbewertungen einzelner Schwergewichte, zunehmender Fremdfinanzierung und der Frage, wie schnell Investitionen veralten. Die Kernbotschaft lautet: Genießen Sie die Musik, doch behalten Sie das Parkett im Blick - es könnte stellenweise sehr rutschig werden.
150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.