Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Pleitegefahr!

18.03.10 11:15 Uhr

Pleitegefahr! | finanzen.net

Derzeit stehen Griechenland und andere südeuropäische EU-Mitglieder im Mittelpunkt, wenn es um die hohen Staatsdefizite geht.

Zweifel an der Kreditwürdigkeit gibt es auch im Bezug auf die USA und Großbritannien. Für Deutschland dagegen haben die Rating-Agenturen erst kürzlich Entwarnung gegeben. Leider ist nicht nachvollziehbar, warum. Auf lange Sicht wird auch die Bundesrepublik ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen können.

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Nach Angaben des Statistischen Bundesamts beliefen sich die öffentlichen Schulden Ende 2009 auf 1,69 Billionen Euro. Allein im abgelaufenen Jahr wurden neue Verbindlichkeiten von knapp 113 Milliarden Euro aufgetürmt. Erschreckend ist ein Blick auf die langfristige Entwicklung: Ob gute oder schlechte Wirtschaftslage - die Staatsschulden sind seit Gründung der Bundesrepublik in jedem Jahr angeschwollen. Das Tempo hat dabei eher noch zugenommen. 1980 standen die staatlichen Stellen mit aus heutiger Sicht bescheidenen 239 Milliarden Euro in der Kreide. Alle Daten enthalten dabei nur die bislang aufgelaufenen Schulden, nicht aber staatliche Versprechungen, deren Auszahlung die Haushalte erst in Zukunft belasten. Die fünf Wirtschaftsweisen schätzten diese so genannte implizite Verschuldung 2003 auf 270 Prozent des BIP. Auf dieser Berechnungsbasis schleppt Deutschland also einen Schuldenberg von sechs bis sieben Billionen Euro mit sich herum. Vor allem Verpflichtungen für Renten und Pensionen machen diesen Posten zu einem unkalkulierbaren Risiko.

Eine Rückzahlung der Verbindlichkeiten wird auch durch die demografische Entwicklung erschwert. Seit Gründung der Bundesrepublik waren im Schnitt rund 60 Prozent der Bevölkerung zwischen 20 und 65 Jahre alt. Vor allem durch die Überalterung der Gesellschaft wird sich die Quote in den nächsten Jahrzehnten aber deutlich verschlechtern. Das Statistische Bundesamt rechnet damit, dass diese leistungsfähige Altersgruppe bis 2060 auf 50 Prozent der Bevölkerung schrumpft. Weniger Erwerbsfähige müssen dann nicht nur eine steigende Zahl von Alten versorgen, sondern auch noch die Schulden der Vorgängergenerationen abtragen: Ein Ding der Unmöglichkeit. Die Einstufung von Anleihen als „sicherer Hafen“ ist damit kaum haltbar.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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