Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Ehrgeizige Prognosen

15.04.10 11:25 Uhr

Ehrgeizige Prognosen | finanzen.net

Kaum sind die letzten Daten für das vierte Quartal veröffentlicht, steht die Berichtssaison für die ersten drei Monate des neuen Jahres an.

Los geht es in den USA, wo die Finanzabteilungen der Firmen offenbar deutlich zügiger arbeiten als in Deutschland. Der Aluminiumhersteller Alcoa hat am Montag traditionsgemäß den offiziellen Startschuss gegeben - und gleich gepatzt. Die Zahlen des Konzerns haben vor allem beim Umsatz, aber auch beim Ergebnis leicht enttäuscht. Klar besser schnitt Intel am Dienstag nach Börsenschluss ab. Der Halbleiterhersteller, der wegen seiner exzellenten Marktstellung als Indikator für die gesamte Technologie-Branche gilt, hat die Prognosen der Analysten eindeutig übertroffen.

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Die Erwartungen sind extrem ehrgeizig. So rechnen die Analysten für die Unternehmen aus dem S&P 500 mit einem Gewinnzuwachs gegenüber dem Vorjahr von rund 70 Prozent. Dabei muss man berücksichtigen, dass das erste Quartal 2009 von der Finanzkrise geprägt war und die Ergebnisse damals stark unter Druck standen. Nachdem die vergangenen Quartale durch eine Vielzahl an positiven Überraschungen geprägt waren, ist mit den Anstieg der Erwartungen das Risiko für Enttäuschungen gewachsen. Das zeigt sich schon an den Unternehmen, die wegen eines verschobenen Geschäftsjahrs vorab ihre Zahlen für Q1/10 veröffentlicht haben (etwa Oracle oder Adobe). Laut dem Indexanbieter Standard & Poors hat rund die Hälfte der „Frühmelder“ die Erwartungen an den operativen Gewinn verfehlt.

Für die kommenden Quartale sind die Analysten übrigens noch optimistischer und rechnen mit weiteren Gewinnverbesserungen. Trotz dieser ehrgeizigen Schätzungen ergibt sich für den S&P 500 auf Basis der operativen Ergebnisse ein 2010er KGV von 15. Nimmt man die Nettoergebnisse, steigt der Wert auf über 19. Damit haben die Bewertungen inzwischen wieder ihren historischen Durchschnitt erreicht. Die niedrigen Zinsen könnten zwar für weiter steigende Kurse sorgen, weil sie die Tendenz zur Blasenbildung in sich tragen. Die anhaltend schwachen Wirtschaftsdaten dürften aber an den Unternehmen nicht spurlos vorbei gehen und so die hohen Erwartungen dämpfen. Das könnte sich - etwa ab Mitte des Jahres - negativ auf die Kursentwicklung von Aktien auswirken.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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