Entscheidung im Blindflug

Trotz hoher Inflation: US-Notenbank senkt erneut den Leitzins - Konjunkturprognose angehoben

10.12.25 20:37 Uhr

US-Notenbank ergibt sich dem Druck: Leitzins das dritte Mal in Folge gesenkt | finanzen.net

Die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve wird mit Argusaugen beobachtet. Entsprechend war auch der Leitzinsentscheid am Mittwoch mit Spannung erwartet worden.

• US-Notenbank senkt den Leitzins wie erwartet
• Neue Spanne: 3,50 und 3,75
• Entscheidung in außergewöhnlicher Situation

Wer­bung

Die US-Notenbank hat die Leitzinsen ein drittes Mal in Folge gesenkt. Wie die Währungshüter am Mittwoch mitteilten, liegt dieser nun zwischen 3,50 und 3,75, also 0,25 Prozent niedriger als zuvor. Dieser Schritt war am Markt erwartet worden. Grund dafür waren erneut Bedenken bezüglich eines schwachen Arbeitsmarkts, während die hartnäckige Inflation auf hohem Niveau als vorübergehend betrachtet wird. Die Risiken für die Beschäftigung hätten in den vergangenen Monaten zugenommen, hieß es von der Fed. Eine Mehrheit von Volkswirten hatte eine Zinssenkung erwartet.

Bereits im September sowie Ende Oktober hatte die Federal Reserve zwei Zinsschritte nach unten beschlossen - jeweils um 0,25 Prozentpunkte. In den Monaten davor hielt sie trotz der Forderungen von Donald Trump noch an ihrem Kurs fest.

US-Notenbank in schwieriger Lage

Derzeit herrscht Uneinigkeit innerhalb der Fed über die Geldpolitik. Der politische Druck aus dem Weißen Haus, wo sich Präsident Trump in den vergangenen Monaten vehement für kräftige Leitzinssenkungen ausgesprochen hatte, lastet auf der eigentlich unabhängigen Notenbank.

Wer­bung

Die Fed hat ihre geldpolitische Entscheidung im Dezember unter ungewöhnlich schwierigen Voraussetzungen treffen müssen: Wegen des 43-tägigen Verwaltungsstillstands infolge des Budgetkonflikts standen auch die Statistikbehörden weitgehend still. Deshalb fehlen aktuelle Zahlen zu Preisen und Beschäftigung. Die jüngsten verfügbaren Inflations- und Arbeitsmarktdaten stammen aus dem September. Damals verzeichnete das Bureau of Labor Statistics eine Gesamtinflation von 3 Prozent, ebenso hoch lag die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel. Der vielbeachtete PCE-Index des Handelsministeriums zeigte im selben Zeitraum eine Kern- wie auch eine Gesamtrate von 2,8 Prozent. Auch beim Arbeitsmarkt gibt es keine aktuelleren Regierungszahlen als die aus dem September, als 119.000 neue Jobs entstanden. Der jüngste Hinweis kommt vom privaten Anbieter ADP, der für November einen Rückgang um 32.000 Stellen meldete - besonders schwach schnitt die Industrie ab.

Dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr im September noch auf 3,0 Prozent gestiegen und damit deutlich über dem mittelfristigen Inflationsziel der Fed von 2,0 Prozent gelegen hatten, spräche an sich gegen eine Zinssenkung. Allerdings hatten Experten einen noch stärkeren Zuwachs befürchtet, sodass die Sorgen um den US-Arbeitsmarkt schwerer wiegen als die Inflationsproblematik.

Gratwanderung für die US-Notenbank

Mit ihren Zinsentscheidungen versucht die US-Notenbank, einen Kompromiss zwischen stabilen Preisen und möglichst vielen Vollbeschäftigten zu finden. Ist der Leitzins zu hoch, bremst er die Wirtschaft aus etwa wegen zu hoher Kreditkosten. Ein niedrigerer Zins stimuliert zwar Wachstum und den Arbeitsmarkt, kann aber die Inflation anheizen. Die Notenbank stellt für das nächste Jahr weiterhin laut ihren Projektionen im Median nur eine weitere Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte in Aussicht.

Wer­bung

US-Notenbank erhöht Konjunkturprognose für 2026

Die US-Notenbank Federal Reserverechnet im kommenden Jahr mit deutlich mehr Wachstum als bislang. Für 2026 geht die Zentralbank im Median mittlerweile von einem Plus von 2,3 Prozent aus - noch im September hatten die Experten 1,8 Prozent für das neue Jahr vorhergesagt. Die Konjunkturerwartungen für das ablaufende Jahr stiegen die Fed leicht auf 1,7 Prozent (zuvor 1,6 Prozent).

Die Inflation dürfte 2026 unterdessen nachlassen: Trotz der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump erwartet die Notenbank nun einen Wert von 2,4 Prozent statt bislang 2,6 Prozent. Für 2025 hatten die Experten eine Teuerungsrate von 3,0 Prozent vorhergesagt - jetzt rechnen sie mit 2,9 Prozent.

Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX

Bildquellen: tlegend / Shutterstock.com, Mesut Dogan / Shutterstock.com