EZB-Zinsentscheid: Leitzins bleibt unangetastet - Wirtschaftsausblick wird mit Spannung beäugt

Die Europäische Zentralbank, kurz EZB, hat am Donnerstagnachmittag ihre Entscheidung über das künftige Zinsniveau im Euroraum bekannt gegeben.
• Die EZB belässt den für den Markt maßgeblichen Einlagenzins bei 2,0 Prozent
• Währungshüter setzen auf Abwarten angesichts der stabilen, aber unsicheren Wirtschaftslage
• Neue Prognosen: Inflation nähert sich der 2,0-Prozent-Marke weiter an
Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen im Euroraum stabil gehalten. Wie allgemein von Ökonomen mit Blick auf aktuelle Inflationsdaten erwartet, verbleibt der Einlagenzins, den Banken für das Parken von Geldern erhalten, bei 2,0 Prozent. Nach einer Serie von Zinssenkungen im Frühjahr 2024 setzt die Notenbank damit ihren Kurs der "ruhigen Hand" fort, den sie bereits im Juli, September und Oktober eingeschlagen hatte.
Wirtschaftsausblick: Eurosystem-Fachleute erwarten stabile Inflation und moderates Wachstum
Nach den aktuellen Projektionen der Fachleute des Eurosystems steuert die Inflation im Euroraum auf eine Phase der Stabilisierung zu. Die Gesamtteuerungsrate wird laut den Prognosen im kommenden Jahr bei durchschnittlich 2,1 Prozent liegen und in den Folgejahren mit Werten von 1,9 Prozent (2026), 1,8 Prozent (2027) und schließlich 2,0 Prozent im Jahr 2028 nahe dem Zielwert verharren.
Etwas hartnäckiger zeigt sich die Kerninflation, also die Teuerung ohne die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel. Hier rechnen die Experten für 2025 mit einem Durchschnitt von 2,4 Prozent. Über 2,2 Prozent im Jahr 2026 soll dieser Wert bis 2027 auf 1,9 Prozent sinken, bevor er 2028 wieder bei 2,0 Prozent erwartet wird. Dass die Inflationserwartungen speziell für das Jahr 2026 nach oben korrigiert wurden, liegt vor allem an der Dienstleistungsteuerung, die langsamer zurückgeht als ursprünglich angenommen.
Positive Signale gibt es hingegen beim Wirtschaftswachstum, das die Erwartungen aus dem September übertrifft. Dank einer robusten Binnennachfrage wurde die Prognose für das Jahr 2025 auf 1,4 Prozent und für 2026 auf 1,2 Prozent angehoben. Auch für die Jahre 2027 und 2028 gehen die Fachleute von einer konstanten Wachstumsrate von jeweils 1,4 Prozent aus.
Richtungsweisender Beschluss für Leitzins in 2026?
Die Zinsentscheidung hat unmittelbare Auswirkungen auf Sparer und Kreditnehmer. Seit dem Zinsgipfel im Frühjahr 2024, als der Einlagenzins noch bei 4,0 Prozent lag, sind die Kreditzinsen für Unternehmen und Immobilienkäufer sowie die Sparzinsen deutlich gesunken. Der heutige Beschluss gibt nun die Richtung für das erste Halbjahr 2026 vor.
Lagarde: Isabel Schnabel eine von mehreren guten Kandidaten
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich zurückhaltend zu Fragen nach einer möglichen Nachfolgerin oder einem Nachfolger geäußert. "Ich habe keinen Favoriten", sagte sie in der Pressekonferenz nach der jüngsten Ratssitzung auf die Frage, was sie zu einer Kandidatur der beiden Deutschen Isabel Schnabel und Joachim Nagel sage. "Es gibt viele gute Kandidaten und Isabel ist eine davon", fügte sie zu. Lagardes Amtszeit endet im Oktober 2027.
Zuvor hatte der EZB-Rat wie erwartet beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Zudem wurden höhere Inflations- und Wachstumsprojektionen veröffentlicht. Explizite Aussagen zum weiteren Zinskurs machte das Gremium nicht. Es will seine Geldpolitik weiterhin von Sitzung zu Sitzung festlegen und sich dabei an den aktuellsten Daten orientieren.
Redaktion finanzen.net / DOW JONES
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